Wien, (OTS) - Zum Ableben von Robert Hochner hat Clarissa Stadler
gebeten, einen Brief an Freunde und Kollegen von Robert Hochner im
ORF zu kommunizieren. Hier das Schreiben im Wortlaut:
Liebe Freunde, liebe Kollegen!
Es ist unfaßbar: Robert hat uns heute morgen verlassen. Viele von
euch werden es nicht glauben können, so wie ich es auch noch nicht
glauben kann.
Manche von euch, die ihn näher gekannt haben, werden mehr betroffen
sein, manche weniger, aber vermutlich ist es für alle ein Schock.
Ich möchte euch gerne ein paar persönliche Zeilen schicken, damit ihr
die traurige Nachricht nicht aus der Zeitung erfahren müßt. Außerdem
werde ich in der nächsten Zeit nicht die Kraft haben, mit euch
darüber zu sprechen. Robert ist in den vergangenen zweieinhalb Jahren
einen so schweren Weg gegangen, daß man es fast nicht beschreiben
kann.
Nach seiner ersten Krebserkrankung, die geheilt werden konnte, kam
nach wenigen Monaten eine weitere nach. Das war zu Beginn des
vergangenen Jahres. Obwohl die Diagnose sehr schlimm war, haben wir
immer gehofft, noch ein bißchen Zeit zu haben. Robert hat unter
schwersten Bedingungen und mit größter Disziplin weitergearbeitet,
solange es ging. Aber vor einem Jahr konnte er seinen Job nicht mehr
so machen, wie er es von sich selbst immer verlangt hat. Wie sehr er
darunter gelitten hat, nicht mehr im ORF sein zu können, kann sich
niemand vorstellen. Er hat jede "Ersatzbeschäftigung" zutiefst
abgelehnt. Sein Platz war in der ZIB 2, und diese seine Leidenschaft
nicht mehr leben zu können, hat ihm das Herz gebrochen.
Er hat, egal wie schlecht es ihm ging, jeden Tag seine Zeitungen
gelesen und jede nur erdenkliche Nachrichtensendung verfolgt. Der
Krankentransport des Roten Kreuz mußte auf dem Weg ins AKH jedes Mal
an seinem Kiosk halten, um die Herald Tribune zu besorgen. Er hat bis
zu den britischen Wahlen durchgehalten, dann hat ihn die Krankheit
bezwungen.
Es ist unglaublich, daß er sich auf seinem schweren Weg noch seinen
Humor beibehalten hat. Er hat die Krankheit als Zumutung empfunden,
der man mit Tapferkeit begegnen muß. Die ganz große Verzweiflung hat
er sich erst zum Schluß erlaubt.
Ich bin stolz, einem so großartigen Menschen begegnet sein zu dürfen,
er ist nicht nur meine große Liebe, sondern auch mein Lebensmensch,
von dem ich viel gelernt habe.
Ich danke euch allen für eure Unterstützung, die ihr ihm gegeben
habt. Sowohl denen, die sich um ihn gekümmert haben, als auch denen,
die ihn bewußt in Ruhe gelassen haben. Er hat gespürt, daß ihr ihn
nicht vergessen habt.
Ich wünsche mir für ihn, daß ihr auch in Zukunft an ihn denkt. Und
ich glaube, daß ihr das am besten tut, indem ihr seinen Mut und seine
journalistische Leidenschaft fortsetzt, auch in Zeiten, in denen man
sich durch Courage unbeliebt macht.
Er war ein großer Journalist, weil er kein Besserwisser, sondern ein
Mehrwisser war. Und er hat bewiesen, daß man mit Wachsamkeit und
Kritik der Wahrheit ein Stück näher kommt.
Rückfragehinweis: ORF Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Tel.: (01) 87 878-12228
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