- 20.04.2004, 10:41:05
- /
- OTS0069 OTW0069
5. Offener Brief von Franz Renkin an Heinz Fischer
Wien, 20. April 2004 (ÖVP-PD) Franz Renkin, ehemaliger
Bundesgeschäftsführer der Grünen, wendet sich heute, Dienstag, in
einem Offenen Brief an den Präsidentschaftskandidaten Dr. Heinz
Fischer. ****
Sehr geehrter Herr Dr. Fischer!
Sie lassen sich gerne als begeisterten Wanderer und
Naturliebhaber darstellen. So auch letzten Sonntag als Inserat in der
auflagenstärksten Zeitung dieses Landes. Nach einer Bergtour leicht
erschöpft, aber sichtlich glücklich blicken Sie mir von Seite 7
entgegen. Gleichzeitig erklären Sie mir und Millionen anderen
Leserinnen und Lesern, die Natur als einen der höchsten Werte
schützen zu wollen. Das gelesen, schmeckte mein morgendlicher Kaffee
gleich moralinsauer.
Herr Dr. Fischer, Sie wollen uns scheint's ernsthaft einreden,
dass Ihre Person für Umweltschutz und Sorge um die Natur steht.
Schließe ich aus Ihrer umweltpolitischen Vergangenheit auf
Österreichs Zukunft, so muss ich für die Umwelt das Wort ergreifen.
Haben Sie - als langjähriger Naturfreunde-Präsident - denn schon
vergessen, dass Sie ein Haus in das Landschaftsschutzgebiet "Hohe
Wand - Dürre Wand" gebaut haben?
Auch Ihr Eintreten für das Kernkraftwerk Zwentendorf ist für mich
eine umweltpolitische Verschmutzung Ihrer Wertelandschaft. Haben Sie
- als jemand, der wieder mehr Gewissen in die Politik einbringen
möchte - vergessen, welche Ansicht Sie 1978 vertraten?
Dass Sie damals der Meinung waren, dass "in Österreich auf eine
begrenzte Nutzung der Kernenergie nicht verzichtet werden kann"
(Zukunft, 8/1978), schreibe ich Ihrer treuen Parteilinie zu. Dass Sie
aber selbst nach der Katastrophe in Tschernobyl noch 1998 meinten,
dass eine Nichtinbetriebnahme Zwentendorfs "keinen wirklichen
Sicherheitsgewinn" bedeutet hat (Reflexionen, 1998), stimmt mich mehr
als bedenklich. Denn immerhin waren Sie zu diesem Zeitpunkt bereits
"überparteilicher" Nationalratspräsident, der sich, wie Sie in der
ORF-Diskussion auch unterstrichen haben, um das Staatsganze kümmern
sollte.
1984/85 sind Sie als Wissenschaftsminister und als Präsident der
Naturfreunde für den Bau eines Kraftwerks in der Hainburger Au
eingetreten. Keine Argumente der Kraftwerksgegner konnten Sie von
Ihrer Haltung abbringen.
Sehr geehrter Herr Dr. Fischer!
Auch wenn Ihre Wahlkampfleitung einen Wertewandel inseriert, ich
glaube nicht daran. "Was ich sage, das gilt", betonen Sie immer
wieder. Schade für die Umwelt.
Ihr
Franz Renkin Ehem. Bundesgeschäftsführer der Grünen
Rückfragehinweis: ÖVP Bundespartei, Abteilung Presse und Medien
Tel.:(01) 401 26-420; Internet: http://www.oevp.at
OTS0069 2004-04-20/10:41
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NVP