• 21.09.2009, 11:10:14
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Fersenläufer haften besser - BILD

Männchen der Fersenläufer-Art Karoophasma biedouwense. Beim Sitzen und Laufen wird das letzte Beinglied zusammen mit dem großen Arolium in die Höhe gestreckt, sodass es den Boden nicht berührt (Pfeile)

Innsbruck (OTS) - Die Insekten der erst kürzlich entdeckten
Ordnung Mantophasmatodea (Fersenläufer) besitzen besondere
Haftstrukturen an ihren Beinen, die gezielt eingesetzt werden. So
können sie die stärksten Stürme unbeschadet überstehen.

Entdeckung einer neuen Ordnung

Die Insektenordnung Mantophasmatodea wurde im Mai 2002 entdeckt
und neu beschrieben. Das war eine Sensation für die Wissenschaft -
während neue Insektenarten fast täglich entdeckt werden, waren die
ca. 33 Insektenordnungen (z.B. die Ordnung der Käfer oder jene der
Schmetterlinge) seit fast 100 Jahren bekannt und unverändert. Die
Entdeckung der neuen Insekten stellte diese Ordnung auf den Kopf.

Mantophasmatodea sind mittelgroß (1-3 cm), und sehen wie eine
Mischung aus Gottesanbeterin (Mantodea) und Stabheuschrecke
(Phasmatodea) aus. Anhand von Fossilienfunden weiß man, dass diese
Insekten vor etwa 45 Millionen Jahren auch bei uns in Europa gelebt
haben. Heute findet man sie nur noch im südlichen Afrika.

Flügellose Räuber, die auf Fersen laufen

"Insekten der neuen Ordnung sind ausschließlich Fleischfresser",
weiß Monika Eberhard vom Department für Evolutionsbiologie der Uni
Wien, die sich im Rahmen ihrer Dissertation mit den Fersenläufern
beschäftigt. "Da sie keine Flügel besitzen, können sie sich nur
laufend am Boden und auf Pflanzen fortbewegen. Dafür benötigen sie
auch eine besonders gute Bodenhaftung." Ein Teil der Arbeit Eberhards
konzentriert sich speziell auf dieses Thema. So wurden die Beine
einiger Mantophasmatodea-Arten genau unter die Lupe genommen. "Ein
besonderes Merkmal der Insekten ist es, dass sie das letzte ihrer
Beinglieder fast ständig in die Luft und weg vom Boden strecken;
deshalb nennen wir sie auch Fersenläufer. Kaum ein anderes Insekt
macht so etwas, das hat mich neugierig gemacht", erzählt Eberhard.

Haftpolster für spezielle Situationen

Das letzte Beinglied der Fersenläufer wartet mit einem
interessanten Anhang auf, dem so genannten Arolium. Dabei handelt es
sich um ein ungewöhnlich großes Haftpolster, das sich strukturell und
histologisch von jenen anderer Insekten unterscheidet. Eberhard und
ihre Kollegen entdeckten große Drüsen in den Haftpolstern; auch ein
dünner Flüssigkeitsfilm wurde auf der Außenseite entdeckt. Mithilfe
der Flüssigkeit und der besonderen Oberfläche der Arolien können sich
Fersenläufer besonders gut am Untergrund festklammern. Ob das
Drüsensekret ein spezieller Klebstoff ist, oder ob der dünne
Flüssigkeitsfilm lediglich die Anhaftung verbessert, ist noch unklar.
Warum strecken die Fersenläufer ihre Haftpolster aber fast immer in
die Luft und weg vom Boden? "Die extrem starke Haftwirkung der
Arolien wäre beim normalen Laufen hinderlich", so Eberhard.
Verhaltensexperimente zeigten, dass Fersenläufer ihre "Zehen" bei
starkem Wind oder besonderer Störung in einem Bruchteil von Sekunden
absenken können. Auch wenn große Beutetiere kopfüber festgehalten und
gefressen werden, kommen die Arolien zum Einsatz. So wird
gewährleistet, dass die Insekten auch bei den größten Belastungen auf
ihrem Ast bzw. Grashalm sitzen bleiben können, ohne herunterzufallen.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:
Monika Eberhard
Department für Evolutionsbiologie, Universität Wien
Tel: 01 4277 54498
E-Mail: Monika.Eberhard@univie.ac.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | KOP

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