- 23.12.2007, 10:19:25
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Kdolsky: Schutz von Kindern vor Misshandlung und Vernachlässigung hat oberste Priorität
2008 großangelegte Novelle des Jugendwohlfahrtsgesetzes
Wien (OTS) - "Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf,
versorgt, gefördert und geschützt zu werden", sagte Familien- und
Jugendministerin Andrea Kdolsky, heute Sonntag. Sie reagierte damit
auf die Kritik von Wilfried Vyslozil, dem langjährigen
Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf, am veralteten
Jugendwohlfahrtsgesetz.
"Die Familie stellt das zentralste soziale Gefüge dar, in dem ein
vertrauensvolles, liebevolles Umfeld für Kinder gegeben sein muss.
Schwere Misshandlungsfälle wie jener des kleinen Luca führen uns
jedoch erschreckend vor Augen, dass diese Rahmenbedingungen und diese
Fürsorglichkeit in manchen Familien nicht vorhanden sind", so Kdolsky
weiter.
"Bereits kurz nach meinem Amtsantritt wurde ein Fall von
Kindesvernachlässigung in Oberösterreich bekannt, der durch eine
bessere Kommunikation zwischen den Schulbehörden und der
Jugendwohlfahrt schneller zu lösen gewesen wäre. Ich habe daraufhin
innerhalb weniger Wochen eine Novelle des Jugendwohlfahrtsgesetzes
durchgeführt, um die Mitteilungsverpflichtungen zwischen den Behörden
im Falle des Verdachts von Kindeswohlgefährdungen zu verbessern."
Bis zu dieser Gesetzesanpassung Mitte 2007 wurde das
Jugendwohlfahrtsgesetz seit 1998, also fast 10 Jahre lang, nicht
weiterentwickelt. Der erschütternde Tod des kleinen Luca sei nun ein
deutlicher Handlungsauftrag an alle verantwortlichen Stellen auf
Landesebene und zeige auch, dass das Jugendwohlfahrtsgesetz in seiner
bestehenden Form einer grundlegenden Reform bedarf.
"Ich werde diesen Reformschritt Anfang 2008 mit einer großen
Enquete einleiten und Experten aller relevanten Disziplinen sowie
Organisation, Verbände und politischen Gruppen zur Mitarbeit
einladen. Über alle Parteigrenzen und ideologischen Standpunkte
hinweg, soll dabei ausschließlich das Wohl unserer Kinder im
Vordergrund stehen."
Besonders wichtig sei in diesem Zusammenhang der schwierige
Mittelweg zwischen staatlichem Eingriff in das private Familienleben
und der Möglichkeit, gefährdete oder misshandelte Kinder
schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen. "Ich möchte durch die
interdisziplinäre Auseinandersetzung mit diesem Thema einen breiten
Konsens darüber herstellen, wie das Jugendwohlfahrtsgesetz des 21.
Jahrhunderts aussehen muss, um Kinder wirkungsvoll vor gewalttätigen
Übergriffen oder Vernachlässigungen zu schützen."
Bis zum Herbst 2008 solle dem Ministerrat der Entwurf eines neuen
Jugendwohlfahrtsgesetzes vorgelegt werden. "Somit kann ab 2009 eine
von Grund auf reformierte Rahmengesetzgebung zur Verfügung stehen,
die den Bundesländern eine bessere Betreuung und Beratung gefährdeter
Familien ermöglicht", sagte Kdolsky abschließend.
Hintergrundinformation zur Fremdunterbringung von Kindern und
Jugendlichen in Österreich
Im Jahr 2006 wurden 9.862 Kinder und Jugendliche im Rahmen der vollen
Erziehung bei Pflegeeltern, in sozialpädagogischen
Wohngemeinschaften, Kinder- und Jugendheimen, Kinderdörfern und
sonstigen Einrichtungen betreut. Davon waren 4.341 bei Pflegeeltern
und 5.521 in sozialpädagogischen Einrichtungen untergebracht. Bei
6.288 Minderjährigen erfolgte die Fremdunterbringung aufgrund einer
Vereinbarung mit ihren Eltern, bei den übrigen 3.574 gegen den Willen
ihrer Eltern (Obsorgeentziehung durch das Gericht).
Rückfragehinweis:
Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend Mag. Jürgen Beilein Pressesprecher von Bundesministerin Dr. Andrea Kdolsky Tel: +43/1/71100-4309 Fax: +43/1/71100-14305 mailto:juergen.beilein@bmgfj.gv.at http://www.bmgfj.gv.at
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