• 06.10.2010, 12:21:04
  • /
  • OTS0194 OTW0194

Ärztekammer warnt vor Werteverlust in der Medizin

Europarat stimmt morgen über McCafferty-Bericht ab - "Ärzte sind keine bloßen Dienstleister, sondern prägen mit ihrer persönlichen Wertehaltung die Behandlung"

Wien (OTS) - Die Ärztekammer warnt vor dem morgen, Donnerstag, im
Europarat abzustimmenden so genannten McCafferty-Bericht, der vom
Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Familien eingebrachten wird.
Zwar verfolge der Antrag das Ziel, möglichst vielen Menschen Zugang
zu den medizinischen Leistungen eines Landes zu ermöglichen, er
degradiere auf der anderen Seite aber auch Ärztinnen und Ärzte "zu
bloßen Dienstleistern am Patienten", kritisiert der Referent für
Ethik und Palliativmedizin der Ärztekammer für Wien, Michael
Peintinger. ****

Der Hintergrund: Der von der englischen Labour-Abgeordneten
Christine McCafferty eingebrachte Antrag soll allen Menschen
uneingeschränkten Zugang zu den im jeweiligen Land erlaubten
medizinischen Dienstleistungen gewähren. Dabei soll allerdings
zugleich der bislang generell respektierte "Gewissensvorbehalt" der
Ärztinnen und Ärzte unter Umständen anderen (institutionellen)
Bedürfnissen nachgeordnet werden. Wertorientierte ethische Bedenken
würden damit aber keine Rolle mehr spielen, betont Peintinger.

"Unabhängig von allen religiösen Implikationen kann das Gewissen
als Erleben einer Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung von
persönlichen Entscheidungen mit eigenen Werthaltungen angesehen
werden", so der Ethikexperte. Deshalb bestünde, unabhängig von den
hinter dem Antrag stehenden gesellschaftspolitischen Intentionen, die
konkrete Gefahr, dass damit die persönliche Werthaltung "als bloßer
Luxus oder gar moralische Überheblichkeit" disqualifiziert würde.

Da die persönliche Wertehaltung jedoch für die Selbstbestimmung
jedes Menschen und damit auch der Ärztinnen und Ärzte in ihrer
Verantwortung unerlässlich sei, erscheine die hier angestrebte
Einschränkung "als besonders bedenklich". Wer die verantwortungsvolle
und wertreflektierte Entscheidungsbefugnis der Ärztinnen und Ärzte
derart einschränke, leistete einen Beitrag dazu, den freien Heilberuf
"zur bloßen Dienstleistung verkommen zu lassen". Dagegen gelte es -
auch im Interesse der therapeutischen Partnerschaft mit den Patienten
- "mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten", so Peintinger. (hpp)

Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle
Dr. Hans-Peter Petutschnig
Tel.: (++43-1) 51501/1223, 0664/1014222, F:51501/1289
mailto:hpp@aekwien.at
http://www.aekwien.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NAW

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel