Nur sinnvolle Schutzmaßnahmen schaffen Akzeptanz für Isegrims Rückkehr
Wien (OTS) - Der WWF mahnt zu Beginn der Almsaison vor einem
drohenden Konflikt zwischen Schafbauern und dem Wolf. Nur wenn
Kompromisse im Zusammenleben mit dem Menschen gefunden und alte
Vorurteile über Bord geworfen werden, wird der streng geschützte Wolf
als Bestandteil der heimischen Tierwelt akzeptiert werden. Doch dafür
fehlt in Österreich weitgehend die Basis. "Wir raten den Naturschutz-
und Agrarbehörden dringend zu mehr Tempo bei der Vorbereitung auf den
Wolf", appelliert Projektleiter Christian Pichler vom WWF. Derzeit
werden nur einzelne Wölfe in Österreich vermutet. 2010 gab es sechs
bis sieben Hinweise in den Bundesländern Tirol, Salzburg, Kärnten,
Niederösterreich und der Steiermark. Grafik zu Wölfen in Österreich
und Europa: http://www.wwf.at/de/wolf_verbreitung/
"Eigentlich machen es uns die Wölfe leicht, uns rechtzeitig auf ihre
Heimkehr vorzubereiten, weil diese im Moment viel zaghafter als
angenommen verläuft", erklärt Pichler vom WWF. Obwohl die natürliche
Einwanderung des Meister Isegrim nach Österreich aus drei
verschiedenen Richtungen erfolgt - nämlich aus der Schweiz und
Italien, den Karpaten und dem slowenisch-kroatischen Raum - wurde
heuer erst ein Wolfsvorkommen im niederösterreichischen
Schneeberggebiet bestätigt. "Diese Chance sollte man doch nutzen, um
sich auf zu erwartende Konflikte vorzubereiten", schlägt Pichler vor.
Selbstverständlich ist dem WWF klar, dass die - aus Naturschutzsicht
erfreuliche - Rückkehr des Wolfes auch Konfliktpotential birgt, weil
Wölfe neben Wildtieren auch ungeschützte Nutztiere wie Schafe reißen
können.
Österreich ist unzureichend vorbereitet
In manchen Bundesländern wie Vorarlberg und dem Burgenland gibt es
keine Regelungen zur Abgeltung von Schäden an Nutztieren. In anderen
Bundesländern ist das System der Schadensabgeltung etabliert, aber
noch nicht praxistauglich. So warteten etwa Landwirte in Tirol
mitunter viele Monate auf die ihnen zustehenden Entschädigungen." Die
Politik und Behörden dürfen die Schaf- und Ziegenhalter nicht im
Stich lassen", fordert Pichler. "Die Schafe sind jetzt auf den Almen.
Daher müssen - wo notwendig - jetzt rasch entsprechende vorbeugende
Maßnahmen für den Herdenschutz gesetzt und die Entschädigungspraxis
verbessert werden!"
Managementplan soll Miteinander von Mensch und Wolf regeln
Bis zum Herbst 2011 soll - unter der Mitarbeit des WWF und
zahlreicher Interessensgruppen - ein Managementplan für den
geregelten Umgang mit dem Wolf fertig gestellt sein. Dieser ist
grundsätzlich zu befürworten, denn der vorliegende Entwurf enthält
bereits viele wichtige Maßnahmen. Einiges - wie etwa die
Schadensabgeltung - müsste jedoch sofort in Angriff genommen werden.
Aufklärung und Information tragen zur Akzeptanz bei
Erfahrungen aus Deutschland, der Schweiz und Italien zeigen, dass
drohende Konflikte vermieden werden können, wenn man rechtzeitig
durch Herdenschutzhunde, spezielle Zäune oder durch Behirtung
vorbeugt, die betroffene Bevölkerung entsprechend informiert und ihr
Lösungen anbietet. Weil sich Wölfe bei ihren Wanderungen über weite
Strecken ausbreiten und sich Wolfspopulationen bei einer Reviergröße
von etwa 300 Quadratkilometern oft über mehrere Länder erstrecken,
ist eine grenzübergreifende Zusammenarbeit im Wolfsmanagement
wichtig.
Weitere Informationen, Fotos, Factsheet und Karte zum Download:
www.wwf.at/de/wolf/
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250 oder 0676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christian Pichler, WWF-Projektleiter Wolf, Tel.01/488 17-279, E-Mail: christian.pichler@wwf.at
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