• 14.01.2011, 08:59:51
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Ärztekammer warnt vor "medizinischem Cyber-Mobbing"

Gesundheitsdaten bieten große Angriffsflächen - Immer mehr Patienten und auch Ärzte von Cyber-Mobbing betroffen

Wien (OTS) - Die Ärztekammer warnt ausdrücklich vor den Folgen
eines "medizinischen Cyber-Mobbings". Hoch sensible Gesundheitsdaten
müssten deshalb besonders gut geschützt werden, da sie große
Angriffsflächen bieten würden. Darauf verwies der Vizepräsident der
Ärztekammer für Wien, Thomas Szekeres, bei einer Podiumsdiskussion
gestern, Donnerstag, Abend im ORF-Radiokulturhaus zum Thema
"Cyber-Mobbing - Realität oder Panikmache? Die Nachteile von sozialen
Netzwerken im Internet". ****

Moderne Informationstechnologien würden auch in der Medizin immer
wichtiger, aber: "Medizinische Daten betreffen die Privatsphäre und
das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Sie dürfen daher
nicht leichtfertig für nicht behandelnde Personen und Einrichtungen
einsichtig gemacht werden", so der Ärztekammer-Vizepräsident.

Ein wichtiger Punkt sei hier die Planung und Implementierung der
elektronischen Gesundheitsakte ELGA. Szekeres: "Einerseits ist es
zwar zu befürworten, dass behandelnde Ärztinnen und Ärzte sowie
Pflegepersonal die Möglichkeit haben, die für die Patienten
medizinisch relevanten Daten einzusehen." Andererseits sei das Risiko
für Datenmissbrauch hier sehr hoch: "Vor allem die Speicherung
sensibler Daten wie beispielsweise ansteckende Krankheiten, sexuell
übertragbare Krankheiten oder Medikament bringen die Gefahr mit sich,
Patienten einer Diskriminierung oder einem Mobbing auszusetzen, wenn
Daten in falsche Hände geraten."

Szekeres richtet dabei den Appell durchaus auch an die eigene
Zunft. So zitiert er eine aktuelle Studie aus Frankreich, wonach
Ärztinnen und Ärzte auf sozialen Plattformen wie Facebook oft sehr
sorglos mit ihren privaten Daten wie Fotos, Geburtsdatum, et cetera
umgingen. Häufig akzeptierten sie Patienten als "ihre Freunde" und
würden dabei vergessen, dass sie damit auch Angriffsfläche bieten.
Szekeres: "Es sind Fälle bekannt, wo Patienten den Verlauf ihrer
Krankheit auf eine falsche Behandlung zurückgeführt und dann einen
persönlichen Rachefeldzug gegen ihren Arzt gestartet haben, was im
digitalen Raum sehr leicht stattfinden kann."

Natürlich könnten auch Patienten in soziale Netzwerke im
Arzt-Patient-Verhältnis leicht den Kürzeren ziehen. So hat eine
amerikanische Studie zutage gebracht, dass in den USA
Medizinstudenten häufig Geschichten und medizinische Details ihrer
Patienten posten. "Oft waren dann Blog-Beiträge mit sexuellen
Diskriminierungen und Obszönitäten dabei, was medizinisch-ethisch
höchst verwerflich ist", betont Szekeres. Dabei sei die
Verschwiegenheitspflicht ein wichtiger Teil des hippokratischen Eids.
Dies müsse auch im digitalen Raum gelten.

Vorsicht bei Foren und Chats

Die Offenlegung von Gesundheitsdaten im Netz wertet Szekeres
grundsätzlich als "heikel". So gebe es eine Unzahl von Foren, in
denen sich Patienten austauschen könnten. "Man kann
Krankheitssymptome recherchieren, Zweitmeinungen einholen, oder Ärzte
beantworten Patientenfragen schon im Chat." Hier sei besondere
Vorsicht geboten, denn gerade aufgrund solcher Informationen könne
Cyber-Mobbing sehr leicht passieren.

Die Ärztekammer werde jedenfalls ihre Mahnung zu höchstem
Datenschutz für alle Gesundheitsdaten aufrechthalten: "Der sichere
Umgang mit Patientendaten muss gewährleistet sein, insbesondere im
digitalen Raum." In diesem Sinne werde die Ärztekammer auch weiterhin
die Entwicklung von ELGA in Österreich "sehr genau verfolgen", so
Szekeres. (hpp)

Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle
Dr. Hans-Peter Petutschnig
Tel.: (++43-1) 51501/1223, 0664/1014222, F:51501/1289
mailto:hpp@aekwien.at
http://www.aekwien.at

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