• 15.07.2011, 14:14:53
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Stellungnahme der BesetzerInnen des Lobmeyrhofes zur gestrigen Räumung

Einladung zum heutigen Straßenfest für Dieter Schrage ab 15 Uhr

Wien (OTS) - Gestern früh wurde der seit Anfang Juli besetzte
Lobmeyrhof in Wien Ottakring von Polizei und WEGA geräumt. Wir bauten
innerhalb kürzester Zeit einen Raum auf, in dem verschiedendste
Initiativen entstanden, Menschen selbstestimmt wohnen konnten und
bereits in kurzer Zeit verschiedene soziale und kollektive Projekte
entstanden.

Gleichzeitig war der Hof ein vibrierender Anlaufpunkt für
unzählige Menschen, die für die Verwirklichung ihrer Ideen akuten
Raumbedarf haben.

Wir fordern von der Stadt Wien, einer Öffnung und
selbstverwalteten Nutzung des Gebäudes nicht länger im Wege zu
stehen.

Laut SPÖ-Wohnbaustadtrat Ludwig Lügner gingen die BesetzerInnen
freiwillig aus den Häusern, was jedoch in keiner Weise richtig ist.
Der zuständige Stadtrat lügt hier bewusst und mit Kalkül: Anbrüllen,
Beleidigungen, Würgegriffe und Schläge gehörten zur Begleitmusik der
Räumung. Weder die behauptete Kontaktaufnahme durch Wiener Wohnen
entspricht der Wahrheit, noch die letzte Ankündigung, am 14.7. mit
uns einen Verhandlungstermin einzugehen. Auch die Behauptung von
Ludwigs Sprecher Hanno Csisinko, die Mieterhöhungen wären sozial
verträglich, kann wohl kaum als richtig bezeichnet werden. Nach
Aussagen von MieterInnen, die sich auf Angaben von Wiener Wohnen
beziehen, würden diese rund 50 % betragen, was in etwa dem Wert
entspricht, den ehemalige BewohnerInnen nun für die von der
Stadt zugewiesenen Ersatzobjekte mehr zahlen.

Den scheinbar fix und fertigen Sanierungsplänen der Stadt ist auch
nicht unhinterfragt Glauben zu schenken. Die Erfahrung zeigt, dass
viele Gebäude mutwillig dem Verfall preisgegeben werden, um Neubauten
Platz zu machen. Dabei werden die meisten BewohnerInnen vertrieben,
da sie sich die erhöhten Mieten in den aufgewerteten Gebäuden nicht
mehr leisten können.

Als Reaktion auf die Räumung haben wir gestern die Parteizentrale
der Wiener Grünen in der Lindengasse besetzt. Den Kuschelkurs den sie
seit Jahren mit autonomen und anarchistischen Initiativen fahren,
haben wir satt. Durch Solidaritätserklärungen geben sie vor sich auf
unsere Seite zu stellen. Mittlerweile schaffen sie es nicht einmal
mehr, grundlegende Kritik gegenüber der SPÖ zu üben. Dass sie
selbstorganisierte Alternativbewegungen nicht aktiv unterstützen, und
ihre vor allem rhetorische Solidarität trotzdem auf ihre Fahnen
heften, können wir so nicht länger akzeptieren.

Wir wollen die Grünen an ihre Verantwortung erinnern, zu
gesellschaftlichen Alternativen Farbe zu bekennen und sich aktiv für
selbstverwaltete Räume einzusetzen.

Am Begräbnis des Anarchisten und langjährigen Förderers
herrschaftsfreier Räume Dieter Schrage, waren seitens grüner
FunktionärInnen noch wohlwollende Worte zum Lobmeyrhof zu hören.
Außer Lippenbekenntnissen kam jedoch wenig von der Grünen Partei,
welche im Koalitionsabkommen mit der SPÖ auch eine Zwischennutzung
leerstehender Objekte vorgesehen hat.

In Erinnerung an den unbequemen und kritischen Geist Dieter
Schrage, findet heute ab 15:00 Uhr vor dem bis Donnerstag besetzten
Lobmeyrhof in der Lorenz-Mandl-Gasse ein Straßenfest statt. Obwohl
Schrage einer der zentralen Figuren bei den Grünen SeniorInnen war,
sind die Grünen heute nicht einmal bereit, uns ein paar Bierbänke
auszuleihen, obwohl sie uns gestern noch Honig um's Maul geschmiert.
Wir laden trotzdem zur szenischen Lesung, Musik und Spektakel. Voller
Herz, Wut und Unbeugsamkeit. Erdäpfelgulasch inbegriffen.

Weitere Informationen:
http://autonomizethecity.blogsport.eu
https://at.indymedia.org

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