- 26.02.1998, 11:57:12
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Enquete der St. Pöltner Kulturinitiative zur Zukunft der Mariazeller Bahn
Wiederaufnahme des Güterverkehrs und Ausbau der touristischen Nutzung
St. Pölten, (SPI) - Zu einer hochkarätig besetzten Enquete zum
Thema "Die Zukunft der Mariazeller Bahn" lud die St. Pöltner
Kulturinitiative am vergangenen Sonntag in die "Grasser Mühle"
nach Frankenfels im Pielachtal. Neben dem Obmann der St. Pöltner
Kulturinitiative, Labg. Karl Gruber, diskutierten u.a. Nationalrat
Robert Sigl, AK-Vizepräsident Walter Pecina, Bgm. Robert
Gruberbauer aus Weinburg und in Vertretung des Bürgermeisters der
Landeshauptstadt St. Pölten GR Franz Gunacker. Die 25 Teilnehmer
erörterten aus technischer und wirtschaftlicher Sicht die Zukunft
der Mariazeller Schmalspurbahn und erarbeiteten Schwerpunkte
künftiger Verkehrspolitik zur Sicherung der für das Pielachtal so
wichtigen Bahnstrecke.****
Zur Absicherung des Bestandes wurde von den Teilnehmern die
Wiederaufnahme des Güterverkehrs von Schwarzenbach nach Mariazell
und Gußwerk gefordert. Der Rückgang des Güterverkehrs in den
letzten Jahren trifft die wirtschaftliche Basis der Bahn, zumal
ohnehin hinsichtlich der technischen Infrastruktur in den letzten
Jahrzehnten wenig zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und der
Effizienz getan wurde. Laut Aussagen der ÖBB-Vertreter führen die
Österreichischen Bundesbahnen derzeit eine
Wirtschaftlichkeitsüberprüfung betreffend der Wiederaufnahme des
Güterverkehrs durch, wobei Szenerien über die künftige Entwicklung
der Bahn konzipiert werden sollen. Die Teilnehmer der Enquete
forderten in diesem Zusammenhang die stärkere Berücksichtigung von
Fragen der Umweltfreundlichkeit und der Lebensqualität, zumal das
Pielachtal in den letzten Jahren unter einer großen Zunahme des
LKW-Verkehrs zu leiden hat.
"Ein attraktives Tourismusangebot und die Sicherung des
Güterverkehrs sind vereinbar! Schon ein kurzer Blick über die
Grenzen in die Schweiz zeigen hier viele funktionierende
Beispiele. Was die Mariazellerbahn betrifft scheinen hier Konzepte
auf wenig Gegenliebe zu stoßen", stellt der Obmann der
Kulturinitiative, der St. Pöltner SP-Labg. Karl Gruber, fest. Eine
Bahn mit reinem Personenverkehr zu betreiben ist - aufgrund der
sehr hohen Infrastrukturkosten - nur in wirklichen Tourismus-
Schwerpunktgebieten möglich. Bei der Mariazellerbahn, eine der
schönsten Gebirgsstrecken Mitteleuropas, liegen die
Zukunftschancen eher in einer sinnvollen Kombination von Personen-
und Güterverkehr. "Trotzdem scheinen die ÖBB die Zielsetzung zu
verfolgen, den Güterverkehr auszudünnen bzw. ganz einzustellen.
Für die Aufrechterhaltung des Personenverkehrs ein Damoklesschwert
- denn die Kostensituation wird sich weiter verschärfen und jenen
Stimmen Vorschub leisten, welche die Bahn gänzlich einstellen
wollen", so Gruber.
"Die Kulturinitiative St. Pölten weist auf eine globale
Betrachtungsweise hin - auf die Umwegrentabilität der Bahn in
Sachen Umweltschutz, die wichtige Transportinfrastruktur und die
notwendige Mobilität der ansässigen Bevölkerung. Wird der
Güterverkehr vollkommen eingestellt, sind nicht nur ansässige
Betriebe dem LKW-Verkehr vollkommen ausgeliefert, es sind durchaus
auch wirtschaftliche Einbußen zu befürchten. Den Anrainergemeinden
blüht dann eine weitere Zunahme des Schwerverkehrs, welcher nicht
nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch
gesundheitliche Gefährdungen nach sich zieht. Deshalb ist es
höchste Zeit, daß sich die Verantwortlichen den zahlreichen
Konzepten mit gegebener Ernsthaftigkeit widmen, um der Wirtschaft
und der Bevölkerung sinnvolle Lösungen anzubieten", so Gruber
weiter.
Einige war man sich in der Diskussion auch über die notwendige
Attraktivierung des Personenverkehrs - vor allem für die Schüler
und Pendler. Durch Streckenbegradigungen und Investitionen in die
Sicherheitstechnik muß es zu einer maßgeblichen Verkürzung der
Fahrzeit in die Landeshauptstadt kommen - nur dann können wieder
vermehrt Fahrgäste für die Bahn gewonnen werden. Weiters muß das
Service auf den Bahnhöfen (Lautsprecherdurchsagen) verbessert
werden und es ist für ein zeitgemäßes, komfortables und modernes
Waggonmaterial vorzusorgen. Die Akzeptanz der Mariazeller Bahn in
der Bevölkerung ist eine der wichtigsten wirtschaftspolitischen
Komponenten", schloß Gruber.
(Schluß) fa
Rückfragehinweis: Landtagsklub der SPÖ NÖ
Tel: 02742/200
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