- 21.11.2011, 13:04:30
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Migräne: Viele Schulkinder leiden im Verborgenen
Schulfehlzeiten werden häufig durch Kopfschmerzen verursacht
Wien (OTS) - Einer britischen Studie (1) zufolge bleiben einige
Kinder aufgrund von Migräne bis zu 80 Schultage pro Jahr der Schule
fern. Im Schnitt verdoppelt sich für Kinder mit Migräne die Fehlzeit
in der Schule gegenüber Schulkindern ohne Migräne.
Migräne bei Kindern deutlich unterschätzt
Welches Ausmaß Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen annimmt,
wird heutzutage immer noch unterschätzt. Zahlen der Medizinischen
Universität Wien zufolge, haben bereits 60 bis 80 Prozent der Kinder
in westlichen Ländern, mindestens einmal in ihrem Leben Kopfschmerzen
gehabt. Drei bis fünf Prozent aller Drei- bis Elfjährigen leiden an
Migräne, Mädchen gleich oft wie Jungen. Erst in der Pubertät bis zum
Alter von 18 Jahren steigt die Anzahl der betroffenen Mädchen
gleichzeitig mit den hormonellen Veränderungen auf zwölf Prozent an,
während es bei den Jungen sieben Prozent sind. Die gute Nachricht:
Nur etwa die Hälfte dieser Kinder werden auch als Erwachsene unter
Kopfschmerz-Attacken leiden.
Wie äußert sich der Kopfschmerz
Kopfschmerzen bei kleinen Kindern sind nicht leicht festzustellen.
Sie können nicht äußern, dass sie Schmerzen haben, sondern weinen,
quengeln oder sind sehr unruhig. Erst ab dem Schulalter sind Kinder
in der Lage ihre Kopfschmerzen zu bezeichnen. Kopfschmerzen führten
zum Teil dazu, dass Schulkinder sich plötzlich nicht mehr
konzentrieren können oder Schwierigkeiten damit haben, ihre
Hausaufgaben zu machen.
Teufelskreis Schulstress
Stress, Überforderungen und Prüfungsangst können zu einer
Verspannung der Muskulatur im Schädelbereich und zu Schlafstörungen
führen und verstärken dadurch das Auftreten von Kopfschmerzen (2).
Treten die Kopfschmerzen sehr häufig auf, sind sehr stark und lang
anhaltend, kann das wiederum zu wiederholtem Schulausfall und
regelmäßiger Schmerzmitteleinnahme führen. Hinzu kommt oft mangelndes
Verständnis der Lehrer und Mitschüler, die das betroffene Kind
mitunter als Simulanten abstempeln, da Migräne keine nach außen hin
sichtbare Erkrankung ist.
Auslöser kindlicher Kopfschmerzen
Neben Stress, Überforderung, Reizüberflutung oder seelischen
Belastungssituationen und der daraus resultierenden erhöhten Spannung
der Kopf- und Nackenmuskulatur können bei Kindern auch Sehfehler,
Entzündungen oder Kieferfehlstellungen zu Kopfschmerzen führen.
Verzögerte Mahlzeiten können ebenfalls Migräne auslösen, wenn der
Blutzucker zu sehr absinkt. Kritisch sind auch unregelmäßige Schlaf-
und Wachzeiten, Wetterumschwünge, Hitze, schwüle Luft oder bestimmte
Nahrungsmittel (etwa Kuhmilch, Koffein, Schokolade und Farb- und
Konservierungsstoffe). In manchen Fällen liegt auch eine familiäre
Veranlagung vor.
Klagt das Kind über häufige, starke Kopfschmerzen, kann das ein
deutlicher Hinweis auf Migräne sein. Oft schmerzt der ganze Kopf,
nicht nur eine Seite wie bei Erwachsenen. Anders als bei Erwachsenen,
sind die Anfälle deutlich kürzer, machen sich aber viel häufiger
durch typische Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen sowie
Licht- und Geräuschempfindlichkeit bemerkbar, auch Kreislaufstörungen
und Schwindel können auftreten. Manchmal erscheinen nur die
Begleitsymptome ohne den Kopfschmerz. Die Betroffenen werden durch
Teilnahmslosigkeit, Antriebsschwäche, Müdigkeit oder Blässe
auffällig. "Da Kinder ihre Schmerzen und Beschwerden nicht genau
einordnen können, ist auch die Diagnose schwierig. Eltern sollten
daher ihre Kinder genau beobachten", plädiert Prim. Univ.-Doz. Dr.
Christian Lampl, Präsident der Österreichischen
Kopfschmerzgesellschaft, Leiter der Abteilung für Neurologie am
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz. Hilfreich ist das
Führen eines Kopfschmerz-Kalenders und das identifizieren von
auslösenden Faktoren, so genannter Trigger.
Alice-im-Wunderland Syndrom kündigt Migräne bei Kindern an
Eine Besonderheit der kindlichen Migräne ist bei vielen Kindern
das Alice-im-Wunderland Syndrom. Das ist eine noch wenig erforschte
besondere Form der Migräne mit Aura, die bei Kindern häufiger
vorkommt als bei Erwachsenen. Dabei können vor oder während einer
Migräne-Attacke durch kurze und reversible neurologische Ausfälle im
Gehirn verschiedenste Störungen der Wahrnehmung, auch des eigenen
Körpers auftreten, wie bereits 1865 Lewis Carroll in seinem berühmten
Abenteuerbuch "Alice im Wunderland" beschrieb. Die betroffenen Kinder
nehmen dabei sich selbst oder ihre Umgebung auf halluzinatorisch
verfälschte Weise wahr, etwa indem sie sich selbst als riesig oder
winzig empfinden. Auch veränderte akustische Wahrnehmungen, falsche
Tastwahrnehmungen, Geruch-Halluzinationen oder ein verschobenes
Zeitempfinden sind möglich. Manche Kinder berichten von optischen
Halluzinationen und sehen phantastische Bilder, etwa bunte Farben und
lustige Formen oder Lichtblitze und Flammen.
Kindgerechte Behandlung wichtig
Nicht-medikamentöse Behandlungsansätze sind zum Teil bei Kindern
mit Kopfschmerzen gut wirksam, etwa ein kühles feuchtes Tuch auf
Stirn oder Nacken oder eine sanfte Massage mit Pfefferminzöl. Dem
Kind tut es auch gut, in einen ruhigen, abgedunkelten Raum gebracht
zu werden. Ein ausgeglichener Lebensstil und ausreichend Schlaf kann
bei Kindern die Häufigkeit und Stärke von Kopfschmerz-Attacken
reduzieren. Ganz wichtig ist es auch, die auslösenden Faktoren der
Migräne zu erkennen und zu meiden.
Wie Jugendliche Kopfschmerzen vorbeugen können
Bei Jugendlichen gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen
der Häufigkeit von Kopfschmerzen und ihrem Lebensstil (3). Demnach
leiden besonders Jugendliche, die viel Kaffee trinken und sich wenig
bewegen unter Migräne. Ein Zusammenhang mit hohem Alkohol- und
Zigarettenkonsum ließ sich ebenfalls beobachten. Jugendliche die an
Migräne oder Spannungskopfschmerzen leiden, können daher von
regelmäßiger körperlicher Aktivität und durch Vermeidung von Alkohol
profitieren. Sie sollten außerdem wenig Kaffee und andere
koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen. Mit diesen Maßnahmen lässt
sich möglicherweise verhindern, dass Kopfschmerzen bereits in jungen
Jahren chronisch werden.
Eine andere deutsche Studie (4) konnte nachweisen, dass auch der
Lifestyle Jugendlichen zu Kopf steigen kann. Als Risikofaktoren
erwiesen sich mehr als eine Stunde Musikkonsum pro Tag, mehr als eine
Stunde Gameboy- und Computerspiel pro Tag sowie der Konsum von mehr
als zwei Gläsern hochprozentigem Alkohol pro Woche. Keinen Einfluss
auf Kopfschmerzen dagegen scheint die verbrachte Zeit vor dem
Fernseher und Computer zu haben.
Schmerzen nicht bagatellisieren
"Die Erkrankung sollte unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden.
Er kann eine Therapie empfehlen, die auf das Kind zugeschnitten ist",
so Lampl. Oft verordnet er ein schmerzstillendes Medikament, das den
Höhepunkt der Attacke mildert. Bei sehr starken Attacken oder wenn
normale Schmerzmittel nicht wirken, können moderne Migränemittel
(Triptane) Jugendlichen ab zwölf Jahren verordnet werden. Eltern
sollten die Schmerzen ihres Kindes nicht bagatellisieren. Denn wird
eine Migräne nicht frühzeitig und wirksam behandelt, besteht ein
erhöhtes Risiko für eine Chronifizierung der Schmerzen,
Schmerzmittel-Missbrauch und daraus resultierend schwierig zu
behandelnde, durch die Medikamente ausgelöste Kopfschmerzen. Im
schlimmsten Fall kann es zu Ängsten, Depression und sozialer
Isolation kommen.
Patientenwebsite: Fachlich fundiert - patientenfreundlich formuliert
Die Website www.migraene-individuell.at informiert, berät und
unterstützt Betroffene sowie deren Angehörige mit patientenfreundlich
formulierten Informationen, womit auch der Weg zum Facharzt
erleichtert wird. Denn nur wer seine Kopfschmerzen kennt, über
Auslöser, Verlauf und Häufigkeit Bescheid weiß, kann sie erfolgreich
behandeln. Ein Online-Migräne-Check hilft, sich optimal auf den
Arztbesuch vorzubereiten. Weiters stehen ein Kopfschmerz-Kalender für
die Verlaufsdokumentation und viele Tipps sowie weiterführende
Kontaktadressen zur Verfügung. Die Plattform bietet aber auch die
Möglichkeit des Erfahrungsaustausches unter Betroffenen und hilft so,
über schwere Zeiten und emotionale Probleme hinwegzukommen.
1) I. Abu-Arefeh, G. Russell: Prevalence of headache and migraine
in schoolchildren. In: British Medical Journal. Volume 309. September
1994. S. 765-769.
2) Subjektive Gesundheitsbeschwerden von Schülern. Deutsche
Angestelltenkrankenkasse (Dak) und Universität Lünebürg 2010.
http://www.ots.at/redirect/pressedak
3) A. Milde-Busch, A. Blaschek, I. Borggräfe, F. Heinen, A.
Straube, R. von Kries: Associations of Diet and Lifestyle with
Headache in High-School Students. Headache: The Journal of Head and
Face Pain, Volume 50, S. 1104-1114, 2010.
4) K. Fendrich, M. Vennemann, V. Pfaffenrath, K. Berger, W.
Hoffmann: Hohe Prävalenz von Kopfschmerzen bei Jugendlichen -
Ergebnisse einer epidemiologischen Studie in Vorpommern, 50.
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik,
Biometrie und Epidemiologie (gmds), Freiburg im Breisgau,
12.-15.09.2005.
Rückfragehinweis:
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