- 28.07.2009, 10:51:37
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Falter: Mieter in Wiener Wohnhaus eingeschlossen und heimlich gefilmt
Stadt Wien kämpft gegen Immobilienspekulanten und spricht von "mafiösen Methoden"
Wien (OTS) - Über einen dramatischen Fall von
Immobilienspekulation und Mieterschikane berichtet die Wiener
Wochenzeitung Falter in ihrer morgen erscheinenden Ausgabe. Mieter
werden in einem Wohnhaus in Wien Wieden nicht nur eingesperrt,
sondern auch heimlich gefilmt. Mitarbeiter des Wiener
Wohnbaustadtrats Michael Ludwig sprechen bereits von "mafiösen
Methoden", die in Wien bislang unbekannt gewesen seien. Die
Staatsanwaltschaft ermittelt, das Rathaus will Mietern über einen
Verein gegen Wohnungsspekulation Rechtsschutz gewähren.
Konkret geht es um ein Haus in der Favoritenstraße. Die Bewohner
dort bekommen keine Haustorschlüssel mehr, sondern müssen an bulligen
Wärtern vorbei, die das Haustor in der Nacht bewachen und
abschließen. Immer wieder müssen Mieter bis zu zwanzig Minuten
warten, ehe sie ihr eigenes Haus frühmorgens verlassen dürfen.
Besucher müssen Ausweise vorweisen und sich von den "Portieren"
fotografieren lassen. "Wenn es hier brennt", sagt eine Anwohnerin,
"verbrennen wir mit".
In dem mit Schutt und Müll verschandelten Horrorhaus wurden, wie
ein Falter-Lokalaugenschein ergab, in der Wand tatsächlich
Mini-Kameras installiert. Die Kameras sind auf die Wohnungen jener
Mieter gerichtet, die nicht ausziehen wollen. Wärter kontrollieren
jeden Bewohner, der seine Wohnung betreten will. Mieter beklagen auch
Hausbegehungen in der Nacht. Der neue Eigentümer der Immobilie führe
Hausbegehungen nach Einbruch der Dunkelheit unangemeldet durch.
Manchmal würden Wohnungen aufgebrochen und mit neuen Schlössern
versehen. Eine Bewohnerin sagt: "Das ist Terror".
Der Hausherr der Liegenschaft, ein Wiener Immobilienentwickler
namens Israel Abramov, weist alle Vorwürfe zurück. Die Wärter seien
zwar eine "außerordentliche Maßnahme", aber notwendig, da er,
Abramov, selbst Opfer eines Immobilienbetrügers sei gegen den er sich
schützen müsse. Tatsächlich ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen
den Vorbesitzer wegen schweren Betruges. Es gilt für alle Beteiligten
die Unschuldsvermutung.
Rückfragehinweis:
Dr. Florian Klenk Stv. Chefredakteur Falter Marc Aurelstraße 9 1011 Wien Tel: +43-1-53660-924 klenk@falter.at
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