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3. Christian Broda-Vorlesung: Kriminalität existiert nicht.
Über die Geographie des staatlichen Strafens und das Überleben der zivilen Gesellschaft
Wien (OTS) - Vortrag von Nils Christie. Eröffnung durch Rudolf
Müller und Heinz Steinert. Anschließende Diskussion. Mittwoch, 18.
März 1998, 18 Uhr, Castelligasse 17, 1050 Wien. ****
Univ.-Prof. Dr. Nils Christie Nils Christie ist Professor für
Kriminologie an der Universität Oslo und international bekannt dafür,
daß er die staatliche Strafe nicht für die einzig mögliche und schon
gar nicht die beste Reaktion auf zwischenmenschliche Konflikte,
Schädigungen, Gemeinheiten und Katastrophen hält. Daher interessieren
ihn die verschiedenen Formen des gesellschaftlichen Umgangs mit
solchen Problemen und die Bedingungen, unter denen sie gewählt
werden. Er neigt außerdem dazu, die leicht feststellbare Tatsache
ernst zu nehmen, daß verschiedene Staaten mit sehr unterschiedlichen
Mengen und Intensitäten von staatlichem Strafen auskommen, ohne daß
die mit einem niedrigen Straf-Niveau gleich im Chaos versinken würden
- eher im Gegenteil. Auch bei uns bekannt geworden sind die beiden
auch deutsch erschienen Bücher äGrenzen des Leids" (Bielefeld 1986)
und äKriminalitätskontrolle als Industrie" (Pfaffenweiler 1995). Nils
Christies Vortrag wird die beiden genannten Komplexe mit den
Erfahrungen verbinden, die sich derzeit in Europa und der Welt mit
unterschiedlich ästraf-freudigen" Staaten machen lassen.
HR Dr. Rudolf Müller, Verwaltungsgerichtshof,
Verfassungsgerichtshof Wien, Vorsitzender des Vorstands des Vereins
für Bewährungshilfe und Soziale Arbeit.
Die Christian Broda-Vorlesung, gestiftet vom Verein für
Bewährungshilfe und Soziale Arbeit und dem Institut für Rechts- und
Kriminalpolitik, Wien, führt den Anspruch der intellektuellen und
diskursiven Durchdringung und Steuerung von Rechtspolitik weiter, den
Dr. Christian Broda in seiner Reformtätigkeit verwirklicht hat.
Einmal im Jahr spricht eine Persönlichkeit aus Wissenschaft und
Politik zur aktuellen Bedeutung eines ausgewählten Themas aus
Christian Brodas intellektueller politischer Praxis. Die Vorlesungen
werden in einer Schriftenreihe dokumentiert.
1996, im Jahr des achtzigsten Geburtstags von Christian Broda,
wurde die Reihe der Christian Broda-Vorlesungen von Dr. Heinz
Fischer, erster Präsident des österreichischen Nationalrats, mit
einer Vorlesung zum Thema äWelche Reformen braucht die Demokratie
heute?" eröffnet und im Vorjahr von Prof. Dr. Winfried Hassemer,
Richter am Bundesverfassungsgericht Karlsruhe, mit dem Thema äDie
Chancen der Privatheit angesichts neuer Kontrollbedürfnisse und
Informationstechnologien" fortgesetzt.
Rückfragehinweis: Michaela Schneider
Verein für Bewährungshilfe
und Soziale Arbeit Tel.: 01/545 95 60-340
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