Wien (OTS) - An der Universität Wien soll das seit drei Jahren
bestehende Department für die Didaktik der politischen Bildung
abgewickelt und die damit verbundene Professur gestrichen werden. Das
ergibt sich aus dem Entwicklungsplan der Universität für die Jahre
2013 bis 2015, der jetzt im Entwurf vorliegt. Der Vorstand der
Interessensgemeinschaft Politische Bildung (IGPB), der Fachverband
für die politische Bildung in Österreich, kritisiert dies und fordert
die Wiederbesetzung der Professur.
Stellungnahme des Vorstands der IGPB zur vorgesehenen Streichung der
Professur für Didaktik der politischen Bildung an der Universität
Wien
Mit großer Sorge hat der Vorstand der Interessensgemeinschaft
Politische Bildung (IGPB) zur Kenntnis genommen, dass das Department
für Didaktik der politischen Bildung an der Universität Wien
geschlossen werden soll. Nach dem Entwurf für den Entwicklungsplan
der Universität Wien für 2013 bis 2015 ist eine Wiederbesetzung der
Professur für Didaktik der politischen Bildung nicht vorgesehen.
Die IGPB sieht in dieser Entwicklung einen schweren Rückschlag für
die politische Bildung in Österreich. Die Wiener Professur wurde 2008
geschaffen und mit einer zweijährigen Befristung besetzt. Es handelt
sich hierbei um die erste und einzige Professur für Didaktik der
politischen Bildung in Österreich. Wegen ihrer grundsätzlichen
Bedeutung für das österreichische Bildungswesen wurde ihre
Einrichtung im Rahmen der Demokratieinitiative der Bundesregierung
vom Wissenschaftsministerium mit zusätzlichen Mitteln gefördert.
Damit verband sich die Erwartung, dass die Universität Wien über eine
zweijährige Startphase hinaus für eine dauerhafte Einrichtung und
Besetzung der Professur sorgen würden.
Die Bedeutung dieser Professur ergibt sich aus den erheblichen
Mängeln in der wissenschaftlichen Grundlegung politischer Bildung in
Österreich. Dies gilt vor allem für die Ausbildung von Lehrerinnen
und Lehrern, bei der selbst für Fächer, die politische Bildung in
ihrem Namen führen, fachliche und vor allem auch didaktische Fragen
politischer Bildung allenfalls eine randständige Rolle spielen. An
Forschungszusammenhängen zur politischen Bildung fehlte es bislang in
Österreich weitgehend, entsprechend mangelte es auch an
wissenschaftlicher Fort- und Weiterbildung in der Didaktik der
politischen Bildung für Lehrerinnen und Lehrer. Politische Bildung in
der Demokratie ist aber kein Gesinnungsunterricht; für sie muss
ebenso wie für andere Fachgebiete in der modernen Schule ein
wissenschaftliches Fundament gefordert werden.
Von der Professur und dem Department für Didaktik der politischen
Bildung an der Universität Wien sind seit 2008 eine Fülle von
Impulsen für die politische Bildung in Österreich ausgegangen. Hierzu
gehören Forschungsarbeiten, Publikationen, wissenschaftliche
Tagungen, Fortbildungsveranstaltungen und zahlreiche Kooperationen
mit außeruniversitären Institutionen. Zudem hat das Department
wesentlich zur internationalen Öffnung und Vernetzung der
österreichischen politischen Bildung beigetragen. Die Arbeit des
Departments war und ist nicht nur inneruniversitär für die
Verbesserung des Lehramtsstudiums im Fachgebiet, sondern über die
Universität hinaus für die Entwicklung der politischen Bildung in
Österreich von großer Wichtigkeit. Es ist zu befürchten, dass viele
dieser Initiativen nicht fortgeführt werden und begonnene
Kooperationen zusammenbrechen, wenn die erste Professur für Didaktik
der politischen Bildung in Österreich nur eine vorübergehende Episode
bleiben sollte.
Die IGPB fordert deshalb, dass entweder die Schließung des
Department für Didaktik der politischen Bildung an der Fakultät für
Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität rückgängig
gemacht oder dieses Department im Zuge der anstehenden Reform der
Lehramtsstudiengänge an einer anderen Fakultät neu gegründet wird.
Hierfür ist eine Wiederbesetzung der Professur für Didaktik der
politischen Bildung unabdingbar.
Rückfragehinweis:
Vorsitzender der IGPB
Ass.-Prof. Dr. Thomas Hellmuth
T 06 62/80 44-47 51
thomas.hellmuth@sbg.ac.at
www.igpb.at
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