- 16.03.2005, 09:15:00
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MOLTERER: GESCHICHTE IST NICHT VERGANGENHEIT, SONDERN GEGENWART UND ZUKUNFT!
ÖVP-Klubobmann zum Buch "Vergessene Schicksale" des ehemaligen ÖVP-Abg.Anton Bayr
Wien (ÖVP-PK) - Im heurigen Gedankenjahr 2005 ist es an der
Tagesordnung, über die Geschichte Österreichs nachzudenken. Doch
Geschichte ist nicht nur Vergangenheit. Geschichte ist Gegenwart und
Zukunft, sagte ÖVP-Klubobmann Mag. Wilhelm Molterer gestern,
Dienstag, Nachmittag, bei einer Buchpräsentation im Hohen Haus und
mahnte, "dass ein Teil unserer Probleme der Aufarbeitung darin
besteht, dass Geschichte immer nur in der Vergangenheit angesiedelt
wurde. Vielen Jugendlichen in unserem Land sagt der Begriff Eiserner
Vorhang nichts mehr. Für sie ist der Zweite Weltkrieg genau so weit
weg wie der 30jährige Krieg", betonte Molterer.****
Präsentiert wurde das Buch "Vergessene Schicksale" des ehemaligen
ÖVP-Abgeordneten und Bildungssprechers Anton Bayr. Bayr, Jahrgang
1927, beschreibt in diesem Buch an Hand seines heimlich geführten
Tagebuches seine zweieinhalbjährige Gefangenschaft im Ural. Die
Lagerorte, in denen Bayr ein von Hunger, Kälte und harter Arbeit
geprägtes Leben führen musste, lagen mitten im "Archipel GULAG", wo
er auch anderen Opfern des stalinistischen Terrorregimes begegnete.
Bayr widmet daher ein Kapitel auch dem Schicksal der
Russlanddeutschen, Kalmüken und Krimtataren.
Molterer dankte dem Autor des Buches für dessen Beitrag zur
Bearbeitung von Geschichte im Interesse des Verständnisses von
Gegenwart und Zukunft. "Geschichte ist so oft mit persönlichen
Schicksalen verbunden. Diese persönliche Betroffenheit zeigt uns
heute ein Mann, der mit 16 Jahren in den Krieg gezwungen wurde und
mit 17einhalb Jahren für zweieinhalb Jahre in russische
Gefangenschaft geriet. Es gibt einen Grund, warum Anton Bayr 60 Jahre
gebraucht hat, um diese Geschichte aufzuschreiben. Es braucht
Distanz, um persönlich damit umgehen zu können."
"Danke für das, was Du niedergeschrieben hast. Wir sehen das als
Auftrag, über die Schicksale unserer Väter zu reden", schloss
Molterer.
BAYR: ICH WILL DIE EREIGNISSE VOR DEM VERGESSEN BEWAHREN
Im Jahr 1999 war Bayr noch einmal in den einstigen Lagerorten. Die
Eindrücke von Begegnungen mit ehemals Internierten sind ebenfalls in
dem Buch verarbeitet. "Es wäre mir eine Freude und es ist mein Ziel,
mit meinem Buch ein Umdenken und eine verstärkte Auseinandersetzung
mit der Geschichte zu erreichen und die Ereignisse des Zweiten
Weltkrieges vor dem Vergessen zu bewahren", sagte der Buchautor Anton
Bayr. "Der Zweite Weltkrieg ist für meisten Mitmenschen schon kein
Thema mehr. Aber
wir müssen der Jugend bewusst machen, dass Krieg und Diktaturen ein
Fluch für die Menschen sind. Jeder Krieg kann nur zu Tod und Leid
führen."
In der Folge schilderte Bayr an Hand einer
Power-Point-Präsentation seine zwei Tage "an der Front", seine Flucht
und Gefangennahme, seinen Weg quer durch Osteuropa in die
sowjetischen Gefangenenlager und sein leidvolles Leben dort.
Das Buch "Vergessene Schicksale. Überlebenskampf in sowjetischen
Lagern - ein Kriegsgefangener erinnert sich" ist im Waldemar Weber
Verlag, Augsburg, erschienen. Es ist um 17 Euro im Buchhandel
erhältlich.
(Schluss)
OTS0043 2005-03-16/09:15
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