• 24.11.2011, 09:57:54
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Neue Studie zeigt Klimaschutz-Pessimismus in Österreichs Wirtschaft

WWF CLIMATE GROUP und KPMG Sustainability Services präsentieren das "Wirtschaftsbarometer Klimaschutz 2011"

Wien (OTS) - Doppelt so viele österreichische Unternehmen wie im
Jahr 2010 erwarten sich 2011 negative Auswirkungen auf ihren Betrieb
durch die Folgen des Klimawandels. Um 15 Prozent weniger Unternehmen
glauben an die Erreichbarkeit der internationalen Klimaschutzziele.
Der Handlungswille der heimischen Wirtschaft ist trotzdem deutlich
erkennbar: 67 Prozent sehen die Chance neuer Geschäftsfelder, drei
Viertel eine Steigerung der Innovationsfähigkeit. Mehr als die Hälfte
der Unternehmen wünscht sich aber endlich klare politische Anreize.

Dies sind die zentralen Ergebnisse der heute vorgestellten Studie
"Wirtschaftsbarometer Klimaschutz 2011" der Unternehmensplattform WWF
CLIMATE GROUP und des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens
KPMG. Eine Woche vor dem Start der für ein Kyoto-Folgeabkommen
entscheidenden Weltklimakonferenz in Südafrika liefert die Erhebung
einen Klimaschutz Status Quo der heimischen Unternehmenslandschaft
und deren Entwicklungen im letzten Jahr. Befragt wurden 144
Unternehmen aller Branchen und Größen in ganz Österreich.

Geringer Glaube an Erreichbarkeit internationaler Klimaschutzziele

Nur 21 Prozent der heimischen Unternehmen halten es für realistisch,
den Klimawandel unter der entscheidenden Zwei-Grad-Celsius-Grenze zu
stabilisieren und so die schlimmsten Folgen zu verhindern. Im
Vergleich zur Erhebung aus 2010 ist damit der Anteil der
Studienteilnehmer, die nicht mehr an die Erreichbarkeit
internationaler Klimaschutzziele glauben, um 15 Prozent angestiegen.
"Die zweite Auflage des "Wirtschaftsbarometer Klimaschutz" lässt
einen Trend in Österreichs Wirtschaft erkennen. Den Unternehmen wird
die Tragweite des Problems immer bewusster. Ein zunehmender
Klima-Pessimismus wird spürbar, sowie ein immer stärkerer Appell an
die Politik klare Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen",
schlussfolgert Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin des WWF
Österreich.

Trotz oder gerade wegen dieser pessimistischen Sichtweise befürworten
über 90 Prozent der Befragten strengere Klimaschutzziele auf
EU-Ebene. Unterstützt wird dieser Schritt allerdings nur, sofern
Wettbewerbsnachteile gegenüber den USA oder aufstrebenden
Wirtschaftsnationen wie China oder Indien ausgeschlossen werden
können. Strengere EU-Klimaschutzziele fordern mit 90 Prozent
insbesondere der Handels- und Logistiksektor, der Finanz- und
Dienstleistungssektor sowie der Bereich Industrieprodukte/Anlagen-
und Maschinenbau. Anders sieht dies der Energieversorgungssektor: 38
Prozent sind gegen eine Anhebung der europäischen Klimaschutzziele.

Risiko Klimawandel: 20 Prozent erwarten sich negative Auswirkungen

Eine zunehmende Sensibilisierung der heimischen Wirtschaft für das
Thema Klimaschutz zeigt sich auch beim Blick auf die wahrgenommenen
Folgen für das eigene Unternehmen. "In der Erhebung 2011 erwarten
sich bereits 20 Prozent der Befragten mit Sicherheit negative
Auswirkungen auf ihren Betrieb durch die Folgen des Klimawandels. Das
entspricht einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr", betont
KPMG-Geschäftsführer Bernhard Klingler. Im Energieversorgungssektor
sind sogar drei Viertel der Befragten davon überzeugt, im
Dienstleistungssektor hingegen nur 37 Prozent. Als Risiken für die
Branche werden insbesondere steigende technologische Anforderungen
(76 Prozent), die Zunahme der Regulierungen (75 Prozent) und die
Verringerung der Profitabilität durch steigende Kosten aufgrund
notwendiger Klimaschutzmaßnahmen (67 Prozent) genannt.

Chance Klimawandel: 67 Prozent glauben an die Entwicklung neuer
Geschäftsfelder

Im Vergleich zur Erhebung aus 2010 sehen die befragten Teilnehmer
heuer aber auch mehr unternehmerische Vorteile im Zusammenhang mit
den notwendigen Klimaschutzanpassungen. Knapp drei Viertel der
Befragten werten die Steigerung der Innovationsfähigkeit als
positiven Nebeneffekt eines verstärkten Klimaschutzes. 67 Prozent
erkennen die Chance neuer Geschäftsfelder. Mehr als 60 Prozent sind
der Meinung, dass eine Zunahme der Wettbewerbsfähigkeit durch
umweltfreundliche Technologien und Angebote eine Chance bietet. 70
Prozent gehen von einer Verbesserung des Images ihrer Branche in
Verbindung mit Klimaschutzaspekten aus.

Mangelhaft: Klimafreundliche Beschaffung, Vertrieb und Produktdesigns

2011 analysiert das Wirtschaftsbarometer Klimaschutz zusätzlich zu
innerbetrieblichen Klimaschutzmaßnahmen der Unternehmen, erstmals
auch Maßnahmen in vor- und nachgelagerten Unternehmensprozessen. "Die
Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Produkten und
Dienstleistungen ist essentiell für einen größtmöglichen
Klimaschutzeffekt", weiß Hans Lanzinger, Geschäftsführer der Pfanner
Getränke GmbH, eines der acht Mitglieder der WWF CLIMATE GROUP. "In
vielen heimischen Branchen befinden sich die größten
CO2-Reduktionspotentiale nicht im Kerngeschäft, sondern in vor- und
nachgelagerten Stufen, wie der Rohstoffbeschaffung oder dem
Vertrieb." Die Studie zeigt zwar ein grundlegendes Bewusstsein der
Wirtschaft für die Bedeutung von Klimaschutzmaßnahmen entlang der
gesamten Wertschöpfungskette. Klimarelevante Emissionen über den
ganzen Lebenszyklus der Angebote werden von den Unternehmen
allerdings noch nicht ausreichend berücksichtigt. In vielen Bereichen
fehlt es noch an nachhaltigen Lösungen für Beschaffung, Vertrieb und
Produktdesign. 37 Prozent der Befragten sehen das größte
CO2-Reduktionspotenzial noch immer innerhalb des Betriebes. Bereits
ein Viertel erkennt allerdings in den eigenen Produkten und
Dienstleistungen die meisten Einsparungsmöglichkeiten, knapp ein
Drittel sieht diese in der vorgelagerten Lieferkette.

Appell an die Politik: Klare Rahmenbedingungen und Führungsrolle

Die Forderungen der österreichischen Wirtschaft an die Politik sind
im Vergleich zur Erhebung aus 2010 unverändert hoch. Verlangt werden
konkrete Rahmenbedingungen. 97 Prozent der Befragten geben an, dass
die nationalen klimapolitischen Vorgaben und Maßnahmen für
Unternehmen entweder nicht klar formuliert oder gänzlich unbekannt
sind. In der Erhebung 2011 erwarten sich die Befragten von der
Politik darüber hinaus eine noch stärkere Übernahme der
Führungsrolle. Mehr als die Hälfte sieht die Verantwortung für
zukunftsweisende Entscheidungen und Klimaschutzprogramme auf Seite
der Politik. Nur jeder Dritte sieht die Wirtschaft gefordert.
KPMG-Geschäftsführer Peter Ertl unterstreicht den Handlungsauftrag an
die Politik, sieht aber auch die Unternehmen dringend gefordert: "Die
Wirtschaft muss sowohl in der Rolle des Produzenten wie auch des
Kunden nachhaltige Perspektiven entwickeln, innovative Lösungen
umsetzen und sowohl das Angebot, als auch die Nachfrage für
klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen schaffen."

Rückfragehinweis:
Mag.(FH) Lisa Simon, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 01-48817-215, Mobil: 0676-83488215, E-Mail: lisa.simon@wwf.at.
Mag. Mariana Herrloss, Unternehmenskommunikation, KPMG, Tel. 01-313 32-730, Mobil: 0664-266 50 82, E-Mail: mherrloss@kpmg.at
Mag. Iris Zeppezauer, Unternehmenskommunikation, KPMG, Tel. 0732-6938-2157, Mobil: 0664-816 1053, E-Mail: izeppezauer@kpmg.at

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