- 16.12.2011, 10:46:29
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Rotes Kreuz: Freiwilligengesetz "Schlag ins Gesicht" der Zivilgesellschaft
Teilnehmer am Freiwilligen Sozialjahr nur für "sinnlose, unnötige Aufgaben"
Wien (OTS/ÖRK) - "Die Regierungsvorlage über ein Gesetz zur
Erleichterung und Förderung der Freiwilligkeit ist eine herbe
Enttäuschung für Freiwilligen-Organisationen und die
Zivilgesellschaft". Das erklärt Fredy Mayer, Präsident und oberster
Freiwilliger des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK). Das ÖRK ist
mit 55.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern die größte
humanitäre Freiwilligenorganisation des Landes.
Die Regierungsvorlage soll nächste Woche im Ministerrat beschlossen
werden. Im Kern regelt sie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ).
"Prinzipiell ist das eine sinnvolle Einrichtung, deren gesetzliche
Verankerung wir begrüßen" , so der Rotkreuz Präsident. Die jetzt
beabsichtigte Regelung wurde vom Roten Kreuz schon im Rahmen der
Begutachtungsfrist kritisiert, offensichtlich ohne Wirkung:
"Zunächst ist die Zielgruppe des Gesetzes - Jugendliche ab 17 Jahre -
zu kurz gegriffen", sagt der Rotkreuz-Präsident. Maturanten oder
Erwachsene, die vor einer beruflichen Umorientierung stehen, aber
auch Pensionisten, die sich ehrenamtlich betätigen wollen, fallen
nicht in seinen Geltungsbereich.
Vor allem aber dürften Absolventen des FSJ generell keine Tätigkeiten
ausüben, die auch von bezahlten Dienstnehmern übernommen werden
können. "Das bedeutet im Klartext nicht nur: FSJ-Teilnehmer dürfen
nur für sinnlose, unnötige Aufgaben eingesetzt werden", so der
Rotkreuz-Präsident. Er befürchtet außerdem ein Übergreifen dieser
Arbeitsmarktneutralität auf die klassische Freiwilligenarbeit. Allein
im Roten Kreuz leisten 55.000 Freiwillige mehr als 10 Millionen
professionelle Stunden Dienst im Jahr. "Sollen wir sie alle nach
Hause schicken, weil sie nicht arbeitsmarktneutral sind?", fragt
Fredy Mayer. Trägerorganisationen wären aufgrund der
Arbeitsmarktneutralität einem permanenten Klagsrisiko ausgesetzt:
Viele FSJ-Absolventen könnten als Dienstnehmer anerkannt werden
wollen.
Auch den Zweck der Berufsorientierung für jüngere Menschen erfülle
das Gesetz aus diesem Grund nicht, so der Rotkreuz-Präsident. "Wie
soll jemand durch Freiwilligenarbeit Kompetenzen erwerben, wenn sie
oder er nur Tätigkeiten ausüben darf, nach denen gar kein Bedarf
besteht?"
Schließlich sei noch angemerkt, dass sich die Regierungsvorlage
überwiegend mit dem FSJ beschäftigt, das derzeit rund 400 junge
Menschen absolvieren. Laut Freiwilligenbericht engagieren sich aber
rund drei Millionen Österreicherinnen und Österreich für die
Gesellschaft. "Das ist wohl der falsche Fokus im Jahr der
Freiwilligen", so Präsident Mayer abschließend.
Rückfragehinweis:
Mag. Andrea Winter, Österreichisches Rotes Kreuz
Presse- und Medienservice, Tel.: +43 1 589 00-153
Mobil: +43 664 823 48 54, mailto:andrea.winter@roteskreuz.at http://www.roteskreuz.at
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