- 03.03.2010, 12:52:10
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Startschuss für die Stromversorgung der Zukunft
Österreichs Netzbetreiber planen Smart Grids und setzen Leuchtturmprojekte um.
Wien (OTS) - Smart Grid Technologien und -Konzepte werden für den
Einsatz in intelligenten Stromnetzen in Zukunft national und
international stark an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen. Im Rahmen
eines Hintergrundgesprächs präsentierte Österreichs
E-Wirtschaft die Marschroute in die Zukunft der Stromnetze.
"Gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und der Industrie haben wir
den Weg skizziert und sind jetzt bereit zur Umsetzung", erklärte die
Generalsekretärin des Verbands der Elektrizitätsunternehmen
Österreichs (VEÖ), Barbara Schmidt.
Investitionsschub in die Netze zeichnet sich ab
Die Europäische Technologieplattform (ETP) Smart Grids schätzt,
dass bis 2030 europaweit Investitionen in der Höhe von 390 Mrd. Euro
getätigt werden müssen. Davon entfallen rund 90 Mrd. Euro auf die
Stromübertragung und 300 Mrd. Euro auf die Stromverteilung.
Schwerpunkte der Investitionen sind die Erneuerung und Erweiterung
der elektrischen Stromversorgungsinfrastruktur hin zu intelligenten
Stromnetzen. Schmidt: "Umgelegt auf die österreichische
Bevölkerungszahl bedeutet das ein Investitionsvolumen von 6,3 Mrd.
Euro bis 2030. Bis 2020 sind zudem bereits Investitionen in die Netze
im Ausmaß von sechs Mrd. Euro geplant."
Österreichs Netzbetreiber stehen damit vor einem noch nie
dagewesenen Investitionsschub in innovative Technologien für eine
sichere und nachhaltige Stromversorgung des 21. Jahrhunderts.
"Industrie und E-Wirtschaft sind startklar für Smart
Grid-Leuchtturmprojekte, die den Weg in das Netz 2.0 der E-Wirtschaft
ausleuchten sollen. Die bestehenden Netze müssen ausgebaut werden und
zusätzlich wird ein paralleles Netz an Datenverbindungen entstehen,
das die Netze smart macht", erklärte die VEÖ-Generalsekretärin. Der
Aufbau der Smart Grids ist damit die wichtigste Innovation der
E-Wirtschaft seit Jahrzehnten. Schmidt: "Das könnte der mehr als
hundert Jahre alten Branche einen Innovationsschub bringen, der
vergleichbar ist mit den Auswirkungen des Internet auf die
Kommunikation."
Von der zentralisierten Versorgung zum Netzwerk
Die Welt der Stromproduktion hat sich binnen weniger Jahrzehnte
drastisch verändert. In Dänemark ist die dezentrale
Erzeugungskapazität im Verteilnetz inzwischen größer als die
Kapazität der zentralen Kraftwerke. "Man könnte Dänemark somit auch
als weltweit größtes Forschungslabor für dezentrale Energieerzeugung
bezeichnen", erklärte BEWAG-Vorstandssprecher Hans Lukits. Doch auch
in Österreich ist diese Entwicklung voll im Gange: Anfang 2009 gab es
in Österreich 617 Windräder mit einer Gesamtleistung von 995 MW.
Diese Anlagen erzeugen mit rund zwei Milliarden Kilowattstunden drei
Prozent des österreichischen Stromverbrauchs. Das bis 2020 zusätzlich
nutzbare Windkraftpotenzial beträgt 4,3 Mrd. Kilowattstunden.
Lukits: "Mit dem fortschreitenden Ausbau dezentraler
Stromeinspeisung auf niedrigen Netzebenen ändert sich der Charakter
der Stromversorgung grundsätzlich. Je höher die gemeinsame maximale
Leistung der dezentralen Anlagen steigt, desto höher werden die
Anforderungen an den Netzbetrieb, damit Erzeugung und Verbrauch auch
weiterhin einfach aufeinander abgestimmt werden können." Deutschland
etwa will schon Mitte des nächsten Jahrzehnts so viel Windkapazität
installiert haben, dass in Starkwindzeiten eigentlich kein
thermisches Kraftwerk und kein Atomkraftwerk mehr betrieben werden
müsste. In Österreich werden derzeit etwa 3,5 Prozent des Stroms aus
nachhaltigen Quellen mit stark schwankendem Angebot produziert.
Umbau des Energiesystems
Dem Energiesystem dürfte in den nächsten zehn Jahren durch diese
Entwicklungen ein Umbau bevorstehen. "Die klassische hierarchische
Struktur der Energieversorgung nach dem Muster 'zentraler Erzeuger
verteilt den Strom auf viele kleine Abnehmer' wird gerade auf den
Kopf gestellt", erklärte Michael Strebl, verantwortlich für die Netze
der Salzburg AG. Maßgebliche Innovations-Treiber sind der starke
Ausbau erneuerbarer Energien, die effizientere Nutzung von Energie
und der allgemeine gesellschaftliche Trend zu Dezentralisierung, der
auch im Energiebereich Fuß gefasst hat. Strebl: "Die eigene
Fotovoltaikanlage auf dem Dach oder das Mini-Heizkraftwerk fürs Hotel
sind nicht nur finanziell und energetisch interessant, sondern auch
trendy und chic." Der Schlüssel, um alle diese Faktoren sinnvoll
miteinander zu verknüpfen ist das Stromnetz. "Die Drähte im
Hintergrund bleiben die gleichen, die Netze müssen aber viel mehr
können als bisher", so Strebl.
Stromnetze mit Internet-Charakteristik
Die zukünftigen Energienetze sind mit dem Internet vergleichbar:
Strebl: "Stromkonsumenten wachsen mit Stromproduzenten zusammen zum
Kunden von morgen, dem "Prosumer": sie werden aktiver, steuern ihre
Nachfrage, erzeugen selbst Energie, speisen diese ins Netz ein und
benötigen zu anderen Zeiten Strom aus dem Netz. Zu den Stromleitungen
kommen Datenverbindungen, die alle Akteure miteinander vernetzen.
Ziel ist es, Angebot und Nachfrage besser aufeinander abzustimmen und
das Netz stabiler und effizienter zu machen." Die Gesamtoptimierung
der Netzlasten kommt allen zugute: Kunden, weil die Kosten sinken und
den Netzbetreibern, weil Netzstabilität und Versorgungssicherheit
durch gleichmäßigere Netzauslastung erhöht werden.
Modellregion Salzburg zeigt Chancen auf
Die Salzburg AG ist österreichweit Vorreiter bei Smart Grids. Für
das Projektbündel "Smart Grids Salzburg" und den gesamthaften
strategischen Ansatz wurde Salzburg vom Klima- und Energiefonds als
"1.Smart Grids Modellregion" ausgezeichnet. Diese Modellregion wird
mit 3,1 Millionen Euro an Fördergeldern unterstützt. Verwendet wird
die Förderung für Forschung, Entwicklung und Demonstration der Smart
Grids für eine komfortable, intelligente, Ressourcen schonende und
integrierte Infrastruktur der Zukunft.
Österreichs Netzbetreiber bereit für Demo-Projekte
Österreichs Stromnetzbetreiber sind bereit für den Start der
Demonstrationsprojekte, die den Aufbau der Smart Grids vorbereiten
werden. "Bis 2015 sollen zuerst jährlich sieben bis zehn Mio. Euro in
die Forschung investiert werden, dann folgen Investitionen von 50 bis
100 Mio. Euro in bis zu zehn Demo-Projekte", erklärte Reinhard
Brehmer, VEÖ-Sprecher Sparte Netze und Geschäftsführer Wien Energie
Stromnetz Gmbh. Schrittweise nach Abschluss dieser Projekte soll dann
der Roll-Out der Smart Grids gestartet werden.
Investitionsanreize sollen Start in Richtung Smart Grids ermöglichen
An Smart Grids sind viele Hoffnungen geknüpft. Brehmer: "Das
reicht von Einsparungen beim Netzausbau über Effizienzgewinne bis hin
zu ökologischen Vorteilen. Ohne eine Adaption der Netze können
beispielsweise die Klimaziele nur schwer erreicht werden, weil nur
die Netze den Zusammenhang zwischen sämtlichen Maßnahmen herstellen
können." Um diese volkswirtschaftlichen Vorteile sichern zu können,
werden erhebliche Investitionen getätigt werden müssen, die sich in
den Netztarifen widerspiegeln müssen. Für die Startphase bis 2015
benötigen die Netzbetreiber vor allem eine Anerkennung der
Forschungskosten und der Investitionen in die Demo-Projekte. "Der
seit 2010 neu eingeführte Investfaktor ist ein positiver Schritt in
die richtige Richtung, dem aber nachhaltige Investitionsanreize
folgen müssen, die über das Jahr 2011 hinaus gesichert sind", so der
Sprecher Netze des VEÖ.
Rückfragehinweis:
Pressestelle des Verbands der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ)
Ernst Brandstetter,
Mobil: +43 (0) 676 845 019 260
E-Mail: presse@veoe.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/702
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