- 06.04.2007, 10:30:00
- /
- OTS0068 OTW0068
Dramatischer Gletscherschwund - Gletscherbericht des Alpenvereins 2005/06
Wien (OTS) - Der schneereiche Winter 05/06 hat den Gletschern
nichts gebracht. "Und der heiße Juli sowie der warme Spätsommer
ließen Eis in ungewöhnlichem Ausmaß abschmelzen, so dass die
Längenverluste der Gletscherenden wieder äußerst deutlich ausfielen",
so Univ.-Prof. Gernot Patzelt.
Von den 105 unter Beobachtung stehenden Gletschern sind 97
Gletscherenden zurückgeschmolzen, 4 blieben stationär und bei einem
Gletscherende konnte ein schwacher Vorstoß registriert werden.
Rekordhalter im Berichtsjahr 2005/06 ist das Horn Kees in den
Zillertaler Alpen, das um 84 m zurückschmolz.
Weder der schneereiche Winter in Nordstaulagen noch der
gletscherfreundliche August 2006 konnten den Rückzugstrend der
Gletscher stoppen. Und so führten die anhaltend starken
Massenverluste der erneut zu starken Längenabnahmen.
Von derzeit 105 unter Beobachtung stehenden Gletschern konnten bei
102 Längenänderungen festgestellt werden (von drei Gletschern liegen
keine Ergebnisse vor).
Nur an einem Gletscher wurde ein geringer Vorstoßbetrag
registriert. Vier Zungenenden blieben unverändert, alle anderen
schmolzen zum Teil stark zurück.
Die mittlere Längenänderung für das Haushaltsjahr 2005/06 betrug
-15,8 m und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr (-16,3 m) nur
unwesentlich verändert.
Rekordhalter im Jahr 2005 ist das Horn Kees (Zillertaler Alpen)
mit einem Längenverlust von 84,0 m, gefolgt vom Schmiedinger Kees
(Glocknergruppe, -70,5 m) und dem Gaisberg Ferner (Ötztaler Alpen, -
70,0 m).
4 Gletscher sind um mehr als 50 m und 20 Gletscherzungen zwischen
20 und 40 m zurückgeschmolzen. Der einzige vorrückende Gletscher war
mit +1,9 m der Freiger Ferner (Stubaier Alpen).
Kesselförmige Eiseinbrüche am schuttfreien Ende der Pasterze
lassen darauf schließen, dass ein überdurchschnittlich großer Rückzug
unmittelbar bevorsteht.
Die Möll hat im vergangenen Jahr wieder Torfreste unter dem Eis
herausgespült, was darauf schließen lässt, dass die Pasterze schon
einmal deutlich kleiner war. Untersuchungen dazu werden eine exakte
Datierung liefern.
Patzelt findet diese Entwicklung äußerst spannend und meint, "der
starke Gletscherrückgang ist kein Trauerspiel, er gibt Hinweise auf
die Klimavergangenheit und zeigt, dass die derzeitige Entwicklung an
den Gletschern nichts Außergewöhnliches ist."
Das Gletschermessteam unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Gernot
Patzelt setzt sich zur Zeit aus 17 ehrenamtlichen "Gletscherknechten"
und etlichen Helfern, die 19 Berichtsgebiete betreuen, zusammen.
Top 10 - Rückzug Meter 1. Horn Kees -84,0 (Zillertaler Alpen) 2. Schmiedinger Kees - 70,5 (Glocknergruppe) 3. Gaisberg Ferner - 70,0 (Ötztaler Alpen) 4. Schalf Ferner - 52,2 (Ötztaler Alpen) 5. Triebenkarlas Ferner - 38,0 (Stubaier Alpen) 6. Niederjoch Ferner - 36,2 (Ötztaler Alpen) 7. Vernagt Ferner - 32,4 (Ötztaler Alpen) 8. Hintereis Ferner - 30,0 (Ötztaler Alpen) 9. Frosnitz Kees - 28,1 (Venediger Gruppe) 10. Gepatsch Ferner - 28,0 (Ötztaler Alpen)
Die vollständigen Ergebnisse sind ab 10. April nachzulesen in Heft
2-07 der Alpenvereinszeitschrift "Bergauf". Der Bericht kann
angefordert werden beim
Oesterreichischen Alpenverein
Wilhelm-Greil-Straße 15
6010 Innsbruck
Tel: 0512-59547-11 oder
redaktion@alpenverein.at
Als Download im Internet unter
www.alpenverein.at/service/bergauf
Bilderdownload zum Bericht:
http://www.alpenverein.at/portal/Service/Downloads
Rückfragehinweis:
Gerold Benedikter
Tel.: 0512-59547-11
Mobil: 0676-3069642
mailto:redaktion@alpenverein.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | ALP