- 11.07.2005, 07:25:42
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Strukturierte Betreuung bringt DiabetikerInnen erhebliche Gesundheitsvorteile
Landesweite Umsetzung ab 1.1. 2006 geplant
Linz (OTS) - Diabetes ist eine häufig unterschätzte Krankheit, was
sowohl die Häufigkeit betrifft, als auch deren Folgen. "Etwa 3,6
Prozent der Versicherten der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse
leiden an Diabetes Mellitus Typ 2" weiß DDr. Oskar Meggeneder,
Direktor-Stellvertreter der OÖGKK und Vizepräsident des Instituts für
Gesundheitsplanung. Dies ist aber noch nicht die Spitze, denn die
Weltgesundheitsorganisation rechnet weltweit bis 2025 mit einer
Steigerung der Erkrankung um etwa 120%.
Dazu die Gesundheits-Landesrätin und Präsidentin des Instituts für
Gesundheitsplanung Dr. Silvia Stöger: "Diabetes ist auf dem Weg, zu
einer Volkskrankheit zu werden. Die großen Probleme dabei: Die
Erkrankungsdauer ist meist sehr lang, die Heilungschancen sind nahezu
null und man hat mit einer Menge von Spätfolgen zu rechnen." Im
direkten Vergleich mit Nicht-DiabetikerInnen gleichen Alters und
Geschlechts haben Typ-2-DiabetikerInnen:
- 2-mal häufiger Bluthochdruck
- 2-mal häufiger Herz-Kreislauferkrankungen
- 30-mal häufiger Amputationen
- 4- bis 10-mal häufiger Schlaganfälle.
Das Gesundheitsziel
Diese dramatischen Zahlen waren für das Land Oberösterreich, die
Oberösterreichische Gebietskrankenkasse und die Städte Linz und Wels
der Anlass, ein Gesundheitsziel mit dem Thema Diabetes zu verfassen:
"Bis zum Jahr 2010 sollte die Häufigkeit von Diabetesfolgen, wie
Amputation, Blindheit, Nierenversagen, Schwangerschaftskomplikationen
und andere Gesundheitsstörungen um 15 % reduziert werden."
Um dieses Ziel erreichen zu können, haben das Land OÖ mit Dr.
Silvia Stöger und die OÖGKK mit DDr. Oskar Meggeneder das Projekt
"DIALA - strukturierte Diabetesbetreuung in ländlichen Regionen" in
Auftrag gegeben, das Projektteam unter der Leitung von Dr. Heide Said
wurde aus Vertreterinnen und Vertretern der Landessanitätsdirektion,
der praktischen Ärzte, der OÖ Gebietskrankenkasse und Diabetologen
zusammengesetzt.
Ziel des zweijährigen Pilotprojekts DIALA war es, ein Modell für
die Oberösterreich weite Diabetesbetreuung zu bekommen, das sowohl
den Gesundheitszustand der PatientInnen nachweislich verbessert als
auch finanzierbar ist.
Das Projekt
In den Jahren 2002 und 2003 wurden 343 Diabetes-Typ 2 PatientInnen
von 19 speziell geschulten niedergelassenen Ärzten in einigen
ländlichen Bezirken in Oberösterreich umfassend betreut und geschult.
Schwerpunkt des Projektes war die strukturierte und koordinierte
Langzeitbetreuung. Das bedeutet, dass der Arzt mit dem/der PatientIn
gemeinsam ein persönliches Behandlungsziel festlegt, auf das beide
hinarbeiten. Solche Ziele können etwa eine notwendige
Gewichtsreduktion, ein bestimmtes Ernährungsverhalten oder die
Verringerung des Blutdruckes sein. In regelmäßigen Kontrollterminen
wird der Erfolg gemeinsam überprüft, der weitere Behandlungsweg wird
festgelegt. Der/die PatientIn wird also in das Behandlungsgeschehen
eingebunden - er muss also auch aktiv seinen Beitrag leisten. Dem
Verhältnis zwischen betreuendem Arzt und PatientInnen wird eine weit
höhere Bedeutung beigemessen als bisher.
Die Betreuung hört aber nicht beim behandelnden Arzt auf. Alle
beteiligten Partner im Betreuungsprozess müssen zusammenarbeiten, um
die bestmögliche Versorgung der PatientInnen zu gewährleisten:
angefangen von der Sprechstundenhilfe über den Bandagisten und
Orthopädieschuhmacher bis hin zu den Diätberatern und
Selbsthilfegruppen.
Der Erfolg: bessere Versorgungsqualität, weniger Folge-Schäden und
höhere Zufriedenheit
Um den Erfolg des Projektes messen zu können, wurde eine
umfassende Evaluierung der Projektergebnisse durchgeführt. Einen
wesentlichen Beitrag zur Evaluierung lieferte eine
PatientInnenbefragung, durchgeführt von einer StudentInnengruppe der
Johannes Kepler Universität Linz. Aber auch medizinisch wurde der
Projekterfolg gemessen: Die im Diabetespass dokumentierten Parameter
gaben Aufschluss über die Risikoverschiebung zwischen erster und
letzter dokumentierter Untersuchung. Diese Evaluierung führte das
Institut für Gesundheitsplanung durch.
Für die PatientInnen ergaben sich folgende Verbesserungen:
- Verbesserung des HbA1c-Wertes um ca. 6,5%
- Senkung des Blutzucker-Wertes um 7%
- Verbesserung des systolischen Blutdruckes um ca. 3,5%, des
diastolischen Blutdruckes um ca. 4,2%
Die Verbesserungen für die PatientInnen sind jedoch nicht nur auf
der Ebene von Laborwerten zu finden. Durch die strukturierte und
koordinierte Betreuung können auch Amputationen, Schmerzen und
Spitalsaufenthalte vermieden werden. Die Lebensqualität der betreuten
PatientInnen steigt.
Bessere Versorgungsqualität bei geringeren Kosten: kein Widerspruch!
Für die Entscheidung, ob diese strukturierte Diabetesbetreuung
flächendeckend in Oberösterreich umgesetzt werden soll, war auch eine
Kostenevaluierung, durchgeführt von der OÖGKK, von großer Bedeutung.
Alle Ergebnisse (die PatientInnenbefragung, die Auswertung der
Diabetespässe und die Kostenanalyse) wurden vom Institut für
Gesundheitsplanung zusammengefasst und in einem Bericht
veröffentlicht.
Grundlage der Kostenanalyse waren - wie auch bei der Evaluierung
der Betreuungsqualität - zwei Vergleichsgruppen, von denen eine nach
dem DIALA-Standard betreut wurden, die andere Gruppe wurde nach dem
bisher regulären Schema versorgt.
Die Kostenanalyse ergab das scheinbar paradoxe Ergebnis, dass
nicht nur die Betreuungsqualität stieg. Gleichzeitig gingen die
Behandlungskosten sogar leicht zurück, während die Kontrollgruppe im
Projektzeitraum eine Behandlungskostensteigerung von 28 Prozent
auswies. Pro Jahr ergibt das einen Unterschied an Behandlungskosten
von 780 Euro je PatientIn. Grund für dieses erfreuliche Ergebnis war
vor allem, dass weniger Spitalsaufenthalte notwendig waren.
Flächendeckende Umsetzung ab 1.1.2006 angestrebt
"Die Ergebnisse sprechen für sich," so LR Dr. Stöger "Wir streben
eine flächendeckende Umsetzung dieses Projektes an, damit alle
DiabetespatientInnen in Oberösterreich die Möglichkeit haben, das
strukturierte Betreuungsprogramm in Anspruch zu nehmen." Dazu DDr.
Meggeneder von der OÖGKK: "Derzeit sind die Verhandlungen mit der
Ärztekammer im Gange und wir gehen davon aus, dass die
flächendeckende Umsetzung mit 01. 01. 2006 starten kann."
Rückfragehinweis:
Institut für Gesundheitsplanung
Mag. Markus Peböck
Tel.: 0732/784036
mailto:institut@gesundheitsplanung.at
http://www.gesundheitsplanung.at
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