- 26.01.2012, 10:39:35
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ANTISEMITISMUS UND DIE BURSCHENSCHAFTEN DES WKR
Wien (OTS) - Schon die Gründerväter der burschenschaftlichen
 Bewegung definierten ihr "deutsches Volk" in Abgrenzung vom
 "Judentum". Bereits auf der Urburschenschaft von 1815 wurde
 verlangt, dass nur "ein Deutscher und Christ" Mitglied werden dürfe.
 1820 verlangten Korporierte auf dem Burschentag in Dresden den
 Ausschluss der "vaterlandslosen Juden". 1896 wurde am Waidhofener
 Verbandstag ein "Arierparagraph" formalisiert. Jüdische Studenten,
 die heute gerne als Alibi auf Internetseiten als Mitglieder geführt
 werden wie Sigmund Freund oder Theodor Herzl, verließen ihre
 Verbindungen oder wurden ausgeschlossen. 1920 stellte der Dachverband
 der Deutschen Burschenschaft (DB) fest, "dass die ererbten
 Rasseneigenschaften der Juden durch die Taufe nicht berührt werden".
Der Antisemitismus vieler Burschenschaften griff somit jenem des
 Nationalsozialismus voraus. Die Machtergreifung der
 Nationalsozialisten wurde 1933 vom DB bejubelt:" Was wir seit Jahren
 ersehnt haben, ist Tatsache geworden. 1938 wurden in Österreich
 katholische Verbindungen aufgelöst, nachdem vorher in Österreich
 mehrere Verbindungen als Tarngruppen der illegalen NSDAP verboten
 worden waren. Die deutschnationalen Burschenschaften lösten sich 1938
 freiwillig auf, gliederten sich in NS-Organisationen ein und blieben
 als "Kameradschaften" weiter existent.
Von der Burschenschaft "Olympia", der der heutige Dritte
 Nationalratspräsident Graf angehört, ist zu lesen: "Bei der
 eindrucksvollen Feier im Konzerthaussaal anlässlich der Überführung
 der waffenstudentischen Kooperationen in die Gliederungen der NSDAP
 wurden die Farben das letzte Mal in der Öffentlichkeit getragen."
1945 wurden die Kameradschaften als NS-Gliederungen aufgelöst, das
 Schlagen von Mensuren verboten. Die Bünde organisierten sich anfangs
 unter unverfänglichen Namen, wie 1948 die Olympia unter dem Namen
 "Tafelrunde Laetitia". Später klagte sie "Ein Großteil der
 Überlebenden war politisch verfolgt und mit Berufsverbot belegt".
 1952 wurden Mensuren wieder erlaubt. 1959 traten anlässlich der
 Schillerfeier die Burschenschaften wieder demonstrativ in der
 Öffentlichkeit auf. Ebenso 1965 bei einer Demonstrationen gegen den
 antisemitischen Professor Borodajkewycz, die angegriffen wurde und
 wobei ein ehemaliger KZ-Häftling getötet wurde.
Ideologisch hatte sich in der Zweiten Republik nicht viel geändert,
 noch 1971 wurde in einer Festschrift einer Burschenschaft betont,
 dass "1938 der Traum der Deutschen Burschenschaft vom Reich aller
 Deutschen Wirklichkeit wurde". Die "Olympia" war von 1961-1973 erneut
 verboten. Österreichische Burschenschaften galten als weitaus
 radikaler als deutsche Burschenschaften. Dies führte in den Verbänden
 zeitweise zu Spaltungen, bis sich die rechtsextreme Fraktion der
 Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) durchsetzte und es zu einer
 Wiedervereinigung mit der Deutschen Burschenschaft kam. In Österreich
 hatte die gemäßigte Burschenschaft 1983 "Symposion" den WKR
 verlassen. Legitimistische Verbindungen wie das Corps Ottonia gehören
 aus ihrer antinazistischen Tradition heraus ebenfalls dem WKR nicht
 an.
1989 betonte die Wiener Burschenschaft in einer Festschrift: "Gleich
 nach Kriegsende setzte die von den Siegern betriebene systematische
 Umerziehung.. ein." 1996 quittierten gemäßigtere deutsche
 Verbindungen die Wahl der Olympia auf den Vorsitz mit Austritten. Als
 Grund wurde angegeben: Österreicher hätten gefordert "Österreich und
 Teile Polens in die Wiedervereinigung Deutschlands mit
 einzubeziehen".
Bis heute hat sich nichts geändert. Viele (nicht alle)
 Burschenschafter sind Rechtsextremisten, Antisemiten und/oder
 Neonazis. Geschichtsrevisionisten halten Vorträge auf Verbindungen,
 NS-Verbrecher wie Kaltenbrunner oder der Treblinka-Kommandant Eberl
 sind anerkannte und verehrte "Alte Herren" ihrer Verbindungen.
 siehe auch www.doew.at/thema/thema_alt/rechts/burschen/burschis.html
Rückfragehinweis:
 Israelitische Kultusgemeinde, Tel: 01 53104 - 105
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