• 19.11.2000, 11:22:51
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  • OTS0034

Commission on Radio and Television Policy diskutiert Übergang des Journalismus zu digitalen Medien

Zweitägiges Symposium "Bridging Old ad New Media" im ORF-Zentrum Wien

Wien (OTS) - Das Internet und andere digitale
Kommunikationstechnologien bieten neue Möglichkeiten der
Berichterstattung und bringen erhöhte ethische Verpflichtungen für
Journalisten und Nachrichtenorganisationen: Dies ist die
Schlußfolgerung von Journalisten, Führungskräften aus dem
Medienbereich und Entscheidungsträgern der Medienpolitik beim
Jahrestreffen der Commission on Radio and Television Policy am 17.
und 18. November im ORF-Zentrum Wien.

Ellen Mickiewicz: Integrität des Journalismus

Besondere Aufmerksamkeit widmete die Commission dem Thema der
Verantwortlichkeit bei Recherchen und Berichterstattung im Internet.
"Nachrichten können auf völlig neue Weise aufbereitet werden, unter
Verwendung der unterschiedlichsten Arten von Quellen sowie
Kombinationen von visuellen, graphischen und textlichen Mitteln",
erklärte dazu die Co-Vorsitzende der Commission, Ellen Mickiewicz,
Leiterin des DeWitt Wallace Center for Communications and Journalism
an der Duke University in den Vereinigten Staaten. "Die
Öffentlichkeit hat heute die Möglichkeit, die Welt gründlicher zu
verstehen als in der Vergangenheit. Die Chancen des Internets sind
jedoch bedingt durch die Integrität der Journalisten und die
Meinungsfreiheit."

David Brewer, CNN: Neue Qualität des Journalismus

Das Internet beeinflusse journalistische Vorstellungen darüber, was
einen vollständigen Bericht ausmache, argumentierte David Brewer,
leitender Redakteur von CNN Interactive für Europa, Afrika und den
Nahen Osten. "Nur Angst zu schüren und Interesse hervorzurufen, wird
bald als unverantwortlicher Journalismus gelten," so Brewer. Gute
Nachrichtenorganisationen müßten zumindest ins Auge fassen, durch
die gleichzeitige Veröffentlichung von Fact Files und Links zu
Informationen im Internet eine vollständigere Dokumentation jedes
Zeitungs- oder Fernsehberichts zu bieten.

Über neue Kommunikationstechnologien informieren

Die Commission rief Journalisten auch dazu auf, angesichts ihres
Einflusses auf die Gesellschaft und demokratische Regierungsformen,
insbesondere auf Wahlen, über die neuen Kommunikationstechnologien
an sich zu informieren sowie über Versuche von Regierungen,
Unternehmen oder anderen Gruppen, den freien Informationsfluss im
Internet einzuschränken, zu berichten.

Erhard Busek: Bedeutung der neuen Medien für die demokratische
Entwicklung

Dr. Erhard Busek, Co-Vorsitzender des Symposiums: "Die Commission on
Radio and Television Policy hat in den zwei Tagen des Symposiums
insbesondere die Bedeutung der neuen Medien in Mittel und Osteuropa
analysiert und aus dieser Analyse Empfehlungen für einen
‚Brückenschlag zwischen alten und neuen Medien' verabschiedet. Die
Veränderungen in den Ländern Mittel- und Osteuropas machen eine
rasche Information notwendig, wobei gerade dort die modernsten
Technologien in Politik und Wirtschaft Eingang finden. Die Bedeutung
für die demokratische Entwicklung ist an den Beispielen der
Information durch die Verteter der Menschenrechte in
Bosnien-Herzegowina und Jugoslawien sichtbar geworden. Allerdings
stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, die für den
Journalismus eine große Herausforderung bedeutet. Der Vorteil der
neuen Medien zeigt sich darin, dass hier mehr Information als in den
Medien Radio und Fernsehen angeboten werden kann. Die journalisische
Sorgfalt ist auch in den neuen Medien von größter Bedeutung. Die
Verwendung von Quellen und Daten aus dem Internet muss insbesonder
bei der Berichterstattung über Wahlkämpfen mit größter Sorgfalt
erfolgen. Hinsichtlich der notwendigen demokratischen Kontrolle und
der Transparenz ist Information öffentlicher Stellen erforderlich.
Um den Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen zu fördern,
sollten Regierungen den Umgang mit und den breiten Zugang zum
Internet fördern. Die Quellen extremistischer Veröffentlichungen im
Internet sind aufzudecken, denn nur Öffentlichkeit garantiert
entsprechende Kontrolle. Auf längere Sicht ist mit einem
Zusammenwachsen der alten und neuen Medien zu rechnen."

Regulierung ist keine Lösung

Die Teilnehmer aus 20 Ländern erkannten an, daß die neuen Medien
neue Lösungsansätze für eine Vielzahl an alten Problemen erfordern
könnten - z.B. anonyme Veröffentlichungen und Haßparolen -, warnten
jedoch davor, eine Regulierung durch die Regierungen als Lösung zu
sehen. "Das Internet ist wie ein Flohmarkt, und in diesem Flohmarkt
gibt es Taschendiebe", meinte Peter Orlov, stellvertretender
Chefredakteur der Nachrichtenabteilung von NTV International, dem
größten privaten Fernsehsender Rußlands. "Beim Versuch einer
Regulierung läuft man Gefahr, das Kind mit dem Bade auszuschütten -
und wenn die Regierungen anfangen, Kontrolle auszuüben, kann niemand
sie aufhalten."

Die Commission on Radio and Television Policy wurde 1990 vom
ehemaligen U.S. Präsidenten Jimmy Carter gegründet, um die Rolle der
freien Presse in den demokratischen Gesellschaften zu fördern. Die
Commission konzentrierte sich anfangs auf medienpolitische Fragen in
den Vereinigten Staaten, Ost- und Westeuropa, und erweiterte dann
ihren Arbeitsbereich durch neue Mitglieder aus Mittel- und Osteuropa.

Die Commission wird unterstützt durch das DeWitt Wallace Center der
Duke University, den ORF, das Institut für den Donauraum und
Mitteleuropa, die American-Austrian Foundation, die Stadt Wien, das
Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten und das
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Rückfragehinweis: ORF-Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation

Inforoom
Gerhard Bollardt
Telefon: (01) 87878/12812
0664/627 80 43

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