- 16.08.2011, 11:32:54
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Starker Anstieg bei Fahrradunfällen - Ärztekammer fordert Maßnahmen
ÖÄK-Präsident Dorner: Positive Aspekte des Radfahrens nicht aufs Spiel setzen
Wien (OTS) - Wien (OTS).---- Alle zwei Stunden wird in Österreich
ein Radfahrer in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt.
Zwischen Jänner und Mai dieses Jahres verunfallten 1780 Radfahrer,
das sind laut Innenministerium um fast fünfzig Prozent mehr als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zumindest keine Verschlechterung
gab es bei den tödlichen Unfällen. Doch auch heuer kamen bis Mai
bereits zwanzig Radfahrer ums Leben. Als Unterzeichnerin der
Europäischen Charta für Straßenverkehrssicherheit fordert die
Österreichische Ärztekammer (ÖÄK): "Radfahren muss sicherer werden!"
ÖÄK-Präsident Walter Dorner: "Aus ärztlicher Sicht ist es absolut zu
begrüßen, dass immer mehr Leute in die Pedale treten. Aber es kann
nicht sein, dass am Ende der Kardiologe nichts mehr zu tun hat, aber
dafür die Unfallchirurgie übergeht." Je intensiver diese
gesundheitsfördernde, ökologische Variante der Mobilität genutzt
werde, desto dringender brauche es koordinierende Maßnahmen. Nur so
sei die Sicherheit der Radfahrer selbst und auch die anderer
Verkehrsteilnehmer, speziell der Fußgänger, zu gewährleisten. Die
Ärztekammer spricht sich daher neuerlich für ein
"Rad-Zulassungspickerl" aus: "Eine Zulassungsnummer macht den
Radbesitzer identifizierbar. Ich bin überzeugt, dass sich damit das
Verantwortungsbewusstsein erhöht. Außerdem lassen sich
Fahrraddiebstähle so leichter aufklären."
Er erlebe die meisten Radfahrer als "durchaus fair und
umweltbewusst", so Dorner, aber "der Wind wird eindeutig rauer".
Aggressives Fahrverhalten und Selbstüberschätzung ortet der oberste
Stellvertreter der Ärzteschaft als wichtige Unfallursachen. Dass es
auf bestimmten Routen, wie etwa am Wiener Ring-Radweg, regelmäßig zu
Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern kommt, liegt für den
ÖÄK-Präsidenten allerdings auch an der unübersichtlichen Wegführung:
"Konfuse Kreuzungen, speziell mit Fußwegen, gehören endlich entwirrt.
Das empfiehlt auch die EU-Kommission. Stattdessen überlegt man bei
uns ernsthaft, die Radwegebenützungspflicht abzuschaffen. Das ist für
mich nicht nachvollziehbar."
"Absurd" sei auch, dass Radfahrer gegen viele Einbahnen fahren
dürfen. Dieses Radfahrerprivileg ist laut Dorner "eine
unverantwortliche Verletzung des Vertrauensgrundsatzes: Egal, ob im
Auto, als Radler oder per pedes: An einer Einbahnkreuzung muss ich
mich darauf verlassen können, dass jedweder Verkehr nur aus der einen
angezeigten Richtung kommt." Einschlägige Bodenmarkierungen seien
meist durch parkende Autos schlecht erkennbar und zusätzliche
Schilder fielen im "österreichischen Schilderdschungel" kaum mehr
auf.
Dass es in Wien demnächst einen Radverkehrsbeauftragten geben soll,
begrüßt die Ärztekammer. Man hoffe, dass dieser neben
infrastrukturellen Verbesserungen auch auf die Bewusstseinsbildung
setzen werde. Der ÖÄK-Präsident fordert - neben einem Ausbau des
Radkursangebots für Kinder - vor allem auch Erwachsene zu
freiwilligen Auffrischungstrainings auf, bei denen neben Fahrtechnik
auch Konfliktvermeidung im Zentrum steht. Radfahrer müssten ihre
Vorbildfunktion gegenüber Kindern besonders ernst nehmen. Dorner
appelliert: "Setzen wir die positiven Effekte des Radfahrbooms nicht
aufs Spiel! Ökologische Sensibilität muss mit einem zivilisierten
Umgang im Straßenverkehr einhergehen." (ar)
Rückfragehinweis:
Pressestelle der Österreichischen Ärztekammer
Mag. Andrea Riedel
Tel.: (++43-1) 513 18 33-45
Mail: pressestelle@aerztekammer.at
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