Redakteursrat: Nur die ORF-JournalistInnen und eine wachsame Öffentlichkeit können jetzt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor Dauerschäden bewahren
Wien (OTS) - "Die jüngsten Personalbestellungen im ORF entbehren
jeglicher sachlicher Begründbarkeit, sind offensichtlich die
Erfüllung von Parteiwünschen im Zuge der sommerlichen Neubestellung
der Geschäftsführung" sagt ORF-Redakteursratsvorsitzender Fritz Wendl
zu den heute bekannt gewordenen ORF-Postenbesetzungen.
"Niko Pelinkas bisherige Tätigkeit als SPÖ-Vertreter im
Stiftungsrat war kaum durch die im ORF-Gesetz geforderte
Qualifikation, dafür aber immer wieder durch das Image des
unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks schädigende Verhalten
gekennzeichnet" meint der Redakteursratsvorsitzende Fritz Wendl und
Fernsehredakteursrat Dieter Bornemann ergänzt, "wenn nun ausgerechnet
so jemand Büroleiter des Generaldirektors wird, können die
Journalistinnen und Journalisten im ORF noch so gut arbeiten, in der
Öffentlichkeit entsteht der Eindruck, der ORF hängt am Gängelband der
Parteien."
Zu den weiteren Neubestellungen hält der ORF-Redakteursrat fest:
Für Thomas Prantner wird ein Posten geschaffen, den es weder im
ORF-Gesetz, noch im geltenden ORF-Organigramm gibt und den auch
niemand braucht: stellvertretender Technischer Direktor. Da ist daran
zu erinnern, dass der von der FPÖ entsandte Stiftungsrat im Sommer in
einem Interview gesagt hatte, er mache seine Stimme "von der Zukunft
Thomas Pranters abhängig".
Weiters wird eine ebenfalls völlig unnotwendige neue Dienststelle
"Koordination Landesstudios" geschaffen. Für Robert Ziegler,
Stiftungsrat und Betriebsrat des ORF-NÖ. Dazu hatte im Sommer der
niederösterreichische (ÖVP-)nahe Stiftungsrat Alberich Klinger in den
"Niederösterreichischen Nachrichten" erklärt, er habe Alexander
Wrabetz gewählt, weil dieser das nun tatsächlich erfolgte
Ziegler-Avancement versprochen habe und "Richard Grasl eine gewaltige
Ausdehnung seiner Kompetenzen in der kaufmännischen Direktion
erfahren" werde. Also wandert gleich auch die Verantwortung für die
PROGRAMMwirtschaft - allen Warnungen von Fernsehbetriebsrat und
Redakteursvertretung zum Trotz - in die kaufmännische Direktion und
Vertraute des kaufmännischen Direktors übernehmen die Leitung von
Hauptabteilungen.
Besonders empörend ist für die ORF-JournalistInnen auch, dass die
Schaffung unnötiger, neuer Verwaltungsposten samt Sekretariten auch
noch in einer Zeit passiert in der ausscheidende, wichtige
JournalistInnen - aus angeblich unvermeidlichen Spargründen - nicht
nachbesetzt, die Ressourcen von journalistischen Programmen, dem
Kerngeschäft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, dramatisch
ausgedünnt werden.
Dass nun tatsächliche etliche ORF-Personalentscheidungen so fallen,
wie sie als Wünsche von Parteien seit längerem kolportiert werden,
ist unternehmensschädigend, denn nichts ist für den ORF
entscheidender als seine Unabhängigkeit, seine Glaubwürdigkeit. Diese
Grundwerte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und damit das
Unternehmen und dessen demokratiepolitische Bedeutung, können nun nur
noch die ORF-JournalistInnen gemeinsam mit einer wachsamen
Öffentlichkeit vor Dauerschäden bewahren. Vor allem müssen nun
endlich bald völlig neue gesetzliche Rahmenbedingungen, wie sie die
ORF-JournalistInnen zur Sicherung der Unabhängigkeit seit Jahren
fordern, durchgesetzt werden.
Der ORF-Redakteursrat
Fritz Wendl, Dieter Bornemann, Eva Ziegler
Rückfragehinweis:
Fritz Wendl
Tel.: (01) 87878 - DW 18500
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