- 17.06.2011, 12:29:28
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Ergebnisse des Wiener Lesetests 2011 wurden präsentiert
Wien (OTS) - Die Ergebnisse des bei der PISA-Wien-Konferenz im
Jänner gemeinsam mit allen SchulpartnerInnen sowie Partnern aus
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vereinbarten "Wiener Lesetests"
liegen vor. Die Details wurden heute im Rahmen einer Pressekonferenz
von Wiens Amtsführender Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl
sowie BIFIE-Direktor DDr. Günter Haider präsentiert.
Hintergrund für den Lesetest waren die jüngsten PISA-Ergebnisse,
die für Österreich ernüchternd waren. Besonders problematisch stellte
sich dar, dass Österreich im Bereich der getesteten Lesekompetenz im
letzten Viertel der untersuchten Länder liegt. Der "Wiener Lesetest"
für die SchülerInnen der vierten und achten Schulstufe wurde - vom
BIFIE unterstützt - vom Stadtschulrat durchgeführt, um den
SchülerInnen und LehrerInnen genauere Orientierungshilfe zu geben als
PISA es kann. Im Gegensatz zu PISA wurden beim "Wiener Lesetest"
nämlich nicht nur ausgewählte SchülerInnengruppen, sondern alle
Schüler und Schülerinnen der entsprechenden Schulstufen getestet.
Und so erhalten auch alle SchülerInnen nun ihr individuelles
Testergebnis und wissen somit, "wo sie stehen". Mit anderen Worten:
Auf Basis dieses Tests können gezielte Maßnahmen gesetzt werden, um
die Lesekompetenz bei den Kinder und Jugendlichen zu steigern, die es
benötigen.
Ein im Zuge der PISA-Wien-Konferenz ins Leben gerufener Beirat
mit den Interessensvertretungen von Wirtschafts- und
ArbeitnehmerInnenseite (Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung,
Arbeiterkammer und Österreichischer Gewerkschaftsbund) hat überdies
klar gezeigt, dass alle am Wiener Schulwesen Beteiligten gewillt
sind, an einem Strang zu ziehen. Und so werden auch die Ergebnisse
des Lesetests sowie weitere Anstrengungen zur Förderung der
Lesekompetenz im Beirat besprochen.
Details und Ergebnisse zum Wiener Lesetest 2011
Zielgruppe:
Alle SchülerInnen der 4. und 8. Schulstufe an öffentlichen und
privaten Volks- und Hauptschulen sowie an AHS mit
Öffentlichkeitsrecht, die keinen sonderpädagogischen
Förderbedarf haben. In Zahlen heißt das:
o 14.442 VolksschülerInnen der 4. Schulstufe o 15.474 SchülerInnen der 8. Schulstufe
Zeitpunkt:
o Die 4. Schulstufe wurde am 5.4.2011 flächendeckend getestet. o Die 8. Schulstufe wurde am 6.4.2011 flächendeckend getestet. o SchülerInnen, die an den Testtagen fehlen, holten den Test bis 11.4. nach.
Ergebnisse
o Im Bereich der 4. Schulstufe (Volksschule) wird die Lesekompetenz nach Stufen unterschieden.
Stufe 1: SchülerInnen sind in der Lage, in einem Text oder in einer
schematischen Darstellung eine einfache Information aufzufinden. Das
Auffinden bezieht sich dabei auf einen einzelnen inhaltlichen Aspekt
in einer sehr konkreten Fragestellung.
Stufe 2: SchülerInnen können einem Text gezielt eine oder mehrere
Informationen entnehmen, obwohl die gesuchte Information in einer
längeren Textpassage steht oder für die Beantwortung der Frage
Hintergrundinformationen notwendig sind, die nicht im Text stehen.
Darüber hinaus gelingt es, zwei oder mehrere Informationen in einem
Text zu kombinieren.
Stufe 3: SchülerInnen sind in der Lage, komplexe Informationen aus
einem Text miteinander zu kombinieren und die enthaltenen Motive zu
erkennen.
o SchülerInnen der Stufe 1: 24 % (Buben 24%, Mädchen 23%) o SchülerInnen der Stufe 2: 42 % (Buben 42%, Mädchen 41%) o SchülerInnen der Stufe 3: 35 % (Buben 33%, Mädchen 36%) o Im Bereich der 8. Schulstufe ergibt sich nach Punkten (Mittelwert aller SchülerInnen ist der Wert 500) folgendes Bild der SchülerInnen-Verteilung: o Unter 300 Punkte: 3 % (Buben 3%, Mädchen 3%) o 300 bis 400 Punkte: 16 % (Buben 19%, Mädchen 15%) o 400 bis 500 Punkte: 28 % (Buben 30%, Mädchen 28%) o 500 bis 600 Punkte: 33 % (Buben 31%, Mädchen 33%) o 600 bis 700 Punkte: 19 % (Buben 16%, Mädchen 19%) o Über 700 Punkte: 1 % (Buben 1%, Mädchen 2%)
(Anmerkung: Bei allen angegebenen Kennwerten (Mittelwerten,
Prozentangeben etc.) handelt es sich um gerundete Werte. Daher kann
es vorkommen, dass die Summe der gerundeten Prozentangaben in
Abbildungen nicht exakt 100 ergibt oder Summen von Werten
inkonsistent erscheinen mögen.)
Leseschwerpunkt ab Herbst
Dem Stadtschulrat - und dies wurde auch immer klargestellt - geht
es nicht darum, nur einen Test durchgeführt und dessen Ergebnisse nun
vorliegen zu haben. Im Gegenteil: Der Test versteht sich als
Diagnoseinstrument, auf dessen Basis Ansatzpunkte für eine gezielte
pädagogische Förderung deutlich sichtbar werden. Der Lesetest hilft
den LehrerInnen somit dabei, den Unterricht noch gezielter entlang
der Stärken und Schwächen der Kinder zu gestalten. Wichtig ist somit,
dass auf Basis dieser Tests die Lesekompetenz verbessernde Maßnahmen
gesetzt werden.
Genau solche Maßnahmen wurden in den vergangenen Monaten im
Rahmen einer Sonderkommission - der so genannten "SOKO Lesen" -
erarbeitet. Ziel der SOKO war und ist es, dass auf Basis eines
Aktionsplans an allen Schulen lesefördernde Projekte verwirklicht und
spezielle Förderhilfen für leseschwache SchülerInnen angeboten
werden.
Als erster Schritt wird an Wiens Schulen in der 5. Schulstufe
flächendeckend mit Beginn des kommendes Schuljahres ein "Startwoche
Lesen"-Projekt durchgeführt. Dieses dient einerseits als
"Sofortmaßnahme", um von vornherein die Kinder auf den Schwerpunkt
Lesen "einzuschwören", andererseits können im Zuge dieses Projektes
bereits die ersten Schritte zur gezielten Förderung von leseschwachen
SchülerInnen gesetzt werden. Genau für diese Gruppe auch (plus für
die leseschwachen SchülerInnen der 4. bis 9. Schulstufe) soll direkt
nachfolgend ein "Intensivkurs Lesen" in lernunterstützenden
Kleingruppen angeboten werden.
Parallel zu diesen Maßnahmen wird es in allen Unterrichtsfächern
begleitende Leseförderung geben - denn Lesen ist bekanntlich das
Fundament für jedes Verstehen und somit fächerübergreifend wichtig.
Und noch eine Innovation: Für Kinder, die erst spät in unser
Schulwesen eintreten, zugleich aber nur rudimentäre Deutschkenntnisse
besitzen, werden so genannte "Crashkurse" eingerichtet. Ziel dieser
Kurse, die im Laborbetrieb bereits heuer getestet wurden, ist es,
durch 6- bis 8-wöchige Intensivübungen und lebenspraktische
Beispiele die Sprach- und somit auch Kommunikationskompetenz im
alltäglichen Leben rasch zu verbessern.
Zu all diesen Projekten wurden und werden in der "SOKO Lesen"
Lehr- und Lernmaterialien bzw. Vorschläge entwickelt. Wichtig auch:
All diese Maßnahmen werden durch individualisierte Rückmeldeverfahren
begleitet - dadurch werden Fortschritte auch prozessual sichtbar und
der Lernerfolg vergrößert. Unabhängig von all diesen Neuerungen
werden die Sprachförderkurse für außerordentliche SchülerInnen
unverändert weitergeführt.
Ein besonderes "Zuckerl": Rechtzeitig für die Ferien wird eine
mit zahlreichen Verlagen gemeinsam gestaltete Lesebroschüre an die
SchülerInnen und Eltern verteilt - hier gibt es Tipps und Anregungen
für altersadäquate Literatur. Überdies wird so versucht, das Ziel
einer verbesserten Lesekompetenz auch in den Familien zu verankern -
denn das ist auch klar: Die Schule kann diese Herausforderung nicht
allein bewältigen, hier sind auch die Erziehungsberechtigten gefragt.
(schluss) ssr
Rückfragehinweis:
PID-Rathauskorrespondenz:
www.wien.gv.at/rk/
Dragana Lichtner und Matias Meißner
Medien- und Pressereferat des Stadtschulrates
Telefon: 01 525 25-77014
E-Mail: matias.meissner@ssr-wien.gv.at
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