Nedwed: "Die sozialdemokratische Bewegung verliert einen großen Idealisten und Vorkämpfer"
Wien (OTS/SK) - Karl Gruber, stellvertretender Vorsitzender des
Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen ist nach einer
länger dauernden Krankheit am 5.April 2011 verstorben. "Damit
verliert die gesamte sozialdemokratische Bewegung einen großen
Idealisten und Vorkämpfer für die Rechte der arbeitenden Menschen",
so Ernst Nedwed Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer
Freiheitskämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver
Antifaschist/inn/en am Dienstag im Gespräch mit dem SPÖ-Pressedienst.
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Karl Gruber trat im September 1945 der Sozialistischen Jugend (SJ)
bei. Als Jugendvertrauensmann kämpfte er später im sowjetisch
verwalteten Betrieb Voith für die Rechte der Lehrlinge, die in diesem
USIA-Betrieb einem großen kommunistischen Druck ausgesetzt waren. Im
Jahre 1949 organisierte er gemeinsam mit Mitgliedern der SJ aus
Niederösterreich und Wien eine große Demonstration in St. Pölten, bei
der der damalige SJ-Vorsitzende Peter Strasser gegen den USIA-Terror
energisch protestierte. Das brachte für Gruber mehrmalige Vorladungen
bei der sowjetischen Militärkommandatur und schließlich den Verlust
seines Arbeitsplatzes bei Voith.
Karl Gruber war auch durch seine Erfahrungen aus der Zeit des
Nationalsozialismus ein engagierter Antifaschist. Das prägte seine
gesamte Arbeit in der SPÖ. Von 1952 bis 1959 war er
SPÖ-Bezirkssekretär in Scheibbs, wo er auch ein großes
Wahlkreis-Jugendtreffen organisierte. 1956 kam er erstmals mit Bruno
Kreisky in Kontakt, der ihn bei seiner Arbeit auch später immer
unterstützte. Von 1960 bis 1982 war Gruber Bezirkssekretär in St.
Pölten, 1982 übernahm er die Funktion des Bezirksvorsitzenden für St.
Pölten Stadt und Land und hatte diese Funktion bis zum Jahre 2003
inne. "Er sorgte dafür, dass es in St. Pölten stets eine stabile
sozialdemokratische Mehrheit gab", so Nedwed. Bei der Landtagswahl
1969 wurde Gruber zum Landtagsabgeordneten gewählt und erfüllte diese
Aufgabe mit großem Engagement in der Landespolitik, wo er eine Reihe
von Projekten durchsetzen konnte. Besonders stark engagierte er sich
dafür, dass seine Heimatstadt St. Pölten zur Landeshauptstadt von
Niederösterreich wurde.
1998 übernahm Karl Gruber den Vorsitz des Landesverbandes
Niederösterreich und wurde auch stellvertretender Vorsitzender des
Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen, Opfer des
Faschismus und aktiver Antifaschist/inn/en. Gruber widmete sich vor
allem der Aufklärung der Verbrechen des NS-Regimes, aber auch der
Aufarbeitung des austrofaschistischen Ständestaates. So deckte er
auf, dass in der St. Pöltner Prandtauerkirche ein Dollfuß-Altarbild
existierte. Er protestierte beim St. Pöltner Bischof Klaus Küng und
verlangte die Entfernung des Bildes. Das Bild sorgte darauf hin für
heftige Diskussionen und es ist Gruber gelungen, dass mit der Zusage
des Bischofs das Bild zunächst verhängt und anschließend auch
gänzlich entfernt wurde.
Besonders engagiert und talentiert war Gruber darin, junge Menschen
für die Werte der Sozialdemokratie zu gewinnen. "Dass es heute aktive
jüngere Mitglieder, Funktionärinnen und Funktionäre beim Bund der
Freiheitskämpfer gibt, ist auch Karl Gruber zu verdanken. Dieser
Umstand freute ihn sehr und gab ihm auch in den letzten Monaten
seines Lebens Kraft", so Nedwed.
Karl Gruber war Mitglied des Landesvorstandes und des
Bundesparteivorstandes der SPÖ, er wurde mit Ehrenzeichen der
Republik, des Bundeslandes Niederösterreich und der Stadt St. Pölten
ausgezeichnet. Er erhielt die große Viktor Adler Plakette und vom
Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen, Opfer des
Faschismus und aktiver Antifaschist/inn/en die Otto Bauer Plakette.
Bei der 60-Jahr Gründungsfeier der Sozialdemokratischen
Freiheitskämpfer wurde er anlässlich seines 80sten Geburtstages vom
Wiener Bürgermeister Michael Häupl mit dem "Goldenen Rathausmann"
geehrt. (Schluss) sv/gd
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