• 09.10.2009, 18:27:13
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Wiener Zeitung: Unterbergers Tagebuch: "Auf Wiedersehen!"

Ausgabe vom 10. Oktober 2009

Wien (OTS) - Jetzt habe ich es auch rechtskräftig, was zuerst nur
in Meldungen anderer Zeitungen zu lesen war: Ich bin trotz einer an
sich längeren Vertragsbindung ab Sonntag nicht mehr als Chefredakteur
im Amt. Daher heißt es Abschied nehmen.

Es war eine wunderschöne Zeit. Ich durfte viereinhalb Jahre lang
weisungsfrei und unabhängig eine Qualitätszeitung für Österreich
leiten. Ich durfte täglich eine Kolumne schreiben, die mir sehr ans
Herz gewachsen ist.

Es war eine durchaus erfolgreiche Zeit: Die verkaufte Auflage wie
auch die Abonnements haben in dieser Zeit gegen den Markttrend
signifikant zugenommen; der besonders sensible Einzelverkauf - also
die tägliche Entscheidung für oder gegen die "Wiener Zeitung" - ist
sogar um 60 Prozent gestiegen. Daher gilt der erste Dank den Lesern,
auch für die vielen Briefe, Postings und Mails, die eine intensive
inhaltliche Auseinandersetzung mit unseren Hervorbringungen zeigten.
Auch wenn wir nur einen Bruchteil abdrucken konnten, so wurde doch
jede Leserpost vom Chefredakteur und den betroffenen Redakteuren
genau gelesen. Das gilt ganz besonders für die kritischen Schreiber -
freilich primär für jene, die mit ihrem echten Namen ihre Meinung
vertraten.

Besondere Anerkennung gilt dem Team der "Wiener Zeitung" für die
loyale Mitarbeit. Da reifen auch einige sensationelle journalistische
Talente heran. Ebenso wichtig waren die vielen Kolumnisten, von denen
jeder spezifische Akzente und Kanten setzte. Dass unsere Autoren
Spitzenklasse sind, zeigt schon die Tatsache, dass nicht weniger als
zehn frühere Chefredakteure dabei waren.
Ein letztes Mal sei hier die Sorge um die für die Demokratie
unverzichtbare Medienvielfalt deponiert. Der immer deutlichere
Zugriff der SPÖ auf den ORF, die wachsende Abhängigkeit der
Boulevard- und Gratiszeitungen von (Steuer-)Geldern vor allem aus
SPÖ-Ministerien und dem Dunstkreis des Wiener Rathauses sowie aus
Betrieben wie Flughafen oder ÖBB haben Erfolg: Im Raum Wien gibt es
fast keinen Medienpluralismus mehr. Das erinnert an üble Beispiele
aus dem Ausland.

*

Für alle jene, die das Tagebuch mögen, die gute Nachricht: Es geht
nahtlos weiter, quasi im Samisdat-artigen Verfahren als Blog, schon
ab Montag auf andreas-unterberger.at. Auf Wiedersehen!

www.wienerzeitung.at/tagebuch

Rückfragehinweis:
Wiener Zeitung
Sekretariat
Tel.: 01/206 99-478
mailto:redaktion@wienerzeitung.at

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