Vizedirektorin geht zu Saisonende
Wien (OTS) - Peter Handke kommt nach der vorläufigen Absage der
Burgtheater-Uraufführung seines Partisanenstücks "Immer noch Sturm"
im Juni nach Wien. Das bestätigt der Schriftsteller in einem Gespräch
für die morgen erscheinende NEWS-Ausgabe. Handke, der sich seine
Übersetzung der "Helena" des Euripides ansehen wird: "Dann muss das
endlich entschieden werden, auf einen Lichtpunkt zugehen. (...) Wenn
es überhaupt aufgeführt werden sollte, muss es unbedingt in
Österreich aufgeführt werden, und zwar im nächsten Jahr." Gerüchte,
Klagenfurt könne den Zuschlag bekommen, weist er zurück. "Die haben
mit meinen Stücken keinerlei Tradition. Das Burgtheater hat eine
kleine Uraufführungstradition begründet." Burgtheaterdirektor
Matthias Hartmann: "Man kann an einem Text von Peter Handke nicht
desinteressiert sein. Meine Dramaturgie und ich werden uns umgehend
mit dem Thema beschäftigen."
Nach der Absage des vorgesehenen Uraufführungsregisseurs Claus
Peymann deutet Handke einen anderen Weg an: "Für mich war ,Über die
Dörfer' unter Wim Wenders, diese zeit- und raumgebende Inszenierung
in der Salzburger Felsenreitschule (1982, Anm.), das, was ich mir vom
Theater wünsche. Das Stück jetzt ist ja eine Art Fortführung, ein
nach-Shakespeare'sches Traumstück."
Das Scheitern der Pläne mit Peymann führt er auch auf
Dispositionelles zurück. "Das Problem war auch, dass das am
Burgtheater keine Koproduktion, sondern ein Gastspiel des Berliner
Ensembles war. Es wäre zwei Wochen in Wien gespielt worden, hätte
keine Dauer gehabt und keine Möglichkeit, ins ganze Land zu gehen.
Ich hatte immer meine Skepsis gegen die Eile, in der diese
Entscheidung getroffen wurde, obwohl das Stück damals ja gar nicht
fertig war. Ich habe es noch zweimal durchgearbeitet, seit drei
Wochen ist es sprech-, spruch- oder spielreif. Der Schluss hat sich
geändert, ich habe es mit Fakten gefüttert, zugespitzt und gerundet
zugleich. Auf verständliches Drängen Peymanns wurde es sehr früh
öffentlich, auch die Tatsache, dass er es macht. Die Entscheidung war
halt weniger ästhetisch als strategisch-taktisch. Das hat nicht ideal
angefangen." Laut NEWS war über eine reguläre Koproduktion zwischen
Burgtheater und Salzburger Festspielen gesprochen worden. Peymann
hatte allerdings darauf bestanden, dass Handke ihm das Stück
versprochen habe.
Handke: "Für dieses Stück müssen ganz große Schauspieler her. Das
war in dieser Besetzung nur Gert Voss. Peymann hätte auch umdenken
müssen: Das Berliner Ensemble hat viel kleinere Dimensionen als das
Burgtheater. Am Ende war er schon ein bisschen zage und hat mich
ständig mit technischen Problemen, Gastspielproblemen und
Schauspielerproblemen konfrontiert, die alle nicht die meines Stückes
sind. Ich habe auch gemerkt, dass es in seinem eigenen Bereich keinen
fruchtbaren Widerspruch gibt. Ich war überreizt. Zurück bleibt eine
große Traurigkeit."
Hartmann bestätigt in NEWS auch, dass Vizedirektorin Karin
Bergmann - sie kam 1986 mit Peymann an die "Burg" - das Haus mit
Saisonende verlässt: "Das war immer so verabredet. Es ging immer um
eine Übergangszeit, unklar war nur, ob die ein oder zwei Jahre
dauert." Die Gründe seien privater Natur.
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