• 27.08.2009, 11:37:58
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Abtreibung: Kardinal Schönborn schreibt an Bürgermeister Häupl

Sorge über geplante Festfeier im Rathaus aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Abtreibungsklinik "pro:woman" - Plädoyer des Wiener Erzbischofs für einen "Runden Tisch" zur Verwirklichung der vor 35 Jahren versprochenen "flankierenden Maßnahmen" zur Fristenregelung

Wien, 27.08.2009 (KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat in einem
persönlichen Brief an Bürgermeister Michael Häupl seine Sorge über
eine im Wiener Rathaus geplante Festfeier aus Anlass des 30-jährigen
Bestehens der Abtreibungsklinik "pro:woman-Ambulatorium" zum
Ausdruck gebracht. Durch eine solche Veranstaltung werde deutlich
gemacht, dass es "offenbar keinen Konsens im Hinblick auf den Schutz
des menschlichen Lebens von der Empfängnis an gibt".

Der Wiener Erzbischof stellte noch einmal die Überzeugung der Kirche
klar: Niemand rufe nach Strafe für verzweifelte Frauen. Aber
Abtreibung sei keine Lösung. Das geltende österreichische Gesetz
sage sehr deutlich, dass Abtreibung Unrecht ist: "Es geht um die
Tötung menschlichen Lebens. Das ist keine Bagatelle". Zugleich
erinnerte Kardinal Schönborn an die Worte von Papst Benedikt XVI. im
Jahr 2007 in der Wiener Hofburg: "Ich verschließe nicht die Augen
vor den Problemen und Konflikten vieler Frauen und bin mir dessen
bewusst, dass die Glaubwürdigkeit unserer Rede über das
Menschenrecht auf Leben auch davon abhängt, was die Kirche selbst
zur Hilfe für betroffene Frauen tut". In der Erzdiözese Wien werde
bereits seit 1973 durch den Diözesanen Hilfsfonds für Schwangere in
Not dieses Wort des Papstes in die Praxis des Alltags übersetzt.
Kardinal Schönborn: "In den 36 Jahren seit der Gründung des
Hilfsfonds konnte tausenden Frauen geholfen werden - materiell und
seelisch -, tausende Kinder wurden geboren, weil es diesen Fonds
gibt".

Statt einer Festveranstaltung für ein Abtreibungsambulatorium wäre
es an der Zeit, "dass wir uns an einem 'Runden Tisch'
zusammensetzen, um über die Verwirklichung jener 'flankierenden
Maßnahmen' zur Fristenregelung zu reden, die Bundeskanzler Bruno
Kreisky 1974 (!) zusagt hat", so der Wiener Erzbischof wörtlich.
Bruno Kreisky habe 1974 auch gesagt, dass nur "sehr arme oder sehr
ungebildete Gesellschaften" Abtreibung als Mittel der
Geburtenkontrolle einsetzen. Österreich sei "weder arm noch
ungebildet, Gott sei Dank". "Eine reiche Gesellschaft wie die
österreichische, eine blühende Stadt wie Wien muss Rahmenbedingungen
schaffen können, damit Frauen sich nicht gedrängt fühlen, eine
Abtreibung in Betracht zu ziehen", so Kardinal Schönborn.

Dass mit dem 30-jährigen Bestehen von "pro:woman" offensichtlich
auch das zehnjährige Bestehen der österreichischen Sektion von
"Marie Stopes International" begangen werden soll, sei für ihn
unverständlich. Denn Marie Stopes (1880-1958) sei auch eine
entschlossene Vorkämpferin des "eugenischen" Denkens gewesen, die
für die Sterilisierung von "Erbkranken" eingetreten sei.

Kardinal Schönborn betonte sein Vertrauen auf die Sensibilität des
Wiener Bürgermeisters "für ein zentrales Problem unserer
Gesellschaft wie das 'Recht auf Leben'" und unterstrich seine
Gesprächsbereitschaft. Er hoffe, dass es nicht zu der geplanten
Veranstaltung im Rathaus komme.

(ende)
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