Jetzt muß Nennung in das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 erfolgen!
Innsbruck (OTS) - "Eigenart und Einzigartigkeit des Tiroler Lech
und seiner Seitenbäche übertreffen sogar unsere bisherige
Einschätzung", freut sich der WWF über eine kürzlich fertiggestellte
Vergleichsstudie. Demnach ist nicht nur das Flußsystem als solches
einzigartig, es beherbergt auch schützenswerte Lebensräume und Arten,
die sonst nirgends in Tirol zu finden sind. Als sogenannte
"Biotopbrücke" zwischen Alpen, Jura und Alpenvorland kommt dem
Lechtal überdies eine herausragende Bedeutung für den Naturschutz in
Mitteleuropa zu. Mag. Christoph Walder, Leiter des WWF Tirol:
"Angesichts dieser Datenlage muß eine Natura 2000 Ausweisung
erfolgen. Für das internationale Ansehen Tirols wäre es sicher
besser, damit nicht erst auf eine Entscheidung der EU zu warten. Der
von Landeshauptmannstellvertreter Eberle in Aussicht gestellte
Nationalpark sollte daher - als nationale Umsetzung europäischen
Rechts - unverzüglich verwirklicht werden".
Gegenüber der EU hatte die Tiroler Landesregierung die
Nichtaufnahme des Lechtals in das europäische Schutzgebietssystem
Natura 2000 damit begründet, die hier vorkommenden und nach EU-Recht
zu schützenden Lebensräume seien in anderen der 15 von Tirol
nominierten Gebiete - darunter liegen übrigens 11 im Alpenpark
Karwendel - häufiger bzw. besser zu schützen. Auf einzelne Tier- und
Pflanzenarten - ausgenommen einige Vögel - wurde in der Stellungnahme
überhaupt nicht eingegangen. Der WWF beauftragte die nun vorliegende
Studie aufgrund dieser oberflächlichen Stellungnahme, die übrigens
laut Medienberichten auch der EU nicht ausreichte, und übermittelt
sie jetzt nach Brüssel.
Nach einer Gegenüberstellung des Lechtales mit den anderen
Gebieten kommt der renommierte Biologe Univ. Doz. Dr. Armin Landmann
zu dem Schluß: "Die außergewöhnliche Eignung des Lechgebietes, als
Natura 2000 Gebiet wirklich Einzigartiges zur Erhaltung des
europäischen Naturerbes beizutragen, steht fachlich außer Frage".
Selbst im Nationalpark Hohe Tauern gibt es nur kleine Flächen
vergleichbarer Fluß-Lebensräume.
Von allen für Nordtirol nominierten Natura 2000 Gebieten weist nur
der Karwendel ein annähernd vergleichbares System von Fließgewässern
auf, allerdings mit weit weniger Natürlichkeit und Größe als jene des
Lech und seiner Seitenbäche. Auch die im Lechtal vorkommenden
'natürlichen Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse, für deren
Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen' kommen
in nur fünf der anderen Gebiete überhaupt vor. Sie sind durchwegs
kleiner und für die Erhaltung spezialisierter Tier- und Pflanzenarten
weitaus schlechter geeignet als jene im Lechtal. Auch ein Blick in
die Tierwelt belegt die einzigartige Stellung des Lechtales: Im
unteren Lechtal lebt die einzige Population der Kreuzkröte in
Westösterreich und dort befindet sich auch das einzige natürliche
Vorkommen des Steinkrebses in Tirol. Die Flußschnarrschrecke ist
einzigartig für ganz Österreich und Bilek's Azurjungfer ist gar
weltweit sonst nirgends zu finden. Mit dem Fischotter hat einer der
europaweit gefährdetsten Säugetierarten noch ein Rückzugsgebiet im
Lechtal.
Eine Kopie der Vergleichsstudie ist beim WWF Tirol gegen
Spesenersatz (AS 50.--) zu beziehen.
Rückfragehinweis: WWF Tirol
Mag. Christoph Walder
Tel.: 0512/57 35 34
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