- 03.01.2012, 12:20:13
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Ärzteschaft vom Aufbau des Pilotprojekts E-Medikation enttäuscht
Rechtswidrige Vergabepraktiken und mangelndes Interesse
Wien (OTS) - "Das Pilotprojekt E-Medikation war aus unserer Sicht
ein einziges Desaster", resümiert Johannes Steinhart, Vizepräsident
der Wiener Ärztekammer. Vor allem in Hinblick auf die "bescheidenen
Zahlen" der Teilnehmenden zeigt sich Steinhart von der
"Selbstbeweihräucherung des Hauptverbands" anlässlich des Endes der
Pilotphase irritiert.****
Denn von den angestrebten 50.000 Patientinnen und Patienten haben
in den Pilotregionen gerade einmal 8.000 die Einverständniserklärung
zur Teilnahme unterschrieben. Nur 3.000 davon haben auch tatsächlich
Medikamente in den teilnehmenden Apotheken bezogen. Ebenso weit
hinter den ursprünglichen Vorgaben blieb die Beteiligung der
Ärztinnen und Ärzte: Nur 83 Mediziner konnten für eine Beteiligung am
Pilotprojekt gewonnen werden, geplant waren 250. Weder die Ärzte noch
die Patienten konnten in der Pilotphase von der E-Medikation
überzeugt werden.
Erfreut zeigt sich Steinhart daher über die Aussage des
Vorsitzenden des Hauptverbands der österreichischen
Sozialversicherungsträger, Hans Jörg Schelling, dass die Akzeptanz
bei Ärzten, Apothekern und Patienten davon abhänge, dass gesetzliche
Rahmenbedingungen praxistaugliche Lösungen erlauben. "Wenn der
Hauptverbandvorsitzende diese Aussage ernst meint, gehört die gesamte
E-Medikation, wie sie in der Pilotphase erprobt wurde, in den
'E-Müll'. Das Projekt gehört von Grund auf neu durchdacht
beziehungsweise mangels Erfolgsaussicht gar nicht realisiert", so
Steinhart.
Dass der Chef des Hauptverbands gleichzeitig eine rasche
Implementierung des ELGA-Gesetzes fordert, weil er den
österreichweiten Rollout der E-Medikation so schnell wie möglich
umgesetzt wissen möchte, ist für Steinhart mit Schellings Aussage
nicht in Einklang zu bringen und in Hinblick auf den "bisher
katastrophalen Verlauf" des Pilotprojekts "unbegreiflich".
Evaluierung der E-Medikation vor ELGA-Umsetzung abwarten
Steinhart fordert deshalb eine lückenlose Evaluierung des
Pilotprojekts E-Medikation, deren Ergebnisse für April 2012 erwartet
werden, bevor weitere Umsetzungsschritte für die elektronische
Gesundheitsakte ELGA erfolgen. "Es kann doch nicht sein, dass man ein
Pilotprojekt derart in den Sand setzt und im gleichen Atemzug ein
noch viel größeres Projekt wie ELGA einfordert", bringt es der Obmann
der Kurie niedergelassene Ärzte auf den Punkt. Hier gelte es
innezuhalten und vernünftige Politik für die Menschen zu machen
anstatt mit "nicht durchdachten Hauruck-Aktionen" zu handeln.
Bestätigt sieht der Vizepräsident die Haltung der Wiener
Ärztekammer, die genau wegen dieser Vorgangsweise des Hauptverbands
im Sommer 2011 aus dem Pilotprojekt ausgestiegen ist. "Das
Bundesvergabeamt hat den Hauptverband aufgrund rechtswidriger
Vergabepraktiken im Pilotprojekt neuerlich verurteilt und unsere
Position bestätigt. Schön langsam sollte man im Hauptverband darüber
nachdenken, ob es nicht sinnvoller wäre, rechtskonform vorzugehen,
anstatt mit Gewalt Gesetze zu biegen", macht Steinhart deutlich.
Der Kurienobmann zieht Fazit: "Die Verurteilungen des
Hauptverbands haben uns mehr als einmal gezeigt, was passiert, wenn
ein Projekt dieser Größenordnung schlampig aufgesetzt ist. Sowohl
ELGA als auch die E-Medikation müssen daher einwandfrei aufgestellt
sein, bevor an eine Umsetzung nur zu denken ist".
Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle
Mag. Elisa Cavalieri
Tel.: (++43-1) 51501/1407
mailto:cavalieri@aekwien.at
http://www.aekwien.at
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