• 01.08.2000, 09:51:39
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  • OTS0057

Lobau: Rückzugsgebiet für Europäische Sumpfschildkröte=

Gefährdung durch ausgesetzte "Haus-Schildkröten"

Wien, (OTS) Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys
orchicularis) ist die einzige einheimische Schildkrötenart
Österreichs. Sie steht auf der Roten Liste gefährdeter Tiere
Österreichs und ist streng geschützt. Die einzige Population
Österreichs befindet sich im Nationalpark Donau-Auen, vor allem in
der Lobau, berichtet die Nationalpark-Zeitschrift Au-Blick.
Archeologische Funde zeigen übrigens, dass die Emys orchicularis
ursprünglich in Wien, Niederösterreich, Burgenland und Kärnten
gelebt hat.****

Im Wiener Teil des Nationalparks zählt speziell die Lobau zu
den letzten Rückzugsgebieten der Sumpfschildkröte. Altwässer,
reich strukturierte Uferbereiche, dichte Wasservegetation und
ausreichend Totholz sind die Voraussetzungen für einen idealen
Lebensraum. Das schwimmende Totholz benötigt die Sumpfschildkröte
vor allem zum "Sonnen". Denn diese Schildkröten sind wechselwarme
Tiere. Ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebungstemperatur ab.
In den frühen Morgenstunden klettern die Tiere daher auf die
schwimmenden Baumstämme, um durch die Sonneneinstrahlung die
nötige Körperwärme für den Stoffwechsel, die Muskeltätigkeit und
viele andere Funktionen zu erreichen. Speziell für die Atmung
müssen die Muskeln gut funktionieren. Da Schildkröten einen
starren Außenpanzer und kein Innenskelett haben, können sie nicht
durch Bewegung des Brustkorbes atmen. Sie verändern durch zwei
Muskelgruppen das Volumen ihrer Bauchhöhle. Durch rhythmisches
Anziehen und Abheben der Arme wird diese Saug- und Pressatmung der
Lungen unterstützt. Zusätzlich wird durch die Zungenbeinbewegung
die Kehle gehoben und gesenkt. Wenn die Tiere im Wasser
überwintern, können sie mit den Schleimhäuten des Schlundes einen
Gasaustausch vornehmen. Der Stoffwechsel ist dann so gedrosselt,
dass die Schildkröten mit einem sehr geringen Sauerstoffbedarf
auskommen.

Die Sumpfschildkröten halten sich vorwiegend im Wasser auf,
wo sie auch ihre Nahrung (Wasserinsekten, Larven, Wasserschnecken,
gelegentlich Kleinfische und Amphibien) finden. Vier bis acht
Wochen nach den Paarungen, die im April und Mai stattfinden, legen
die Weibchen ihre Eier ab. Auf der Suche nach geeigneten
Eiablageplätzen wandern sie bis zu mehreren Kilometern. Trifft man
eine Schildkröte an Land an, sollte man sie nicht aufheben,
sondern sich rasch und vorsichtig zurückziehen. Im Frühjahr und
Herbst schlüpfen die Jungtiere aus den Eiern und verlassen ihre
Nester. Auf dem Weg zum Wasser sind sie vielen Gefahren
ausgesetzt.

Neben den vielen natürlichen Gefahren besteht für die
Europäische Sumpfschildkröte auch eine vom Menschen verursachte.
Viele sogenannte Tierliebhaber kaufen sich Schildkröten für
zuhause. Es handelt sich meist um Tiere, die aus fernen Ländern
mit anderen Klima- und Lebensraumbedingungen stammen. Da
Schildkröten sehr alt werden können, stellen sie irgendwann eine
Belastung dar. Häufig werden sie dann einfach ausgesetzt. Die
Folge ist, dass diese Tiere entweder sofort verenden oder im
Vergleich zu ihrer Herkunft einen so optimalen Lebensraum
vorfinden, dass sie sich aggressiv vermehren. Dadurch ist die
einheimische Sumpfschildkröte in ihrem Bestand stark gefährdet.
Die "Amerikanische Rotwangenschildkröte" zählt beispielsweise zu
diesen künstlich eingebrachten Arten.

Nachdem in Niederösterreich bereits 1999 eine Studie über
Vorkommen und Gefährdung der Europäischen Sumpfschildkröte
abgeschlossen werden konnte, forscht nun die bekannte
Schildkrötenexpertin Maria Rößler in der Lobau. Sie kartiert das
Vorkommen, ihre Nistplätze und wie der Bestand dieser im
Lebensraum gefährdeten Schildkröten erhalten oder verbessert
werden kann. Die Ergebnisse sind für die Nationalpark-
Forstverwaltung Lobau (MA 49 - Forstamt Wien) wichtiger
Anhaltspunkt für die Ausführung der Naturraum- und
Managementpläne. (Schluss) ma49/schma

Rückfragehinweis: PID-Rathauskorrespondenz:

www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
DI Günther Schmalzer
MA 49 - Forstamt der Stadt Wien
Nationalpark-Forstverwaltung Lobau
Tel. 02249/23 53/Klappe 15
e-mail: sma@m49.magwien.gv.at

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