- 08.09.2011, 15:49:25
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Töchterle an Frauenforschung nicht interessiert
Streichung von Fördermitteln trägt Androzentrismus zutage
Wien (OTS) - Karl-Heinz Töchterle kündigte heute die gänzliche
Streichung der bisher ohnehin dürftigen Förderungen für
außeruniversitäre Bibliotheken an und beweist damit einmal mehr einen
eingeschränkten Blick und willkürlichen Zugang zu Forschung und
Lehre.
"Queer/Feministische Archive und Bibliotheken sind absolut
essentielle Institutionen, sowohl in politischem Zusammenhang als
auch in Hinblick auf die Quellenarbeit, die sie leisten. Sie zeigen
Lücken herkömmlicher Fragestellungen auf und machen schwer
auffindbare Quellen, vor allem graue Literatur, zugänglich. Daher ist
dieser Zug von Töchterle stark zu verurteilen", so Kübra Atasoy vom
Vorsitzteam der ÖH Uni Wien empört.
Dem kann Maria Clar (Vorsitzteam) nur zustimmen: "Diese Bibliotheken
sind sowohl für Student_innen als auch für Lehrende und Interessierte
relevant. Viele Studienrichtungen und Verfasser_innen
wissenschaftlicher Arbeiten verwenden diese Quellen, da sie in
herkömmlichen inneruniversitären Einrichtungen nicht fassbar sind.
Dass nun gerade diese feministisch orientierten Institutionen um ihr
Fortbestehen bangen, läuft jeder emanzipativen Politik und Forschung
zuwider!"
Ein Konzept, das vor allem private Förderungen aus Wirtschaft und von
Privatgönner_innen vorsieht, macht Frauen- und Geschlechterforschung
zu einem marginalisierten und von Spenden abhängigen
Forschungsschwerpunkt.
Der Zuweisung zum Frauenministerium kann Julia Kraus (Vorsitzteam)
nichts abgewinnen, im Gegenteil: "Die mit diesem Vorschlag
einhergehende Unterstellung, dass es sich bei den Bibliotheken um
keine wissenschaftlich relevanten Orte handle und somit nicht unter
der Verantwortung des Wissenschaftsministerium stünden, ist eine
bodenlose Frechheit. Diese Aufgabe darf Töchterle nicht einfach
abgeben und damit zur weiteren Präkarisierung der Institutionen
beitragen!"
Das Vorgehen Töchterles ist ein erneuter trauriger Beweis für den
Androzentrismus der Politik und Wissenschaft, in deren Vorstellungen
Frauenforschung und queere Wissenschaft konsequent ausgeblendet
werden.
"Dass dieser Beschluss zum einen kurz nach dem abermals ernüchternden
Bericht des Rechnungshofes zur Situation von Frauen an den
Hochschulen und zum anderen im Jahr des 100. Weltfrauenkampftages
gefällt wird, ist besonders zynisch. Das Ministerium wird sehen, was
es davon hat, wenn es die Unterstützung für Forschung kürzt, die mehr
als die Hälfte der Bevölkerung betrifft", so Atasoy, Clar und Kraus
abschließend.
Rückfragehinweis:
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