• 30.11.2009, 11:05:16
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Medienkonsum von Jugendlichen: Internet hat Fernsehen überholt

Die Fachtagung Vipja 09 im Wiener Rathaus widmete sich dem Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen

Wien (OTS) - Die Fachtagung Vipja 09, die am 26.11.2009 im Wiener
Rathaus stattfand, widmete sich dem Thema wie Kinder und vor allem
Jugendliche Medien nützen. Insgesamt nahmen an der von der MA 13 -
Fachbereich Jugend/Pädagogik koordinierten Veranstaltung 500
Interessierte teil. "Das Thema 'Medien und Gesellschaft' ist bereits
seit einem Jahr Schwerpunktthema in Wiens Jugendeinrichtungen und ich
freue mich, dass so viele die Fachtagung genutzt haben, um bei diesem
wichtigen Thema am Ball zu bleiben," betonte der Jugend- und
Informationsstadtrat Christan Oxonitsch.

90 Prozent sind in Social Network-Seiten aktiv

"Das Internet hat bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in
Österreich erstmals das Medium Fersehen als Infoquelle überholt"
erklärte die Soziologin Natalia Wächter vom Österreichischen Institut
für Jugendforschung, die im Rahmen einer, von der Stadt Wien
beauftragten Umfrage, das Mediennutzungsverhalten bei 400 Wiener
Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren hinterfragte. Hauptaspekt
der Studie ist das Web 2.0-Nutzungsverhalten, das Usern vor allem
ermöglicht, Internetinhalte ohne großen technischen und finanzielle
Aufwind aktiv mitzugestalten und sich zu vernetzen. Nach der Nutzung
von Suchmaschinen steht bei Jugendlichen vor allem die Nutzung
sozialer Netzwerkseiten, wie Netlog, Facebook, Myspace oder Schüler
VZ im Vordergrund.
Dies zeigt sich allein daran, dass über 90 Prozent der befragten
Personen ein Profil auf einem Freundschafts-Netzwerk besitzen. Im
Durchschnitt haben die Jugendlichen sogar auf zwei Plattformen ein
Profil. Mehr als die Hälfte dieser persönlichen Profile sind für alle
frei zugänglich. Im Vordergrund steht die Kommunikation mit Menschen,
die die Jugendlichen auch persönlich kennen. Das Kennenlernen neuer
Personen steht eher im Hintergrund. Für alle Jugendlichen gilt, dass
der Selbstdarstellung eine wesentliche Funktion der Nutzung von
sozialen Netzwerken zukommt. Profile haben ein Foto aufzuweisen und
möglichst viele Informationen über Vorlieben und Eigenheiten der
jeweiligen Person preiszugeben.

Tratsch, Klatsch und Must Have, um dabei zu sein

In den Tiefeninterviews und Fokusgruppen kam klar zum Ausdruck,
dass Jugendliche ihr Profil dazu verwenden, um über alle Geschehnisse
in ihrem Freundeskreis informiert zu sein. Dazu gehören
Beziehungsgeschichten, Gruppenaktivitäten sowie Tratsch und Klatsch
über andere Gruppenmitglieder oder andere Personen. "Es hat den
Anschein, dass Profile auf online Plattformen geradezu verwendet
werden müssen, um in der Gruppe mitdiskutieren zu können und
gleichberechtigtes Gruppenmitglied zu sein", so Natalia Wächter
abschließend.

Wenngleich Freundschaftsnetzwerke neue
Kommunikationsmöglichkeiten erschaffen haben, werden Chat und Instant
Messaging trotzdem immer noch von einem Großteil der Jugendlichen
regelmäßig verwendet.

Virtuell heißt für Jugendliche nicht parallel

Medienexperte Franz Josef Röll von der Hochschule Darmstadt,
stellte in seinem Vortrag fest: "Virtuelle Welt und reale Welt hängen
sehr eng zusammen, reale soziale Netzwerke und Cliquen werden im Netz
abgebildet - wer in den sozialen Netzwerkseiten nicht vertreten ist,
gehört auch im realen Freundeskreis nicht mehr ganz dazu.
Beziehungsmanagement - als zentrale Fähigkeit in einer dynamischen
Gesellschaft - lernt man heute nicht in der Schule, sondern in den
sozialen Netzwerken im Internet". Angela Tilmann von der TU Dresden,
die über die unterschiedlichen Rollenbilder von jungen Frauen und
Männern im Internet sprach, meinte dazu: "Die Rollenbilder werden im
Internet nicht neu erfunden, sondern aus der realen Umwelt der
Jugendlichen übernommen".

Einhellige Aussage aller vortragenden ExpertInnen war, dass die
virtuelle Welt der Jugendlichen keine Parallelwelt darstellt, in der
alles ausprobiert wird, was in der realen Welt keinen Platz hat.

Als kommunkatives Highlight erwies sich das Speed-Dating mit
über 40 ExpertInnen der Jugendarbeit, die ihre Medienprojekte
vorstellten. In 8 Runden konnten die BesucherInnen den
Speed-daterInnen jeweils 5 Minuten Fragen stellen. Auf diese Weise
kamen innerhalb einer Stunde über 300 intensive Gespräche über
Medien, Organisationen und Projekte zustande. Während der ganzen
Tagung lud eine live-twitter-wall zum fachlichen "Zwitschern" ein.

Den Abschluss der Tagung bildete eine von Corinna Milborn
moderierte Podiumsdiskussion zum Thema "Darstellung von Jugendlichen
in den Medien". Dass Jugendliche in Medien meist nur im Zusammenhang
mit Gewalt und Drogen vorkommen, war dabei einer der Kritikpunkte der
ExpertInnen an den Boulevard-Medien. Eine der wichtigen Aufgaben der
Jugendarbeit sei es daher "Gegenbilder" herzustellen, die dieses
negative Bild von Jugendlichen gerade rücken und ein realitätsnahes
Bild von Jugendlichen zeigen können. (Schluss) red

Rückfragehinweis:

PID-Rathauskorrespondenz:
   www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
   Edith Rudy
   MA 13 - Bildung und außerschulische Jugendbetreuung
   Mobil: 0676 8118 84372 ?
   E-Mail: edith.rudy@wien.gv.at

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