• 09.06.2011, 12:07:21
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Mobilfunk: Mögliche Krebsgefahr von WHO bestätigt

Die Einstufung der WHO über die möglichen Gefahren von Handys muss nun Politik, Medien und Industrie auf den Plan rufen

Wien (OTS) - Die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch
Mobilfunkstrahlen sind schon seit Jahren Gegenstand laufender
Forschungen und öffentlicher Diskussionen. Nun hat die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) Handystrahlungen untersucht und der
Gefahrenkategorie 2B zugeordnet. Das bedeutet, dass Handys
möglicherweise krebserregend sind. Die Ärztekammer fordert nun ein
umfassendes Maßnahmenpaket, allen voran ein Werbeverbot mit der
Zielgruppe Kinder, Schulungen von Lehrern über das Gesundheitsrisiko
bei Handygebrauch sowie die Förderung eine von der Industrie
unbeeinflusster Forschung. ****

"Die Menschen machen sich Sorgen über die möglichen
gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlungen", betonte der
Präsident der Österreichischen und Wiener Ärztekammer, Walter Dorner,
heute Vormittag bei einer Pressekonferenz. Mit der neuen
Klassifikation sei diese Sorge nun endlich auch auf der großen
politischen Bühne angekommen. Dorner: "Wir werden weiterhin auf das
Vorsorgeprinzip bauen, denn Vorsorge darf nicht wirtschaftlichen
Interessen geopfert werden!" Man solle das Vorsorgeprinzip
respektieren und die aktuellen Grenzwerte noch einmal überarbeiten,
"sonst könnte es zu hohen gesundheitlichen und wirtschaftlichen
Folgekosten kommen, wie in der Vergangenheit bei Asbest oder Tabak",
betonte der Ärztekammerpräsident.

Besonders Kinder und deren Eltern müssten über die potenziellen
Gefahren von Mobilfunkstrahlung aufgeklärt werden. "Die
Mobilfunkbetreiber streiten weiterhin jegliches Risiko einer
Gesundheitsgefährdung für Kinder kategorisch ab und unternehmen
nichts, um über die möglichen gesundheitsschädlichen Auswirkungen des
Telefonierens mit dem Handy bei Kindern und Jugendlichen zu
informieren", bringt es Dorner auf den Punkt. Im Gegenteil: "Mittels
Werbemaßnahmen wird ein positives Bild über Handys in der
Öffentlichkeit vermittelt, zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen
gibt es seitens der Mobilfunkbetreiber und deren
Lobbying-Institutionen keine Meldungen in den Medien. Das Image des
Handys muss sich ändern!"

Verstärkte Forschungsbemühungen - neue Empfehlungen

"In den letzten zehn Jahren hat die Erforschung der Wirkungen
niedriger Intensitäten von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern
(EMF) so stark zugenommen, wie nie zuvor in der Geschichte", so
Michael Kundi, Leiter des Instituts für Umwelthygiene der
Medizinischen Universität Wien, und er liefert auch gleich den Grund
dafür: die Einführung der mobilen Telefonie. Als plötzlich Mitte der
1990er-Jahre der Gebrauch von Handys nahezu explosionsartig zunahm,
habe es rasch Bedenken über die mögliche Gesundheitsgefährdung
gegeben, und viele wissenschaftliche und medizinische Organisationen,
einschließlich der WHO, empfahlen verstärkte Forschungsbemühungen.

Diese Empfehlungen zeigten Wirkung. Kundi: "Die Forschung zu dem
Thema nahm stark zu, hatte aber nicht immer ein klares und
international abgestimmtes Konzept. Das jetzt vorliegende Votum kommt
einige Jahre später als geplant, weil die größte bisher durchgeführte
epidemiologische Untersuchung von Tumoren im Kopfbereich, die
Interphone-Studie (eine von der International Agency für Research on
Cancer [IARC] koordinierte internationale Untersuchung, Anm.) mehr
als drei Jahre später als vereinbart veröffentlicht wurde." Der
Hintergrund: Die Veröffentlichung der Studie, in der unter anderem
mehr als 2700 Patienten mit bösartigen Hirntumoren untersucht wurden,
musste man erst abwarten, bevor ein Votum abgegeben werden konnte.

Zweck der Risikobewertung durch die IARC, einer Teilorganisation
der WHO, ist es, adäquate Maßnahmen treffen zu können, um das
Krebsrisiko zu minimieren. "Bei einer Einstufung in Gruppe 1 müssen
im Allgemeinen Schutzmaßnahmen gesetzt werden (zum Beispiel
Nichtraucherschutz, Anm.), bei 2A oder 2B sind neben der Information
der Bevölkerung über das wahrscheinliche oder mögliche Risiko
Vorsorgemaßnahmen zur Reduktion des Exposition angezeigt", so Kundi.

Eine solche "vorsorgliche Reduktion der Exposition" fordern
bekanntlich sowohl die Ärztekammer und auch der Oberste Sanitätsrat
bereits seit Jahren. "Jetzt, nach dem ersten internationalen Votum,
das ein mögliches Krebsrisiko konstatiert, sollten jedenfalls alle
Bemühungen zur Umsetzung des Vorsorgegedankens intensiv verstärkt
werden", meint Kundi. (kmc)

(Forts.)

Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle
Dr. Hans-Peter Petutschnig
Tel.: (++43-1) 51501/1223, 0664/1014222, F:51501/1289
mailto:hpp@aekwien.at
http://www.aekwien.at

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