• 17.06.2010, 15:30:56
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  • OTS0351 OTW0351

Offener Brief an die Islamische Glaubensgemeinschaft

Wien (OTS) - Sehr geehrter Herr Präsident Schakfeh,
Sehr geehrte Damen und Herren,

In Bezug auf mehrere Erklärungen von Vertretern der Islamischen
Glaubensgemeinschaft, wie Präsident Schakfeh, stellt die
Israelitische Kultusgemeinde (IKG) fest:

Die Dialogkultur zwischen den Glaubensgemeinschaften in Österreich
ist in der Tat gefährdet. Nicht jedoch durch das Aufzeigen
antisemitischer Vorkommnisse sondern durch das Zulassen und
Verharmlosen.

Veranstaltern von Kundgebungen kommt dabei eine besondere gesetzliche
und moralische Verantwortung zu, die von ihren Führungskräften aber
nicht wahrgenommen wird.

Die IKG hat gerade in den letzten Tagen viele Anrufe und Besuche von
Muslimen - insbesondere von solchen, die in ihren Heimatländern
politischer Verfolgung ausgesetzt waren - erhalten, die ihre
Entrüstung über die während einschlägigen Demonstrationen in Wien
vorgebrachte Hetze gegen Juden und Israel äußerten und auf die
bedauerliche Duldung und Verharmlosung dieser Vorkommnisse durch
offizielle Organe der Muslime hinwiesen.

Die IKG nimmt die Gespräche mit Muslimen weiterhin sehr ernst. Ohne
Interna der Islamischen Glaubensgemeinschaft beurteilen zu wollen,
möchte die IKG darauf hinweisen, dass ihre Vertretungsbehörden
demokratisch, bei einer Wahlbeteiligung jeweils zwischen 50 und 60
%, legitimiert sind. Vielfach wurden wir auf den Umstand hingewiesen,
dass dies auf Seite der IGGÖ nicht der Fall ist.

In der Antisemitismusdefinition des EUMC der EU wird die Hetze und
Verunglimpfung des Staates Israel in den Antisemitismusbegriff
inkludiert:
- Denying the Jewish people their right to self-determination, e.g.
by claiming that the existence of a State of Israel is a racist
endeavor.

- Applying double standards by requiring of it a behavior not
expected or demanded of any other democratic nation.

- Using the symbols and images associated with classis anti-Semitism
to characterize Israel or Israelis.

- Drawing comparisons of contemporary Israeli policy to that of the
Nazis

- Holding Jews collectively responsible for actions of the State of
Israel

In genau dieser Weise wurde auf den Kundgebungen agiert. Gemeinderat
Omar Al-Rawi spielte in seiner Rede auf eine gleichzeitige
Israel-solidarische Kundgebung an. Allein ein Vergleich der Rede-
bzw. Videoaufnahmen der Redebeiträge zeigt, wo gehetzt und wo zum
Frieden aufgerufen wurde.

Weiters wurden auf den Kundgebungen Fahnen der Hamas, die bekanntlich
die palästinensische Organisation der Moslembrüderschaft ist und auf
internationalen Terrorlisten steht, getragen. Seit Jahren wird für
Frontorganisationen der Hamas in Wien Geld gesammelt.

Die IKG wurde mehrmals von Muslimen auf die personelle Identität von
Funktionären der Islamischen Glaubensgemeinschaft mit der
Moslembrüderschaft hingewiesen.

Daher geht die IKG davon aus, dass der antisemitische Inhalt der
Charta der Hamas , etwa Artikel 7, bekannt ist:
'Die Stunde des Gerichts wird nicht kommen, bevor Muslime nicht die
Juden bekämpfen und töten, so dass sich die Juden hinter Bäumen und
Sträuchern verstecken und jeder Baum und Stein wird sagen: "Oh
Muslim, oh Diener Allahs, ein Jude ist hinter mir, komm und töte
ihn!"'

Der Holocaust wird von der Hamas als Lüge bezeichnet (z.B. Abdel
al-Rantisi: The Holocaust - The Greatest of Lies Funded by the
Zionists, 2003.)

Bereits in der Vergangenheit hat die IKG auf die Gefahr von
islamistischen Hasspredigern hingewiesen, wurde deswegen angegriffen
und wenig später von den tatsächlichen Entwicklungen bestätigt.

All dies Erwähnte kann nicht mit "Israelkritik" abgetan werden, die
vollkommen legitim ist, sofern sie nicht mit "doppelter Moral"
gegenüber anderen politischen Diskursen erfolgt.

Die Teilnehmer einer gemeinsamen Kundgebung von antisemitischen
Islamisten, rechtsradikalen Grauen Wölfen und Linksradikalen als
"Antifaschisten" zu bezeichnen, ist lächerlich.

Soll ein interkonfessioneller Dialog sinnvoll sein, kann er nicht
gleichzeitig mit der Duldung antisemitischer (oder besser
antijüdischer) Hetze erfolgen. In diesem Sinn hat die muslemische
Seite auch eine Bringschuld hinsichtlich der Aufarbeitung
antisemitischer Stellen im Koran, die auf christlicher Seite
hinsichtlich des Neuen Testaments weitgehend erfolgt ist.

Die Belastung des Dialogklimas erfolgt nicht auf Grund
unterschiedlicher Meinungen zu Fragen des Nahen Ostens sondern durch
Zulassen von Antisemitismus (oder wenn Sie wollen Antijudaismus).

Dr. Ariel Muzicant
Präsident der IKG

Mag. Raimund Fastenbauer
Generalsekretär der IKG

Rückfragehinweis:
Israeltische Kultusgemeinde, Tel: (01) 531 04 - 105

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | IKG

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