• 13.10.1998, 14:39:41
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  • OTS0202

Jungstein-, Bronze- und Römerzeit

Archäologische Funde von europäischem Rang in St.Pölten

St.Pölten (NLK) - Seit 1981 werden im Gebiet der Landeshauptstadt
umfangreiche archäologische Ausgrabungen im Zusammenhang mit der
schrittweisen Aufschließung des Industrie- und Gewerbegebietes
durchgeführt. Bei einer Pressekonferenz heute in Unterradlberg
präsentierten Bürgermeister Willi Gruber und Univ.Prof. Dr.
Johannes-Wolfgang Neugebauer vom Bundesdenkmalamt die bei den
heurigen Grabungen zu Tage getretenen sensationellen Funde.

In Ratzersdorf wurde in unmittelbarer Nähe einer der bereits beim
Bau der Schnellstraße 33 entdeckten Steinzeitsiedlung der zugehörige
Friedhof entdeckt. Bei den 12 Grabschächten mit Hockergräbern des 6.
Jahrtausend v.Chr. handelt es sich um die ältesten Beisetzungen, die
jemals im Zentralraum Niederösterreichs entdeckt wurden, "Ratzi" ist
damit auch bedeutend älter "Ötzi". Unter den Beigaben der
Jungsteinzeit stechen vor allem aus Stachelaustern, Meeresschnecken
und Kalkröhrchen erzeugte Schmuckgegenstände hervor.

In Unterradelberg wiederum konnten Grundrisse von Wohngebäuden aus
der Mitte der Jungsteinzeit (4000 v.Chr.) und der Frühbronzezeit (ca.
2000 v.Chr.) freigelegt werden. Dabei fanden sich Getreidereste,
vollständig erhaltene Tassen, Krüge, Töpfe, Schalen und Vorratsgefäße
aus Ton sowie Werkzeuge aus Knochen und Stein. Im Siedlungsbereich
kamen im weiteren in zwei Gruben auch Schatzfunde, bestehend aus
Kupferringbarren, zutage. Sie belegen, daß die bäuerliche Bevölkerung
dieser Zeit auch am Metallhandel beteiligt war. Bei einem im Bereich
der Firma Egger entdeckten Dörfchen der Spätantike wurden bislang 119
Gräber mit Schmuckausstattungen freigelegt.

Die Größe der Flächen, die 1998 erforscht wurden, beläuft sich in
Unterradlberg auf 30.000 Quadratmeter und in Ratzersdorf auf 14.000
Quadratmeter. Die Finanzierung der Ausgrabungen tragen das Magistrat
der Landeshauptstadt und das Bundesdenkmalamt. Die Grabungen werden
im nächsten Jahr, akkordiert mit der Aufschließung des
Betriebsgebietes, weiter fortgesetzt. Die sensationellen Funde von
europäischer Bedeutung werden ab 1999 im Stadtmuseum St.Pölten zu
sehen sein. Eine erste Präsentation bedeutender Einzelobjekte erfolgt
am 25. und 26. Oktober im Urzeitmuseum in Nußdorf ob der Traisen.

Dort werden auch jene zwei Meilensteine aus der Römerzeit zu sehen
sein, die am westlichen Ortsausgang von Gemeinlebarn bei Traismauer
im Zuge von Rettungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes zwischen 16. und
18. September gefunden wurden. Die auf der größeren, 2,8 Meter hohen
Säule angeführte Distanzangabe von 16 römischen Meilen entspricht 24
Kilometern und beschreibt den Weg über das Kastell Traismauer nach
der seinerzeitigen wie heutigen Hauptstadt Aelium Cetium/St.Pölten.

Rückfragehinweis: Niederösterreichische Landesregierung

Pressestelle
Tel.: 02742/200/2312

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