• 21.12.2009, 11:00:17
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Der Erschließungsdruck steigt

Alpenverein richtet Forderungen an die Politik

Innsbruck (TP/OTS) - Die Hemmschwelle zur Planung und Genehmigung
von Projekten in sensiblen Hochgebirgsräumen ist im nunmehr
auslaufenden Jahr 2009 weiter gesunken. Österreichweit geht der Trend
ganz eindeutig zur Errichtung von Seilbahnen und schitechnischen
Einrichtungen in Schutzgebieten, in höchstrangigen Naturräumen und in
Qualitätsräumen für den naturraumorientierten Tourismus. Der
Oesterreichische Alpenverein warnt vor der weiteren Zerstörung
wichtiger alpiner Landschafts- und Erholungsraumressourcen. Damit das
charakteristische Alpine Landschaftsbild nicht noch weiter entwertet
wird, wird der OeAV alle zur Verfügung stehenden Mittel zur Erhaltung
ausschöpfen.

Beispiele für bedrohte Gebiete

Die geplante Durchschneidung des Naturschutzgebietes Warscheneck
in Oberösterreich mit einer Seilbahn, die projektierte Stollenbahn
durch die Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern von Sportgastein zum
Schareck, das Pendelbahnprojekt im Ruhegebiet "Kalkkögel", das
Schischaukelprojekt Sillian-Sexten am Karnischen Kamm und die seit
knapp 30 Jahren immer weiter vorangetriebene Erschließung des
schweizerisch-österreichischen Grenzberges Piz Val Gronda in Ischgl
sind nur einige Alarmzeichen für diese Entwicklung.

Alpenverein gegen Piz Val Gronda-Erschließung

Der Oesterreichische Alpenverein lehnt die geplante Erschließung
des Vesiltales und des Piz Val Gronda kategorisch ab. Die
einzigartige Gesamtschau der botanischen, geomorphologischen,
raumordnerischen und bergsportlichen Befunde unterstreicht die
besondere Schutzwürdigkeit dieses Gebietes. "Es kann nicht sein, dass
das Vorhandensein von drei Steinhühnern über Zerstörung oder
Erhaltung eines Gebietes entscheiden soll", betont Präsident Dr.
Christian Wadsack. Der OeAV fordert die rasche Unterschutzstellung
des Gebietes.

Ruhegebiet "Kalkkögel" darf nicht geopfert werden

"Das Ruhegebiet, das im Jahre 1983 von der Tiroler Landesregierung
eingerichtet worden ist und jegliche Errichtung von Seilbahnen und
Schipisten ausnahmslos ausschließt, muss auch in Zukunft
erschließungsfrei bleiben", fordert der Leiter der Abteilung
Raumplanung/Naturschutz des OeAV, Peter Haßlacher. Landschaften, die
wie die Kalkkögel im Sommer als besonders herzeigbare Naturmonumente
der Österreich Werbung quer durch alle Medien veröffentlicht werden,
müssen auf Dauer erhalten bleiben.

Schischaukelprojekt "Sexten-Sillian" wäre ein massiver Eingriff

Dieses Projekt würde bei einer Realisierung den westlichen
Einstiegsbereich zum Karnischen Höhenweg, der Teil des unter der
Patronanz der Alpenkonvention stehenden Weitwanderweges "Via Alpina"
von Triest bis Monaco ist, sowie das unmittelbare Umfeld der
Sillianer Hütte massiv beeinflussen. Der OeAV lehnt diese
Erschließung aufgrund des erheblichen Eingriffs in Natur und
Erholungsraum ab.

Forderungen an die Tiroler Landespolitik 2010

Der Oesterreichische Alpenverein wird sich im kommenden Jahr 2010
sowohl mit der konsequenten Bearbeitung der Einzelfallbeispiele als
auch mit den erforderlichen Rahmenbedingungen für eine ausbalancierte
Alpine Raumordnung befassen:

1) Schutzgebiete dürfen weder mit schitechnischen Infrastrukturen 
    erschlossen noch dafür verkleinert bzw. aufgehoben werden.

 2) Hochwertige Landschaftsräume dürfen nicht angetastet werden. Der 
    Erhaltung des unbeeinträchtigten Landschaftsbildes ist wieder 
    ein höherer Stellenwert beizumessen.

 3) Die für 2010 vorgesehene Evaluierung des "Tiroler 
    Raumordnungsprogrammes betreffend Seilbahnen und schitechnische 
    Erschließungen 2005" darf auf keinen Fall zu einer Aushöhlung 
    und Entschärfung führen. Der Oesterreichische Alpenverein ist in 
    die vorgesehenen Verhandlungen einzubeziehen.

 4) Weite Bereiche, die derzeit vor allem für einen 
    naturraumorientierten Tourismus erfolgreich entwickelt und 
    vermarktet werden, unterliegen derzeit keinem gesonderten 
    Schutzstatus. Sie bergen jedoch die Grundlage für eine saisonal 
    ausgewogene Tourismusentwicklung und die verstärkte 
    Positionierung des Alpenraumes auch für den Sommergast. Die 
    Forcierung eines naturraumorientierten (Sommer-)Tourismus ist 
    Kern einer Anpassungsstrategie, die den prognostizierten 
    Veränderungen des Klimas (Ansteigen der Schneegrenze) und den 
    Trends für einen Individualurlaub mit gelenkten 
    Wildniserlebnissen und Rückzugsmöglichkeiten Rechnung trägt. 
    Dafür gilt es, die Basis einer "intakten und attraktiven 
    Landschaft" langfristig zu erhalten.

Rückfragehinweis:
Dr. Christian Wadsack: +43 (0)664 8556422
Peter Haßlacher: +43 (0)664 855427

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