• 20.07.2012, 11:42:18
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Stöger/Töchterle/Wechselberger präsentieren Studie "Ärztinnen und Ärzte: Bedarf und Ausbildungsstellen 2010 bis 2030"

Erstmals gemeinsame Bedarfsstudie von Gesundheits- und Wissenschaftsministerium sowie Ärztekammer

Wien (OTS) - Erstmals wurde im Auftrag des Gesundheitsministeriums
und des Wissenschaftsministeriums in Kooperation mit der Ärztekammer,
in einer gemeinsamen Studie der künftige Bedarf an Ärztinnen und
Ärzten bis 2030 voraus geschätzt. Die Studie "Ärztinnen und Ärzte:
Bedarf und Ausbildungsstellen 2010 bis 2030" wurde von der Gesundheit
Österreich GmbH erstellt und von Gesundheitsminister Alois Stöger,
Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle sowie
dem Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Dr. Artur
Wechselberger, am Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz
präsentiert. Sie beinhaltet sowohl den Ist-Stand der Ärzteversorgung,
als auch eine Prognose bis 2030 und entsprechende Empfehlungen.

Generell hat Österreich im internationalen Vergleich mit rund 4,7
berufsausübenden Ärztinnen und Ärzten pro 1.000 Einwohner (Stand:
2009) eine der höchsten Ärztedichten Europas und weltweit, die auch
in den vergangenen Jahrzehnten noch eine maßgebliche Steigerung
erfahren hat (OECD 2011). Insgesamt weist Österreich mittlerweile
fast viermal so viele Ärztinnen und Ärzte auf wie vor vierzig Jahren
(1960 bis 2010: plus 257 Prozent). Dabei ist die Zahl der
Fachärztinnen und Fachärzte deutlich stärker gestiegen (plus 470
Prozent) als jene der Allgemeinmediziner/innen (plus 115 Prozent).
Seit dem Jahr 2000 ist die Gesamtzahl der berufstätigen Ärztinnen und
Ärzte in Österreich um 30 Prozent gestiegen. Bereits jetzt verlässt
ein Teil der Medizin-Universitätsabsolventinnen und -absolventen das
Land (vor allem nach Deutschland und in die Schweiz). Um den
medizinischen Nachwuchs in Österreich zu sichern, wird daher als
zentrale Aufgabe erkannt, die Absolventinnen und Absolventen
österreichischer Medizin-Universitäten auch in den hiesigen
Arbeitsmarkt zu bringen.

Stöger: Bestmögliche Qualität sowohl in der Ausbildung, als
auch in der medizinischen Behandlung

Gesundheitsminister Stöger betonte, dass Ärzte und Ärztinnen in der
Krankenversorgung eine wichtige Rolle spielen. Umso wichtiger sei es,
so der Gesundheitsminister, dass es laufend Verbesserungen und
Adaptierungen sowohl in der Ausbildung, als auch in der Behandlung
gebe. Die vorliegende Studie zum Ärztinnen- und Ärztebedarf in
Österreich sei jedenfalls ein wichtiges Teilstück der Basis für eine
koordinierte gesamtösterreichische Planung des künftigen
Gesundheitswesens.

"Die Medizin entwickelt sich rasant weiter, sie wird moderner und
auch technischer, zudem gibt die demografische Entwicklung neue
Rahmenbedingungen vor. Um Schritt halten zu können, halte ich es für
unabdingbar, die Ausbildung aller Gesundheitsberufe anzupassen. Denn
nur so können wir garantieren, dass die österreichische Bevölkerung
auf die bestmögliche Qualität sowohl in der medizinischen Ausbildung,
als auch in der Behandlung vertrauen können. Als nächstes Projekt
werde ich deshalb eine Verbesserung der praktischen Ausbildung der
Allgemeinmediziner umsetzen ", so Stöger.

Aber auch strukturell müsse und werde sich das Gesundheitssystem
weiter entwickeln. "Ich habe in meinem Bereich auch bereits wichtige
und notwendige Reformen begonnen. Nach der Sanierung der Kassen und
einer Neugestaltung der rechtlichen Voraussetzungen für
Gruppenpraxen, wird im Moment auf Hochtouren an einer Spitals- und
Gesundheitsreform gearbeitet. Mit der erfolgten politischen Einigung
auf eine gemeinsame Planung-, Steuerung- und Finanzverantwortung des
Gesundheitssystems durch Bund, Land und Sozialversicherung sind wir
in der Mitte des Weges angekommen. Nun geht es darum, den Weg der
notwendigen strukturellen Änderungen zu Ende zu gehen. Ich bin
zuversichtlich, dass uns das gelingen wird", bekräftigte
Gesundheitsminister Stöger.

Töchterle: Bieten qualitativ hochwertiges Medizinstudium -
setzen uns für Verlängerung der Medizinerquote ein

"Das Medizinstudium in Österreich hat eine lange und weltweit
anerkannte Tradition in Forschung und Ausbildung", so Wissenschafts-
und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle. Die Medizinischen
Universitäten in Innsbruck, Graz und Wien haben in den vergangenen
Jahren mit der Adaptierung ihrer Curricula in Richtung einer
verstärkten klinischen und patientenorientierten Ausbildung, der
markanten Senkung der Drop-Out-Raten der Studierenden sowie der
durchschnittlichen Studiendauer, der Einführung des
klinisch-praktischen Jahres und derzeitigen Überlegungen zu einem
einheitlichen Aufnahmeverfahren richtige Schritte in die Zukunft der
medizinischen Ausbildung gesetzt. "Sie tragen damit wesentlich zur
weiteren Steigerung der Qualität des Studiums bei", betont Töchterle.

Die Attraktivität und hohe Qualität der heimischen Medizinausbildung
zeige sich auch daran, dass viele junge Menschen aus dem Ausland zum
Medizinstudium nach Österreich kommen möchten. Aktuell sind 75
Prozent der Plätze für Studienanwärter/innen mit österreichischem
Reifeprüfungszeugnis reserviert, 20 Prozent für jene aus EU-Ländern
und 5 Prozent für jene aus Drittstaaten. Bekanntlich hat die
EU-Kommission im November 2007 Österreich ein Moratorium zur
Aussetzung eines möglichen Vertragsverletzungsverfahrens wegen dieser
Quotenregelung gewährt. Dieses Fünf-Jahres-Moratorium würde im
November auslaufen. "Wir sind betreffend Verlängerung in ständigem
und sehr gutem Kontakt mit der EU-Kommission", unterstreicht der
Minister. Die Studie zeige: Es brauche eine Quotenregelung, um die
medizinische Versorgung in Österreich sicherstellen zu können. Denn:
laut Umfragen wollen 75 Prozent der deutschen Medizinstudierenden
nach ihrem Studium in Österreich ins Ausland.

Die vorliegende Studie zeigt aus Sicht des Wissenschaftsministers
weiters, dass - gerade auch in Hinblick auf die sehr hohe Ärztedichte
- Optimierungspotenziale in anderen Bereichen des Gesundheitswesens
außerhalb der universitären Zuständigkeit genutzt werden müssen.
Weiters sollen die Rahmenbedingungen für Absolventinnen und
Absolventen verbessert werden, um der Abwanderung entgegen zu wirken
und als Standort attraktiv zu bleiben.

ÖÄK-Wechselberger: Bessere Arbeitsbedingungen für Mediziner
unabdingbar

Für Artur Wechselberger, Präsident der Österreichischen Ärztekammer
(ÖÄK), bestätige die Studie jahrelange Warnungen der ÖÄK. "Auch wenn
die beiden vorliegenden Berechnungsmodelle eine große Bandbreite
aufweisen, zeigen doch beide, dass es nicht fünf, sondern zwei vor
Zwölf ist. Die Gesundheitspolitik hat noch etwa 15 Jahre Zeit, das
Ruder herumzureißen. Das sind nicht einmal zwei vollständige
Mediziner-Ausbildungszyklen."

Im besten Fall, so die Studie, wäre der Mangel an Fachärzten und
Allgemeinmedizinern erst in etwas mehr als zehn Jahren österreichweit
und fächerübergreifend spürbar. Im zweiten, ebenso realistischen
Szenario ginge die Schere zwischen Angebot und Bedarf an Ärzten
bereits in den nächsten Jahren auf. Spätestens 2030 wäre dann die
ärztliche Versorgung der Bevölkerung auf Basis des heutigen Niveaus
nicht mehr gesichert. Regional und fachspezifisch klafften allerdings
schon heute große Lücken, erklärte der ÖÄK-Präsident. Viele
Landgemeinden müssten längst ohne niedergelassene Ärzte auskommen und
sogar in den Landeshauptstädten blieben Kassenstellen unbesetzt.

Unabdingbar sei daher für Wechselberger die Verbesserung der
Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen für Mediziner. Das betreffe
erstens die Sicherstellung der verpflichtenden einjährigen Lehrpraxis
sowie den sinnvollen Einsatz von Turnusärzten, der sich auf die
ärztlichen Ausbildungserfordernisse konzentrieren müsse.
Zweitens müssten die Arbeitszeitgesetze im Spital strikt eingehalten
werden bzw. brauche man ein praktikables Gruppenpraxengesetz, das den
niedergelassenen Ärzten flexiblere Arbeitszeitmodelle ermögliche.
Eine einigermaßen ausgeglichene Work-Life-Balance sei
Basisvoraussetzung für die Berufsentscheidung von Jungmedizinern, so
Wechselberger.
Drittens sei eine leistungsgerechte Entlohnung unabdingbar. "Es kann
nicht sein, dass ein Spitalsarzt, der nach langer universitärer
Ausbildung die Verantwortung für Leben und Tod trägt, nur durch
enorme Überstunden einen halbwegs angemessenen Verdienst erreicht.
Oder dass eine Allgemeinmedizinerin mit Gebietskrankenkassen-Vertrag
heute so viel verdient wie vor fünfzehn Jahren, dabei aber immer mehr
Ältere und chronisch Kranke versorgt, die umfassende Betreuung
brauchen", erklärte der ÖÄK-Präsident. Und schließlich müsse man beim
Bürokratieabbau endlich Nägel mit Köpfen machen, damit Ärztinnen und
Ärzte wieder ihre Kernaufgaben erfüllen könnten. Dazu gehöre auch das
Gespräch. "Ich führe selbst eine Praxis und weiß aus Erfahrung:
Ärztliche Zuwendung ist kein Luxus, sondern eine effektive
Unterstützung bei Anamnese und Therapie", betonte der
Ärztekammerpräsident.

SERVICE: Die komplette Studie finden Sie auf der GÖG-Homepage unter:
http://www.goeg.at/de/BerichtDetail/Aerzte-und-Aerztinnen.html

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:

Rückfragehinweise:
   
   Bundesministerium für Gesundheit
   Sigrid Rosenberger, Pressesprecherin
   Radetzkystraße 2, 1030 Wien
   Tel.: +43/1/71100-4506
   sigrid.rosenberger@bmg.gv.at
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   Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
   Elisabeth Grabenweger, Pressesprecherin
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   Fax: +43/1/53120-99-9014
   elisabeth.grabenweger@bmwf.gv.at
   www.bmwf.gv.at
   
   
   Pressestelle der Österreichischen Ärztekammer
   Andrea Riedel
   Nibelungengasse 13; 1010 Wien
   Tel.: 01/5131833/45
   Fax.: 01/5131833/54
   a.riedel@aerztekammer.at
   www.aerztekammer.at

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