- 25.07.2002, 12:45:37
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FORMAT: Ethik-Kommissionschef Huber für Fetozid bei Spätabbrüchen
Kritik an geplanter Restriktion bei Abtreibungen nach der 22. Woche
Wien (OTS) - Der leitende AKH-Mediziner und Vorsitzende der
Ethik-Kommission der Bundesregierung, Johannes Huber, äußert im
Gespräch mit FORMAT Verständnis für die Entscheidung des Gynäkologen
Peter Husslein, erstmals in Österreich vor dem Spätabbruch einen
Fetozid bei einem schwer fehlgebildeten Kind durchzuführen. Die
derzeitige juristische Ausgangslage, so Huber in der der aktuellen
Ausgabe des FORMAT, gebe "dem, was Husslein getan hat, recht". Huber
weiter: "Wenn man ein Kind stundenlang durch Kontraktionen umbringt,
dann ist es doch humaner, es vorher in Sekundenschnelle zu tun, wenn
auch die Frau es wünscht."
Der Leiter, der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Peter
Husslein, hatte Anfang Februar in seiner Privatklinik Fetomed einen
Fetozid in der 26. Schwangerschaftswoche durchführen lassen. Dabei
wurde dem Fötus eine herzlähmende Injektion verabreicht. Husslein
begründete die Maßnahme mit dem Leid der Kinder, die während der
Abbrüche qualvoll umkommen oder gar, durch den Geburtsstress noch
stärker beeinträchtigt, überleben würden. Bei 16 in der Frauenklinik
zwischen Jänner 1998 und Mai 2001 durchgeführten Abbrüchen lebten
acht Kinder bis zu mehr als eine Stunde außerhalb des Mutterleibes
weiter. Husslein war für den Fetozid stark kritisiert worden.
Kritik äußern Pränataldiagnostiker unterdessen an der geplanten
Restriktion bei Spätabbrüchen. Eine Arbeitsgruppe des
Gesundheitsministeriums schlägt vor, solche Eingriffe nach der 22.
Woche nur noch bei "nicht lebensfähigen Missbildungen" zuzulassen.
Dazu der Pränatalmediziner Josef Deutinger im FORMAT: "Die Regelung
wäre eine Einschränkung, bei der die Ärmsten der Armen kriminalisiert
werden, jene, die erst sehr spät Zugang zur Pränataldiagnostik
haben."
Ethik-Kommissionschef Huber plädiert indes im FORMAT für eine
ethische Begleitung aller Spätabbrüche nach der 16. Woche; eine
Kommission solle jeden Fall "relativ rasch" entscheiden. Huber im
FORMAT: "medikamente, die niemandem wehtun, müssen vor der Zulassung
viele Kommissionen durchlaufen. Diese Entscheidungen sind noch
wichtiger."
Rückfragehinweis:
Format-Wissenschaft
Tel.: (01) 217 55/4129
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