• 18.05.2011, 10:17:15
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Rudolf Steiner - Die Alchemie des Alltags - BILD

Baustelle des Ersten Goetheanum, 1914

Wien (OTS) - Anlässlich des 150. Geburtstags von Rudolf Steiner
(1861-1925) zeigt das MAK von 22. Juni bis 25. September 2011 die
Ausstellung "Rudolf Steiner - Die Alchemie des Alltags" zum
umfassenden Werk dieses einflussreichen Reformers des 20.
Jahrhunderts. Die Pressekonferenz findet am 21. Juni 2011 um 10.30
Uhr statt.

Sein ganzheitliches Weltbild, als "Geheimwissenschaft" in der
Anthroposophie begründet, setzte Steiner in innovativen Ansätzen für
den Alltag um, die bis heute in aller Welt Anwendung finden, wie in
der Waldorf-Pädagogik, der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, der
Naturkosmetik oder Naturheilkunde sowie im Bankenwesen. Mit dem für
seine Zeit radikalen Betonbau des zweiten Goetheanums in Dornach bei
Basel hinterließ er einen weithin sichtbaren Meilenstein der
organischen Architektur. Obwohl auch als "Esoteriker" und
"Quacksalber" belächelt, wegen rassistischer und antisemitischer
Interpretationen kritisiert, erfährt Steiners kontroverses Werk eine
Renaissance.

"Rudolf Steiner - Die Alchemie des Alltags", konzipiert vom Vitra
Design Museum, Weil am Rhein, in Kooperation mit dem Kunstmuseum
Wolfsburg und dem Kunstmuseum Stuttgart, und unter Miteinbeziehung
der MAK-Sammlung, ist mit über 200 Exponaten die erste große
Retrospektive in Österreich. Nach Wolfsburg und Stuttgart erfährt die
Ausstellung in Wien, wo Steiner von 1879 bis 1890 unter anderem seine
Studienjahre verbrachte, einen neuen Zusammenhang. Gegliedert in die
Kapitel "Kontext", "Metamorphosen" und "Praxis" nähert sie sich dem
umfassenden Werk Steiners und stellt Bezüge zu gesellschaftlichen und
künstlerischen Strömungen seiner Zeit her. "Die Ausstellung", erklärt
Martina Kandeler-Fritsch, interimistische Geschäftsführerin MAK,
"ermöglicht einen unvoreingenommenen Blick auf Steiners
universalistisches Schaffen und zeigt seine Impulse für
zeitgenössische Kunst, Architektur und Design."

Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und weltanschaulicher
Umschwünge, die der Aufbruch in die Moderne mit sich brachte,
entwickelte Steiner ein Weltbild wider den Rationalismus, begründet
in der Anthroposophie, die den Menschen in seiner Beziehung zum
Übersinnlichen betrachtet und das "Ich" in den Mittelpunkt stellt.
Dabei verband er die geistige Strömung des deutschen Idealismus und
seine Goetheforschung mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen
seiner Zeit, fernöstlichen Lehren und der Gnostik zu einer
"Philosophie der Freiheit". Aus Jugendstil, Kubismus und
Expressionismus sowie den Lebensreform-Bewegungen um 1900
destillierte Steiner eine völlig neue Alltagsästhetik, die er auf
Architektur, Design, Bühnenkunst und andere Lebensbereiche anwandte.
Steiners "Wandtafelzeichnungen", die in der Ausstellung zu sehen
sind, zeigen die Bandbreite der komplexen Vorträge, die eine eigene
Evolutionstheorie ebenso wie die "Lösung der sozialen Frage" oder
Anleitungen zur Landwirtschaft beinhalten.

Ausgestellt sind unter anderem 45 Möbel, 46 Modelle, 18
Skulpturen, mehr als 100 Originalzeichnungen und -pläne, aber auch
Plakate bis hin zu Steiners Korrespondenz mit Else Lasker-Schüler,
Franz Kafka, Piet Mondrian oder Richard Neutra. Seltene
Dokumentationen, darunter frühe expressionistische Filme,
Wochenschau-Auszüge, sowie Werke von Wassily Kandinsky, Lyonel
Feininger, Antoni Gaudí, Erich Mendelsohn oder Frank Lloyd Wright
veranschaulichen die Wechselwirkungen zwischen Werk und Zeit
Steiners. Unter den Höhepunkten der Ausstellung sind ein monumentales
Modell des Goetheanums sowie zwei polygonale Farbkammern zu finden,
die 1913 von Steiner entworfen und für die Ausstellung eigens als
begehbare Räume nachgebildet wurden. Neben Joseph Beuys, dessen
Steiner-Lektüre in seinem Werk deutliche Spuren hinterlassen hat,
werden 13 weitere zeitgenössische Künstler, Architekten und Designer
wie Olafur Eliasson, Herzog & de Meuron, Konstantin Grcic oder Jerszy
Seymour herangezogen, die bislang kaum in diesem Kontext angesiedelt
und interpretiert wurden. Die MAK-Ausstellung verweist zudem auf
Joseph Binders Beschäftigung mit Steiner und somit auf eine neue
Facette in dessen grafischem Werk, das sich als Nachlass im MAK
befindet.

In dieser Zusammenstellung zeichnen die Exponate das Bild einer
Person, deren Weltanschauung und Ästhetik zu polarisieren vermag,
deren kulturhistorische Bedeutung unbestritten ist und deren
universaler Ansatz dem MAK entspricht. Selbst manche Tendenzen in
Design und Architektur der Gegenwart scheint Steiner vorweggenommen
zu haben - etwa die Inspirationen an Wachstumsprozessen und
organischen Formen, die heute einen Aufschwung erleben. In Zeiten
lebhafter Diskussionen über ökologische und soziale Verantwortung,
spiritueller Sinnsuche oder eines aus den Fugen geratenen
Wirtschaftssystems bietet ein ganzheitliches Weltbild wie das von
Steiner gewisse Anregungen.

Ein Großteil der Leihgaben stammt aus dem Rudolf Steiner Archiv
sowie der Kunstsammlung Goetheanum in Dornach (Schweiz), die die
Vorbereitung der Ausstellung maßgeblich unterstützt haben. Die
Ausstellung wird ebenfalls gefördert von der Kulturstiftung des
Bundes (Deutschland), der Mahle Stiftung und Iona Stichting sowie
Wala und Weleda.

Die Ausstellung "Rudolf Steiner - Die Alchemie des Alltags" wird
durch ein umfangreiches Rahmenprogramm u.a. an Führungen,
Performances und einer Gesprächsreihe ergänzt. Details zum
Rahmenprogramm sind ab Ende Mai 2011 unter www.MAK.at abrufbar.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:
Presse MAK
Monika Meryn, Judith Anna Schwarz-Jungmann, Olivia Harrer, Christiane Vogl
Tel.: T: (++43-1)711 36-229, F: (++43-1)711 36-227
mailto:presse@MAK.at
http://www.mak.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MAK

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