- 15.10.2010, 15:41:12
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Greenpeace-Analyse: Feinstaubgefahr größer als angenommen
Ungarische Regierung muss endlich umfassende Untersuchungen veranlassen
Wien (OTS) - Das physiogeographische Labor der Universität Wien
hat im Auftrag von Greenpeace eine Korngrößenanalyse des Rotschlamms
durchgeführt. Die Ergebnisse liegen nun vor und zeigen, dass der
Anteil an sehr feinen Partikeln (kleiner als zwei Mikrometer), und
damit die Ultrafeinstaubgefahr, sehr hoch ist. Greenpeace hat damit
die erste Analyse des ungarischen Rotschlamms in Bezug auf die
Teilchengröße vorgelegt und war damit erneut - wie auch mit der
Schadstoffanalyse - schneller als die ungarischen Behörden. "Wir
erwarten von den ungarischen Behörden endlich eine lückenlose
Aufklärung der Bevölkerung, anstatt die Evakuierung des betroffenen
Dorfs Kolontár einfach wieder aufzuheben", so Greenpeace-Sprecher
Herwig Schuster.
Seit heute Mittag ist das Dorf Kolontár wieder für die Einwohner
geöffnet. Diese dürfen nun wieder in ihre Häuser einziehen. "Und das
obwohl die Zeitbombe Ultrafeinstaub unaufhörlich tickt", warnt
Schuster. Die Analysen zeigen, dass circa 70 Prozent der Masse der
Schlammproben aus Teilchen mit einer Größe kleiner als zwei
Mikrometer bestehen. Das bedeutet, dass ein großer Teil des
Giftschlamms zu Ultrafeinstaub werden und somit eine enorme
Gesundheitsgefahr darstellen kann. Je kleiner die Feinstaub-Körnchen,
desto tiefer gelangen sie in die Atemwegs-Struktur. Aufgrund ihrer
Größe sind diese Partikel sehr lungengängig. Sie können bis in die
Lungenbläschen dringen und so auch ins Blut aufgenommen werden.
Eine zusätzliche Gefahr liegt auch in der Verunreinigung des
Schlamms mit Giftstoffen wie Arsen. Das haben frühere Tests von
Greenpeace ergeben. Wird jetzt also der Schlamm in Form von Staub
aufgewirbelt und eingeatmet, dann werden damit auch toxische Stoffe
inhaliert. "Die ungarische Regierung darf diese Gefahr nicht
ignorieren oder kleinreden", fordert Herwig Schuster. "Die Behörden
müssen den Menschen vor Ort endlich die Wahrheit über die Gefahren
sagen."
Insgesamt sind bei der Katastrophe circa 700.000 Kubikmeter
Giftschlamm freigesetzt worden. Über den Feststoffanteil gibt es bis
jetzt keine gesicherten Informationen. Es ist jedoch davon
auszugehen, dass zumindest eine halbe Million Tonnen ausgelaufen
sind, die jetzt langsam austrocknen. "Bleibt es in den nächsten Tagen
trocken und kommt starker Wind dazu, dann wird sehr viel Staub
aufgewirbelt werden und die Feinstaubbelastung wird dementsprechend
stark ansteigen.", prognostiziert Schuster.
Greenpeace fordert eine unabhängige und umfassende Untersuchung zu
den jetzigen Risiken und den zu erwartenden Langzeitfolgen. Hierbei
soll nicht nur die Gefahr durch toxischen Staub, sondern auch die
Verschmutzung des Bodens und des Grundwassers untersucht werden.
Rückfragehinweis:
DI Herwig Schuster, Greenpeace-Chemiker, Tel. 0043 664 4319214
Melanie Beran, Pressesprecherin Greenpeace; Tel.: 0043 664 6126718
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