• 22.06.2011, 13:57:10
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Mailath ehrt Theaterpioniere Conny Hannes Meyer und Hubert "Hubsi" Kramar

Wien (OTS) - Zwei Theaterhaudegen wurden heute, Mittwoch, im
Wiener Rathaus geehrt: Hubert "Hubsi" Kramar und Conny Hannes Meyer
erhielten das "Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien". Der
Stadtsenatssitzungssaal war bis auf den letzten Platz besetzt, die
Stimmung dem Anlass entsprechend ausgelassen: Zahlreiche
VertreterInnen der Politik und der Künstlerschaft haben sich
eingefunden, um der Feierstunde beizuwohnen, darunter Hilde Hawlicek,
Elisabeth Vitouch, Klaus Werner-Lobo, Bernhard Dworak,
Drahdiwaberl-Chef Stefan Weber, Musiker Peter Paul Skrepek, Topsy
Küppers, Stefano Bernadin, Posch und Abdullah von der Garage X und
viele mehr. Die passenden Jazz-Klänge lieferte das Boglarka Baiczki
Quintett.

"Die Theaterlandschaft lebt im wesentlichen von Leuten wie Conny
Hannes Meyer und Hubsi Kramar. Beide haben wichtige Theaterräume in
Wien gegründet und erkämpft, beide sind unbeirrbar, haben Courage
bewiesen und sich gesellschaftskritischer Themen angenommen",
würdigte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny die beiden
Theatermenschen. "Conny Hannes Meyer hat große Bedeutung für die
heutige Off-Theater-Szene und viele Theatermacher beeinflusst. Er hat
als einer der ersten in Österreich den damals vorherrschenden
Brecht-Boykott durchbrochen, damit hat er Theatergeschichte
geschrieben". Hubsi Kramar habe neue Orte und neue KünstlerInnen
entdeckt. Er engagiere sich sozial und politisch; seine ungeheure
Popularität setze er für seine Kolleginnen und Kollegen im Theater
ein.

Diseuse Lucy Mc Evel bezeichnete Hubis Kramar in der Laudatio als
"aufmüpfigen und unbequemen Freigeist": Hubsi Kramar habe bleibende
und wichtige Spuren in Wien hinterlassen, indem er Theaterräume urbar
gemacht hat. "Er ist ein feinfühliger Regisseur mit einer ungeheuren
Bandbreite von Stücken. Für seine engagierte Theaterarbeit hat er
viele Preise bekommen, den Nestroy, die Kainz-Medaille und den Gustav
Gründgens-Preis. Besonders stolz ist er aber auf den Ersten
Vernaderer-Stein in Gold".

"Die Begegnungen mit Bertold Brecht und seine Theorie des epischen
Theaters war prägend für Conny Hannes Meyers eigene Theaterarbeit",
konstatierte Kulturwissenschaftler Dieter Schrage in seiner Laudatio
auf den Theaterleiter, Lyriker und Regisseur. Sein Theater am
Börseplatz war eine wesentliche Bühne in Wien, "da ist jeder
hingegangen".

Biographie Hubert "Hubsi" Kramar
Hubert Kramar "Hubsi" wurde in Scheibbs geboren. Kramar ist
österreichischer Schauspieler, Regisseur, Produzent und Aktionist.
Nach der Matura 1969 besuchte 1970 bis 1973 das Max Reinhardt Seminar
Wien, dann studierte er bei Lee Stasberg in New York, 1974 ging er an
die Wiener Filmakademie, 1975 an die Musikhochschule, wo er
Kulturelles Management studierte und in Harvard (USA) abschloss.
Ab 1980 gründete er eigene Theatergruppen, die Gruppe "Showinisten"
-freies Theater für Satirische Revue, das "Theater Direkt",
TAT-Teata, WEARD t.atr. 1993 bis 1996 war Kramar am Theater der
Jugend für Buch und Regie engagiert.
Heute leitet er das 3raum-Anatomietheater, er inszenierte Oscar
Wildes "Lady Windermeres Fächer" (u.a. mit Lucy Evil), 2009 Wildes
"Ein idealer Gatte" sowie "Hawaii im Nichts" und "Pension F." - die
Produktionen wurde zu verschiedenen internationalen Theaterfestivals
eingeladen.
Ab 1975 war er in ca. 60 Rollen in Kino and TV Filmen vertreten,
etwa in Axel Cortis "Jakob der letzte", in Dieter Berners
"Alpensaga", Franz Novotnys "Spitzen der Gesellschaft", in Steven
Spielbergs "Schindlers Liste", den "Kaisermühlen Blues", in mehreren
"Tatort"-Folgen usw.
In den letzten Jahren wurde Kramar mit seinen politischen Aktionen
einer breiten Öffentlichkeit bekannt, so etwa mit seinem
"Hitler"-Auftritt beim Wiener Opernball, als er im Jahr 2000 im Zuge
einer Protestaktion gegen die blau-schwarze Regierung mit NS-Uniform
und Schnurrbart den Opernball besuchen wollte und festgenommen wurde.
Im Jahr 2003 setzte er sich für den Erhalt des
Ernst-Kirchweger-Hauses ein, 2004 kandidierte er bei der Europawahl
symbolisch an zwanzigster Stelle für die Linke Liste.
Kramar erhielt zahlreiche Auszeichnungen, etwa die 1985 den
Förderpreis der Stadt Wien, die Kainz Medaille, 1989 den deutschen
Kleinkunstpreis, 2000 den Gustaf Gründgens Preis und im Jahr 2003 den
Nestroy-Theaterpreis für die beste Off-Produktion.

Biographie Conny Hannes Meyer
Conny Hannes Meyer wurde 1931 in Wien geboren. Er war von 1938 bis
1945 aus rassischen Gründen interniert. Nach einer Schriftsetzerlehre
lernte er im damaligen Wiener Avantgardetheater "Scala" Bert Brecht
und seine Arbeit kennen. Dadurch erhielt er seine wahrscheinlich
wesentlichste stilistische und inhaltliche Prägung. 1956 gehörte
Meyer zu den Gründungsmitgliedern des Theaters "Experiment". 1958
gründete er ein eigenes Ensemble "Die Komödianten". Die kleine Bühne
entwickelte sich in diesen Jahren zu einem Avantgardetheater, das die
anderen Kellertheater hinter sich ließ. Meyer hat eine Reihe von
beachtlichen Aufführungen herausgebracht, meist handelte es sich um
Stücke, an die sich andere nicht heranwagten.
1974 erfolgte der Umzug der Komödianten ins Theater im
Künstlerhaus. Der Umbau erfolgte in erster Linie nach den
Vorstellungen Conny Hannes Meyers.
1958 wurde die Theaterarbeit von Conny Hannes Meyer mit dem 1.
Preis des internationalen Theaterfestivals in Nancy ausgezeichnet.
1970 hatte Meyer für die Inszenierung von Brechts "Die Ausnahme und
die Regel" die Kainz-Medaille erhalten. Meyer hat aber auch noch am
Akademietheater (z.B. Handkes "Ritt über den Bodensee" mit
beachtlichen Kritiken) im Kleinen Theater in der Josefstadt, im
Theater am Kärntnertor, am Volkstheater (eine ausgezeichnete "Rose
Bernd") und an anderen Bühnen inszeniert. Sein Theater war immer
politisch engagiert und couragiert, stilistisch an Brecht orientiert.

2005 veröffentlichte er seine Autobiografie, in der er über seine
Internierung im KZ Mauthausen schreibt.
2010 wurde Conny Hannes Meyer im Österreichischen Theatermuseum
mit der Ehrenmedaille der Internationalen Nestroy-Gesellschaft
ausgezeichnet.

Rückfragehinweis:
Dr. Renate Rapf
Mediensprecherin StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny
Tel.: 4000-81175
mailto:renate.rapf@wien.gv.at
www.wien.at

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