- 04.05.2005, 09:59:16
- /
- OTS0062 OTW0062
ÖAMTC-Expertenforum: Feinstaub - Zurück zur Realität (+Grafik)
Club-Experten fordern verursachergerechtes Maßnahmenpaket
Wien (ÖAMTC-Presse) - "Derzeit wird durch die Verdrehung von
Tatsachen eine öffentliche Feinstaub-Hysterie geschürt und eine
polemische Anti-Auto-Debatte geführt", kritisiert Mario Rohracher,
Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung. Der Straßenverkehr hat nur rund
15 Prozent Anteil an den Gesamtemissionen. Seit Jahren sinkt die
Partikel-Emission bei Diesel-Pkw, die strengen EU-Grenzwerte werden
laufend gesenkt und gerade für den Verkehr gibt es lösungsorientierte
Maßnahmen. "In der künftigen Diskussion müssen Fakten von Märchen
wieder getrennt und die Probleme dort angepackt werden, wo sie
wirklich entstehen", sagt Rohracher. Das heutige ÖAMTC-Forum mit
Experten aus Technik, Umwelt und Medizin ist ein Beitrag zu einem
zielorientierten Dialog.
Die medizinische Seite des Feinstaubs beleuchtet Hartmut Zwick,
Vorstand der Lungenabteilung im KH Lainz und Vorstand des
Boltzmann-Instituts für Umweltpneumologie. "Vom Rauchen, und zwar
aktiv wie passiv, geht eine wesentlich höhere Gefahr aus als vom
Feinstaub", stellt der Mediziner klar. "Ein Raucher hat etwa doppelt
so hohes Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben wie ein
Nichtraucher. Bei einem ehemaligen Raucher steigt dieses Risiko um 30
Prozent. Durch Feinstaub wird eine Erhöhung um bis zu 10 Prozent
berichtet", vergleicht Zwick. Hans Puxbaum vom Institut für chemische
Technologien an der TU Wien relativiert anlässlich des Forums einmal
mehr die Verursacher-Rolle des Verkehrs: "Mit Sicherheit macht
Dieselruß weniger als 15 Prozent an den gesamten Immissionen in Wien
aus. Von diesen 15 Prozent entfällt aber nur die Hälfte, also rund
sieben Prozent, auf den Individualverkehr."
ÖAMTC - Umweltverträgliche Mobilität für alle Österreicher
Das oberste Anliegen des ÖAMTC ist, eine in höchstem Maße
umweltverträgliche Mobilität der Österreicher zu gewährleisten.
ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang erörtert die technischen Möglichkeiten
zur Feinstaubminimierung am Fahrzeugsektor. Technologien zur
Reduktion von Feinstaub sind neben Partikelfiltern für Pkw und SCR
(Selective Catalytic Reduction) für Lkw auch Gasfahrzeuge (Erdgas,
Biogas). Ebenfalls partikelreduzierend ist die Verwendung von
synthetisch hergestelltem Diesel. "Als konstruktive
Gesprächsgrundlage hat der Club das Maßnahmenpaket 'Kfz-Verkehr'
geschnürt", sagt Lang:
* Förderung von Nachrüst-Partikelfiltern für Diesel-Kfz (Pkw, Lkw und
Bus)
* Garantierte Steuerfreiheit für Erdgas und Biogas
* Durchgängige Flottenumstellung des öffentlichen Verkehrs (Bahn,
Post, Busse etc.) auf umweltfreundliche Kraftstoffe
* Anschaffung von Kraftfahrzeugen für Bund (auch Polizei und
Bundesheer), Länder und Gemeinden nur mit modernster
(Diesel-)Technologie sowie Nachrüstung älterer Dienstfahrzeuge
* Verbesserung der Reinigungslogistik, insbesondere in
Ballungszentren
* Verbesserung des Splitt-Streumaterials zur Minimierung des
Feinstaubs
* Attraktiveres Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln - moderne
Busse und Bahnen (Pünktlichkeit, Sauberkeit, Bequemlichkeit)
* Park und Ride-Offensive
* Umweltgerechter verstärkter Garagenbau in Ballungszentren
* Konsequenter Ausbau der Straßeninfrastruktur zur Entlastung der
Ballungszentren (z.B. Lückenschluss des Autobahnringes um Wien)
EU-Grenzwerte - von Euro 4 zu Euro 5 bei Pkw - wo geht die
Reise hin?
Die Euro 4-Abgasnorm ist seit Jänner 2005 in Kraft. "Der Euro
4-Partikel-Grenzwert von 25 mg/km sollte im Sinne einer sauberen
Umwelt bei Euro 5 auf 5 mg/km reduziert werden", fordert der
ÖAMTC-Cheftechniker. Dieses Limit ist derzeit nur mit einem
Partikelfilter zu erreichen. "Das ist für die Automobilindustrie
technisch kein Problem. Man muss nur die nötigen Vorlaufzeiten
einplanen. Deshalb ist eine rasche Festlegung der Euro 5-Grenzwerte
erforderlich", appelliert Lang an die Politik. Der derzeitige
Zeitplan der EU sieht 2010/2011 als Einführungsdatum vor.
Mit vereinten Kräften 2015 partikelfrei Luft holen
Der Club fordert seit langem ein Maßnahmenpaket, das alle
Verursacher mit einbezieht: Hausbrand/Kleinverbraucher, Industrie,
Kraft- und Heizwerke, Off-Road-Maschinen, Landwirtschaft und Verkehr.
"Auf Grund der verschiedenen Quellen und des zum Teil erheblichen
Beitrags von Verfrachtung sollten Maßnahmen auf unterschiedlichen
Ebenen getroffen werden", sagt auch Jürgen Schneider vom
Umweltbundesamt. Die Prognosen von ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang für
den Verkehrsbereich lassen aufatmen: "Die Partikel-Emissionen von Pkw
und Lkw können bereits in fünf Jahren halbiert sein." Bis 2015
rechnet er nur mehr mit einem Viertel der heutigen
Partikel-Emissionen aus dem Verkehr. Die Voraussetzung:
Partikelfilter für Pkw und Partikelfilter mit SCR für Lkw.
Meilensteine der vergangenen Jahre
Die Feinstaubproblematik beschäftigt die Verkehrs-Experten seit
Jahren und gemeinsam wurden bereits einige Meilensteine gesetzt:
* Schwefelfrei: Seit 1. Jänner 2004 werden in Österreich
flächendeckend schwefelfreie Kraftstoffe mit maximal 10 Milligramm
Schwefel pro Kilogramm Kraftstoff angeboten. Gleichzeitig wurde die
Mineralölsteuer angehoben, für den Liter schwefelfreien Benzin um
einen Cent und den Liter schwefelfreien Diesel um zwei Cent.
* Partikelfilter: Ab 1. Juli 2005 werden neue Diesel-Pkw mit
Partikelfilter vom Bund mit 300 Euro gefördert. Die Länder Steiermark
und Oberösterreich gewähren darüber hinaus eigene Landesförderungen.
Wer ab Juli noch ein Dieselauto ohne Filter kauft, zahlt 0,75 Prozent
mehr Normverbrauchsabgabe (NoVA), aber höchstens 150 Euro. Für Pkw
bis maximal 80 kW Motorleistung gilt diese Regelung erst ab 1. Jänner
2006.
Aviso an die Redaktionen:
Grafiken zu dieser Meldung sind im Download auf der Homepage des
Clubs unter http://www.oeamtc.at/presse/ verfügbar.
(Schluss)
ÖAMTC-Pressestelle/Claudia Kesche
OTS0062 2005-05-04/09:59
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | OCP