• 04.10.2011, 08:58:38
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Ranking: Österreich unter den intransparentesten Finanzplätzen der Welt

Schattenfinanzzentren mitverantwortlich für Finanz- und Eurokrise

Wien (OTS) - Österreich ist eine der führenden Steuer- und
Verdunklungsoasen im internationalen Finanzsystem. Das belegt der
heute veröffentlichte "Schattenfinanzindex" (Financial Secrecy Index,
FSI) des internationalen Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice
Network, TJN*). Österreich nimmt darin die 17. Stelle unter den 73
intransparentesten Finanzplätzen der Welt ein. Angeführt wird die
Liste von der Schweiz.

Der FSI listet Schattenfinanzzentren nach dem Grad ihrer
Geheimhaltung und ihrem Anteil am Weltmarkt für grenzüberschreitende
Finanzdienstleistungen. Zu wichtigsten Kennzeichen gehören dabei das
Bankgeheimnis (wie in Österreich), intransparente
Eigentümerstrukturen bei Trusts, Treuhandschaften und Stiftungen
sowie mangelnde Kooperation von Seiten der Behörden.

Beinahe die Hälfte der Top 20 des FSI sind Mitglieder der EU oder
von einem Mitglied abhängige Gebiete. "Damit trägt die EU einen guten
Teil der Verantwortung dafür, Probleme wie Kapitalflucht und
Steuervermeidung zu lösen", erklärt Markus Meinzer, Ko-Autor des
Index vom TJN. EU-Krisenländer wie Griechenland, Italien und Portugal
besonders unter Steuerhinterziehung. "Schattenfinanzzentren sind
daher nicht nur mitverantwortlich für die Finanzkrise sondern spielen
auch eine wichtige Rolle beim Zustandekommen der Eurokrise", sagt
Meinzer. Die Top 12 des FSI vereinen einen erstaunlichen Anteil von
80 Prozent des Weltmarkts für Finanzdienstleistungen auf sich.

Die Weltbank schätzt, dass bis zu 1,6 Billionen US-Dollar jährlich
illegitim über Grenzen hinweg verschoben werden. Nach Angaben des TJN
entgehen den Staaten jährlich ungefähr 250 Milliarden US-Dollar an
Steuereinnahmen weil reiche Personen und Unternehmen Vermögen ins
Ausland transferieren.

Österreich wird im FSI vor allem aufgrund des Bankgeheimnisses und
seiner Blockade des automatischen Informationsaustausches über
Zinserträge in der EU kritisiert. Auch die zum Teil schwachen
Offenlegungspflichten werden angeführt. David Walch von Attac
Österreich: "Das Abschneiden Österreichs ist beschämend. Der FSI
zitiert sogar einen US-Regierungsbericht zum Drogenhandel, der die
Bedeutung der Geldwäsche im österreichischen Banken und Finanzsystem
betont. Dennoch will Österreich den automatischen
Informationsaustausch zum Vorteil von Geldwäschern und vermögenden
Steuerflüchtigen weiter blockieren - als einziges EU-Land neben
Luxemburg. Das österreichische Finanzministerium sieht sogar im
umstrittenen Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz,
welches laut TJN einem Freibrief für Steuerbetrüger gleichkommt, ein
Vorbild und will weiter auf seine Ausnahmeregelung pochen.
Österreichs Position entspricht dabei der Logik eines Diebes der
weiter stiehlt, solange die anderen nicht damit aufhören." Der FSI
hält ausdrücklich fest, dass Österreich "einen langen Weg vor sich
hat", um die als transparent geltenden Finanzplätze einzuholen.

Der FSI wurde erstmals 2009 veröffentlicht. Mit dem FSI 2011 liegt
nun die zweite, vollständig überarbeitete und aktualisierte Version
vor. "Der FSI bietet eine hervorragende Basis dafür, welche Schritte
notwendig sind, um Intransparenz im globalen Finanzsystem wirksam zu
bekämpfen", sagt Walch.

Ein deutschsprachiges Hintergrundpapier inkl. der Rangliste des
Schattenfinanzindex 2011, Detaileports zu Österreich, Schweiz und
Deutschland findet sowie weitere Dokumente finden Sie unter:
http://www.attac.at/fsi2011

Die Webseite des Financial Secrecy Index mit allen Informationen
in englischer Sprache: http://www.financialsecrecyindex.com

Mapping Financial Secrecy. Eine detaillierte Online-Datenbank mit
vielen Länderberichten und allen Details.
http://www.secrecyjurisdictions.com/

* Das Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network) setzt
sich weltweit für die Stärkung der öffentlichen Finanzen und für ein
gerechteres Steuersystem ein. Es ist ein internationaler
Zusammenschluss von sozial- und entwicklungspolitischen sowie
kirchlichen Organisationen, WissenschaftlerInnen und engagierten
Einzelpersonen. Attac Östrreich ist Mitglied im TJN.

Rückfragehinweis:

Markus Meinzer, 
   Mitarbeiter des Internationalen Tax Justice Network, Marburg. 
   Tel. +49 6421 301 9517, Mobil +49 178 340 5673, 
   mailto: markus@taxjustice.net
    
   Nick Shaxson, #
   Mitarbeiter des Internationalen Tax Justice Network, Zürich.
   Tel. +41 79 477 1070, mailto: shaxson@gmail.com
    
   David Walch, Attac-Pressesprecher 
   Tel.: 01/544 00 10, 0650/544 00 10    
   mailto:presse@attac.at, www.attac.at

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