Österreichische Kassamarktpreise zogen aber neuerlich an - Maiskampagne startet schleppend
Wien (OTS/AIZ) - Am Weltmarkt gaben die Notierungen für Weizen und
Mais diese Woche spürbar nach, nachdem sich die hitzige
Einkaufstätigkeit der von Importen abhängigen Länder abgekühlt hat.
Die europäischen Terminmärkte standen außerdem unter Druck eines
gegenüber dem US-Dollar auf ein Fünf-Monate-Hoch gestärkten Euro,
worunter die Wettbewerbsfähigkeit europäischen Getreides im Export
leidet. Der heimische Kassamarkt profitierte bis zum Beginn dieser
Woche von der fast hektischen Nachfrage in Europa nach Aufmischweizen
rot-weiß-roter Provenienz, ehe das Geschehen im weiteren
Wochenverlauf entsprechend der internationalen Beruhigung auch
hierzulande zum Erliegen kam. Das Inlandsgeschäft mit Mahlweizen
tröpfelte ohnehin schon zuvor nur in dünnem Fluss dahin, weil die
Mühlen die jüngste Preishausse als Blase sehen und deren Platzen
abwarten wollen. Jedenfalls notierte die Börse für
Landwirtschaftliche Produkte in Wien am Mittwoch dieser Woche
aufgrund der zuvorgegangenen hektischen Nachfrage alle
Brotweizenqualitäten sowie Futterweizen und -gerste als auch
Sojabohnen inländischen Anbaus und Ölsaaten neuerlich höher, während
nur der an sich rare Mahlroggen gleich blieb.
Damit setzte sich der physische Markt in Österreich mit
Notierungen von knapp EUR 230,- pro t für den einfachen Mahlweizen
bis EUR 250,- pro t für Premiumweizen noch weiter vom Futuresmarkt an
der Pariser Euronext ab. Der europäische Weizenfutures an der
Euronext musste für den Liefertermin November 2010 von einer nahe dem
Kontrakthoch am vorigen Freitag erreichten Preisspitze mit einem
Schlusskurs von EUR 233,75 pro t im Laufe der Woche bis Donnerstag
EUR 10,- abgeben. An der US-Leitbörse Chicago Board of Trade (CBOT)
schwächte sich der Weizenfutures zum Fronttermin Dezember 2010 vom
vorigen Freitag bis Donnerstag dieser Woche um USD 15,43 (EUR 11,58)
auf USD 256,18 (EUR 192,28) und somit unter die psychologisch
wichtige Marke von USD 7,- (EUR 5,25) pro bushel (27,2155 kg) ab.
Österreichische Maiskampagne startet schleppend
Die heimische Nassmaiskampagne startet laut Experten nur
schleppend. Verarbeiter sollen schon größere Mengen aus dem
EU-Ausland herbeigeschafft haben und versuchen, sich mit
Lockangeboten an die Landwirte Zugriff auf die knappe heimische Ware
sichern zu können. Dem Vernehmen nach sollen die Erträge regional
stark unterschiedlich sein, Zahlen von 8 bis 16 t pro ha sind zu
hören. Experten sehen beim Mais - ebenso wie bei der Haupternte von
Getreide im Sommer - die Ertragslage auf schweren Böden schlechter
als auf den ansonst ertragsschwächeren leichten Böden. Als Ursache
wird genannt, "dass der Regen dem Mais die Luft weggenommen hat".
Internationale Märkte: Abschwächung der Nachfrage - und Exporthektik
Als preisdämpfend für die internationalen Märkte wirkte diese
Woche die deutliche Abschwächung der Exporthektik. Die USA meldeten
für die abgelaufene Beobachtungswoche Exporte von lediglich 459.800 t
Weizen. Dies lag am unteren Ende der Erwartungen des Marktes, die
sich zwischen 700.000 und 1,4 Mio. t bewegten. Am Höhepunkt des
Exportbusiness, als im August Russland seinen Exportstopp bekannt
gab, erreichten die US-Exporte noch wöchentliche Werte über einer
Million Tonnen. US-Händler werden mit der Aussage zitiert, "wir haben
unser bestes Exportgeschäft und möglicherweise unsere besten Preise
in diesem Jahr gesehen".
Die EU-Kommission gab bekannt, in der Woche bis 21.09.2010
Exportlizenzen für 527.000 t Weizen ausgegeben zu haben. Damit
summiert sich der Weizenexport der EU im seit 01.07. laufenden
Wirtschaftsjahr 2010/11 auf 5,32 Mio. t. Das ist um ein Viertel mehr
als im Vergleichszeitraum 2009/10. Insgesamt beziffert die Kommission
die 2010/11 für alle Getreidearten erteilten Exportlizenzen auf 7,2
Mio. t (2009/10: 5,16 Mio. t), wobei über die Woche 695.000 t
hinzukamen.
Entsprechend der guten Exportkonjunktur beurteilten Händler an der
Pariser Euronext weniger besorgt als in den USA. Sie sehen darin eher
eine technische Abschwächung in Folge von gegen ein Quartalsende hin
üblichen Gewinnmitnahmen. "Die fundamentalen Marktdaten haben sich
nicht geändert. Die Leute haben nicht binnen 48 Stunden mehr Weizen
oder Mais angebaut", so ein Händler. Branchenkreise rechen auch
damit, dass der leichte Durchhänger bei den Preisen Importeure bald
wieder auf den Plan des Weltmarktes treten und eine neue Runde
frischer Nachfrage einläuten lasse. Tatsächlich reagierte auch der
französische Kassamarkt bisher nicht auf das Nachgeben der Preise.
"Käufer versuchten die niedrigeren Futureskäufe einzupreisen, aber
Verkäufer waren unwillig darauf einzusteigen, nachdem sie zuvor schon
heftige Verkäufe verbuchen konnten", so Reuters in einem
Marktkommentar.
Unveränderte fundamentale Marktdaten: IGC bestätigt negative globale
Versorgungsbilanzen
Der gestern, Donnerstag, in London veröffentliche
September-Getreidemarktbericht des Internationalen Getreiderates IGC
bestätigt das Bild unveränderter fundamentaler Marktdaten mit einer
negativen globalen Versorgungsbilanz sowohl bei Weizen als auch Mais
sowie anderem Futtergetreide. Demnach setzt der IGC unverändert
gegenüber seiner August-Prognose die Weltweizenproduktion 2010/11 mit
644 Mio. t und den Verbrauch mit 657 Mio. t an. Damit fällt die
Bilanz mit 13 Mio. t negativ aus. Aufgrund von Rundungsdifferenzen
sieht der Getreiderat am Ende der Saison gegenüber dem August um 1
Mio. t reduzierte Weizenvorräte von 183 Mio. t. Dies entspricht immer
noch knapp 28% des globalen Jahresverbrauchs und gilt daher am Markt
als komfortabel und sollte eher als bearishes anstatt als bullishes
Signal interpretiert werden.
Die Maisbilanz 2010/11 fällt laut IGC bei einer im Monatsabstand
um 5 Mio. t nach unten revidierten Produktion von 824 Mio. t - die
immer noch ein Rekordergebnis darstellt - und einem unverändert und
ebenfalls auf Rekordhoch geschätzten Verbrauch von 837 Mio. t mit 12
Mio. t negativ aus. Die Endlager werden damit im zweiten
aufeinanderfolgenden Wirtschaftsjahr auf 131 Mio. t abschmelzen. "Dem
weltweiten Futterverbrauch wird eine Zunahme um 6 Mio. t auf 485 Mio.
t vorausgesagt. Vergleichsweise höhere Preise von Futterweizen und
Gerste dürften einiges an Nachfrage auf Importmais umlenken",
analysiert der IGC den globalen Maismarkt.
Im Weltgetreidehandel ändern sich 2010/11 die Warenströme. Die
Lieferungen von Weizen und Futtergetreide aus den
Getreideexport-Tigerstaaten Russland, Ukraine und Kasachstan werden
demnach gegenüber 2009/10 um 27 Mio. t einbrechen, wobei rund die
Hälfte dieses Ausfalls von Exporteuren in den USA kompensiert werde.
Die gesamte Getreidebilanz 2010/11 (ohne Reis) weist eine
Produktion von 1.741 Mio. t (2009/10: 1.787 Mio. t) und einen
Verbrauch von 1.780 Mio. t (2009/10: 1.766 Mio. t) aus. Der Saldo ist
mit 39 Mio. t negativ und der Welt werden nach dem Ablauf der Saison
Getreidereserven von 353 Mio. t oder nicht ganz 20% oder im Ausmaß
des Bedarfes von 72 Tagen zur Verfügung stehen. Endlagerbestände
unter 20% werden von den Märkten als Zeichen für Preissteigerung
interpretiert.
(Schluss) pos
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