"Säuglingsernährung heute 2006" - Bemühungen um eine Erhöhung der Stillrate im ersten Lebensjahr zeigen bereits Erfolge
Wien (OTS) - Rund zehn Jahre nach Veröffentlichung der Stillstudie
des ÖBIG (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen), die
die bislang aktuellste statistische Information über das
"Stillverhalten" in Österreich darstellte, wurde nun eine aktuelle,
von der Österreichischen Stillkommission initiiert und vom
Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend in Auftrag
gegebene Studie zum Thema Stillen und Ernährungsverhalten von
Säuglingen fertig gestellt. Ziel der Studie "Säuglingsernährung heute
2006" war es, einerseits Erkenntnisse über die Rahmenbedingungen für
das Stillen in den Geburtenkliniken und andererseits genaue
Informationen über das Ernährungsverhalten von Säuglingen im ersten
Lebensjahr zu erhalten. "Die vorliegenden Ergebnisse liefern erstmals
ausgezeichnete Daten zu Struktur- und Beratungsqualitäten in den
Geburtenabteilungen, vor allem aber zur Ernährung von Säuglingen in
Österreich", so Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky heute,
Donnerstag. ****
Die nun durchgeführte Studie wurde in zwei Phasen geteilt. In
Phase I wurde an 74 (von insgesamt 100) Geburtsabteilungen
Österreichs die Struktur- und Beratungsqualität in Bezug auf die
Säuglingsernährung in den ersten Tagen nach der Geburt bis zur
Entlassung an den Geburtenabteilungen erfasst. In Phase II wurde von
700 Müttern über den Zeitraum des ersten Lebensjahres, mit drei,
sechs und zwölf Monaten, das Ernährungsverhalten ihrer Säuglinge
erfasst. Dabei ist man zu folgenden Ergebnissen gekommen:
Ergebnisse - Geburtenabteilungen:
- 70 Prozent der Säuglinge werden als spontane Geburten entbunden,
23,5 Prozent per sectionem, 6 Prozent Vakuum oder Forceps, 1,5
Prozent ambulante Entbindungen.
- In allen medizinischen Einrichtungen findet sich eine 24-Stunden
OP-Bereitschaft (100 Prozent), eine Intensivstation für Erwachsene
ist in 90 Prozent der Abteilungen vorhanden, 53 Prozent haben eine
Kinderstation und 40 Prozent eine Neonatologie angeschlossen.
- Rooming-in wird in 93 Prozent der Geburtenabteilungen standardmäßig
umgesetzt.
- Stillberatung durch geprüfte Stillberaterinnen IBCLC (International
Board Certified Lactation Consultant) wird in 80 Prozent der
Abteilungen angeboten.
- In 80 Prozent der Abteilungen wird ein länger als 20 Minuten
dauernder Hautkontakt nach der Geburt zwischen Mutter und Kind
ermöglicht.
- 90 Prozent der Abteilungen ermöglichen das Anlegen nach Bedarf und
bestehen nicht auf festgelegte Stillzeiten.
- Insgesamt sind die "Stillfreundlichen" Krankenhäuser speziell in
den Bereichen Stillförderung, Stillfortbildung, Stillrichtlinien und
Stillen bei der Entlassung besser eingerichtet als die
"nicht-Stillfreundlichen" Abteilungen.
Ergebnisse - Ernährung im Säuglingsalter:
- Insgesamt haben 93,2 Prozent der Mütter mit dem Stillen begonnen.
- Nach drei Monaten stillten 60 Prozent der Mütter noch voll, 12
Prozent noch zum Teil;
- Nach sechs Monaten stillten 10 Prozent noch voll, 55 Prozent zum
Teil;
- Nach einem Jahr stillten < 1 Prozent noch voll und 16 Prozent noch
teilweise.
- Signifikante Einflussfaktoren beim Stillen sind das Alter der
Mutter, Rauchen, Parität, der Verlauf der Geburt (ob normal oder mit
Komplikationen) und der Zeitpunkt der Stillentscheidung.
- Als wichtigste Informationsquellen in Bezug auf das Stillen werden
Hebammen, sowie Kinderschwestern genannt, gefolgt von Literatur und
Büchern (unter anderem die Stillbroschüre des Bundesministeriums für
Gesundheit, Familie und Jugend).
- Den signifikant höchsten Einfluss hat die Kinderärztin/der
Kinderarzt.
- Als bester Zeitpunkt für eine Information zum Stillen, wird die
Phase während der Schwangerschaft vom Großteil der Mütter angegeben.
- Stillkrisen treten speziell zu Beginn der Stillperiode auf und
werden von 50 Prozent der Mütter mit einem Milchmangel beschrieben.
Vor allem in den ersten drei Monaten versucht eine Mutter durch
häufigeres Anlegen die Situation zu bewältigen, später neigen Mütter
dazu bei Stillkrisen zuzufüttern oder abzustillen.
- Beikost wird von 20 Prozent der Mütter ab dem fünften Monat, von 38
Prozent ab dem sechsten Monat erstmalig gefüttert.
- Nicht-glutenfreie Nahrung wird erst ab dem sechsten Monat gegeben.
"Die erhobenen Stillraten liegen teilweise im internationalen
Vergleich und zeigen, dass die Bemühungen um eine Erhöhung der
Stillrate im ersten Lebensjahr bereits Erfolge zeigen. Dennoch liegen
die Stillraten verglichen mit den skandinavischen Ländern noch unter
den Bereichen, die bei optimaler Information und Betreuung erreicht
werden könnten", so die Gesundheitsministerin abschließend.
Die vollständige Studie "Säuglingsernährung heute 2006" sowie die
Broschüre "Stillen - ein guter Beginn" stehen auf der Homepage des
Gesundheitsministeriums unter www.bmgfj.gv.at kostenlos zum Download
zur Verfügung.
Rückfragehinweis:
Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend DI Lukas Pohl Tel: +43/1/71100-4403 Fax: +43/1/71100-14305 mailto:lukas.pohl@bmgfj.gv.at http://www.bmgfj.gv.at
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