• 27.07.2001, 15:03:28
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Ein Ministerium wie vom Reissbrett

WirtschaftsBlatt-Kommentar über Forstinger von Herbert Geyer

Wien (OTS) - Wie würde ein Betriebsberater ein
Dienstleistungsunternehmen aufbauen, das sich "Bundesministerium für
Verkehr, Innovation und Technologie" nennt? Er würde das Unternehmen
wohl in zwei Divisionen teilen, von denen sich eine mit Verkehr, die
andere mit Innovation und Technologien beschäftigt. Dazu vielleicht
noch Stabsstellen für Controlling, Grundsatz-Angelegenheiten und
internen Service. Aus. Genau so sieht die neue Struktur für ihr
Ministerium aus, die Ministerin Forstinger an diesem Wochenende
präsentiert (siehe Bericht oben). Und das ist gut so. So kann man
arbeiten. Kurzfristige Projekte, zu deren Gelingen mehrere Einheiten
des Hauses zusammenarbeiten müssen, wie etwa der Generalverkehrsplan
- falls man bei diesem 20-Jahre-Monstrum von "kurzfristig" reden kann
- werden nicht mehr einer eigenen Abteilung zugewiesen, sondern in
flexiblen Projektgruppen erarbeitet, in die alle Fachabteilungen ihr
Know-how einbringen, und die nach Erledigung wieder auseinander
gehen. So schaut zielorientiertes Management aus. Angeblich hat
Forstinger für die neue Struktur auch schon den Sanktus ihrer
Sektionschefs. Schliesslich müssen zwei dieser Spitzenbeamten ihren
mit bis zu 100.000 Schilling dotierten Sessel zur Verfügung stellen
(zwei Sektionen bleiben ja erhalten, eine ist nur interimistisch
besetzt). Eine Schwierigkeit kommt allerdings noch: Bisher haben
Forstinger und ihr Generalsekretär ihre neue Struktur über die Köpfe
der Betroffenen hinweg kreiert. 717 der 723 Mitarbeiter des Hauses
müssen also erst noch davon überzeugt werden, dass die geplante
Struktur die bestmögliche ist. Diese Vorgangsweise ist riskant. Die
würde nicht einmal ein Unternehmer in der Privatwirtschaft wählen,
der weiss, dass er aufmüpfige Mitarbeiter, die nicht bereit sind,
notwendige Änderungen zu akzeptieren, notfalls auf die Strasse setzen
kann. Ein Grossteil der Mitarbeiter des Ministeriums sind unkündbare
Beamte. Und in der Personalvertretung hat die SPÖ eine satte Mehrheit
- und keinen Grund, der blauen Ressortchefin überraschend
vorgetragene Wünsche zu erfüllen. Die neue Struktur des
Verkehrsministeriums ist gut. Wie es gelingt, sie in die Praxis
umzusetzen, wird spannend. Wir werden sehen. (Schluss) hg

Rückfragehinweis: Redaktionstel.: 91919-305

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | PWB/OTS

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