Wien (OTS) - Schon die Gründerväter der burschenschaftlichen
Bewegung definierten ihr "deutsches Volk" in Abgrenzung vom
"Judentum". Bereits auf der Urburschenschaft von 1815 wurde
verlangt, dass nur "ein Deutscher und Christ" Mitglied werden dürfe.
1820 verlangten Korporierte auf dem Burschentag in Dresden den
Ausschluss der "vaterlandslosen Juden". 1896 wurde am Waidhofener
Verbandstag ein "Arierparagraph" formalisiert. Jüdische Studenten,
die heute gerne als Alibi auf Internetseiten als Mitglieder geführt
werden wie Sigmund Freund oder Theodor Herzl, verließen ihre
Verbindungen oder wurden ausgeschlossen. 1920 stellte der Dachverband
der Deutschen Burschenschaft (DB) fest, "dass die ererbten
Rasseneigenschaften der Juden durch die Taufe nicht berührt werden".
Der Antisemitismus vieler Burschenschaften griff somit jenem des
Nationalsozialismus voraus. Die Machtergreifung der
Nationalsozialisten wurde 1933 vom DB bejubelt:" Was wir seit Jahren
ersehnt haben, ist Tatsache geworden. 1938 wurden in Österreich
katholische Verbindungen aufgelöst, nachdem vorher in Österreich
mehrere Verbindungen als Tarngruppen der illegalen NSDAP verboten
worden waren. Die deutschnationalen Burschenschaften lösten sich 1938
freiwillig auf, gliederten sich in NS-Organisationen ein und blieben
als "Kameradschaften" weiter existent.
Von der Burschenschaft "Olympia", der der heutige Dritte
Nationalratspräsident Graf angehört, ist zu lesen: "Bei der
eindrucksvollen Feier im Konzerthaussaal anlässlich der Überführung
der waffenstudentischen Kooperationen in die Gliederungen der NSDAP
wurden die Farben das letzte Mal in der Öffentlichkeit getragen."
1945 wurden die Kameradschaften als NS-Gliederungen aufgelöst, das
Schlagen von Mensuren verboten. Die Bünde organisierten sich anfangs
unter unverfänglichen Namen, wie 1948 die Olympia unter dem Namen
"Tafelrunde Laetitia". Später klagte sie "Ein Großteil der
Überlebenden war politisch verfolgt und mit Berufsverbot belegt".
1952 wurden Mensuren wieder erlaubt. 1959 traten anlässlich der
Schillerfeier die Burschenschaften wieder demonstrativ in der
Öffentlichkeit auf. Ebenso 1965 bei einer Demonstrationen gegen den
antisemitischen Professor Borodajkewycz, die angegriffen wurde und
wobei ein ehemaliger KZ-Häftling getötet wurde.
Ideologisch hatte sich in der Zweiten Republik nicht viel geändert,
noch 1971 wurde in einer Festschrift einer Burschenschaft betont,
dass "1938 der Traum der Deutschen Burschenschaft vom Reich aller
Deutschen Wirklichkeit wurde". Die "Olympia" war von 1961-1973 erneut
verboten. Österreichische Burschenschaften galten als weitaus
radikaler als deutsche Burschenschaften. Dies führte in den Verbänden
zeitweise zu Spaltungen, bis sich die rechtsextreme Fraktion der
Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) durchsetzte und es zu einer
Wiedervereinigung mit der Deutschen Burschenschaft kam. In Österreich
hatte die gemäßigte Burschenschaft 1983 "Symposion" den WKR
verlassen. Legitimistische Verbindungen wie das Corps Ottonia gehören
aus ihrer antinazistischen Tradition heraus ebenfalls dem WKR nicht
an.
1989 betonte die Wiener Burschenschaft in einer Festschrift: "Gleich
nach Kriegsende setzte die von den Siegern betriebene systematische
Umerziehung.. ein." 1996 quittierten gemäßigtere deutsche
Verbindungen die Wahl der Olympia auf den Vorsitz mit Austritten. Als
Grund wurde angegeben: Österreicher hätten gefordert "Österreich und
Teile Polens in die Wiedervereinigung Deutschlands mit
einzubeziehen".
Bis heute hat sich nichts geändert. Viele (nicht alle)
Burschenschafter sind Rechtsextremisten, Antisemiten und/oder
Neonazis. Geschichtsrevisionisten halten Vorträge auf Verbindungen,
NS-Verbrecher wie Kaltenbrunner oder der Treblinka-Kommandant Eberl
sind anerkannte und verehrte "Alte Herren" ihrer Verbindungen.
siehe auch www.doew.at/thema/thema_alt/rechts/burschen/burschis.html
Rückfragehinweis:
Israelitische Kultusgemeinde, Tel: 01 53104 - 105
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | IKG