- 06.09.2012, 18:08:44
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Welche konkreten Sachzwänge sprechen für ein Berufsheer?
Wo bleiben die gesamtstaatlichen Zielsetzungen?
Utl.: Wo bleiben die gesamtstaatlichen Zielsetzungen?=
Wien (OTS) - Eine Feuerwehr im Einsatz: die Hausfrau, die Landwirtin,
der Busfahrer, der Büroangestellte, der Gemeindebedienstete - lauter
"Profis"? Nein, aber für bestimmte Funktionen ausgebildete
Feuerwehrangehörige! Eine Baufirma: der angelernte Helfer, der
Lehrling, der Maurer, der Polier, der Baumeister. Also alles
"Profis"? Mitnichten, denn keine Baufirma kann sich lauter Profis
leisten, will sie wirtschaftlich arbeiten.
Wenn man diese Beispiele bisher bekannten Argumenten für ein
Berufsheer gegenüberstellt, könnte man auch zur Ansicht gelangen,
dass die Behauptung "Profis können alles besser und kosten gleich
viel" nicht zwingend stimmen muss.
Betreffend Katastrophenhilfe stellt sich vor allem die Frage, was
die betroffenen Menschen bei Katastrophen erwarten? Mehr Profis oder
mehr helfende Hände, die unter Anleitung von Profis gezielt arbeiten?
Die Antwort lautet: rasche und effektive Hilfe durch viele Hände, die
anpacken, und Profis, die den Einsatz gut organisieren. Das haben
auch die Bewohner der jüngsten Katastrophengebiete beim Einsatz des
Bundesheeres erleben können und dankbar angenommen. Natürlich braucht
man auch entsprechendes Gerät und die dafür ausgebildeten
Spezialisten. Aber selbst beim Bau von (herkömmlichen) Brücken
braucht man mehr Hände als Spezialisten. Das kommt auch im
Kurier-Newsletter vom 01.09.2012 deutlich zum Ausdruck: Rekruten, die
stolz darauf sind, unter Anleitung ihrer Kommandanten (also
Berufssoldaten und daher Profis) geholfen und sogar Brücken errichtet
zu haben. Sie haben zu ihrem erlernten Beruf zusätzliches Wissen und
Können erlangt. Genau das wird ihnen und anderen später in vielen
Situationen nützlich sein.
Gerade beim Thema Katastrophenhilfe darf der Wehrdienst nicht auf
die reine Aktivzeit und einzelne Statistiken reduziert werden. Im
Wehrdienst werden den Wehrpflichtigen Fähigkeiten vermittelt (z. B.
Leben im Felde, Durchhaltefähigkeit), die auch die persönliche
Selbsthilfefähigkeit erhöhen und somit einen Beitrag zur Erhöhung der
gesamtgesellschaftlichen Resilienz darstellen. Diverse Prognosen
gehen davon aus, dass die Zahl von Großkatastrophen in naher Zukunft
steigen wird (Blackouts, Klimakatastrophen, etc.) und dass diese
immer weniger mit der reinen organisierten Hilfe zu bewältigen sein
werden. Jeder Einzelne muss seinen Beitrag zur Schadensbewältigung
leisten können. Es ist daher völlig falsch, diese Schulung durch die
Wehrpflicht jetzt aufs Spiel zu setzen. Unabhängig davon ist eine
Diskussion zu führen, welche Ausbildungsinhalte den jungen Menschen
generell zu vermitteln sind. Dazu muss die Politik aber endlich klare
Ziele vorgeben - eine Wehrpflichtdiskussion ohne Entscheidung, welche
Fähigkeiten das Österreichische Bundesheer in Zukunft erbringen muss
(Stichwort Sicherheitsstrategie), ist unseriös und unverantwortlich!
Die IGBO rät daher allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, sich von
Scheinargumenten, praxisfeindlichen Vorstellungen oder
unvollständigen Statistiken nicht bluffen zu lassen. Wie bei
Pyramidenspielen oder vergleichbaren Geschäften sollte man die
Argumente hinterfragen und für sich prüfen, ob das Versprochene
überhaupt möglich ist. Macht man dies nicht besteht bekanntlich die
Gefahr, dass man alles verliert.
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