• 12.11.2025, 09:41:04
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Caritas: Sozialhilfe braucht Reform – keine Kürzungen auf Kosten von Kindern

Neue Zahlen zeigen, wie tief Armut in Österreich reicht. Caritas Österreich Präsidentin Tödtling-Musenbichler fordert: „Armut beenden, Kinder absichern.“

Wien (OTS) - 

Sozialhilfe reicht nicht zum Leben.
Wie neueste Zahlen des Sozialministeriums zeigen, schützt Sozialhilfe in Österreich nicht vor Armut. Über 200.000 Menschen mussten im Jahr 2024 auf das letzte soziale Netz, die Sozialhilfe zurückgreifen – ein Anstieg von 4,5 Prozent. Besonders betroffen sind Kinder: Denn sie machen den Großteil der Bezieher*innen aus.


„Diese Zahlen sind ein Weckruf. Sozialhilfe soll Menschen in Notsituationen auffangen und ihnen auf die Beine helfen. Stattdessen lässt sie zu viele durch das Netz fallen“, sagt Nora Tödtling-Musenbichler. „Armut ist Realität in Österreich. Wer auf Sozialhilfe angewiesen ist, kann sich das Nötigste oft nicht leisten: kein Geld für Schulmaterialien, keine warme Wohnung, keine kostenpflichtige Freizeitaktivitäten. Das ist kein Randproblem, sondern betrifft zehntausende Kinder in Österreich.“

Armut ist Alltag – besonders für Kinder
Kinder stellen die größte Gruppe unter den Bezieher*innen von Sozialhilfe dar: 37 Prozent von ihnen sind unter 18 Jahre alt. Die neuen Daten zeigen, wie prekär ihr Alltag ist. In Haushalten mit Kindern können 70 Prozent keine unerwarteten Ausgaben bestreiten, 23 Prozent können sich keine kostenpflichtigen Freizeitaktivitäten leisten und 46 Prozent können Rechnungen nicht pünktlich begleichen.


Auch die Bereiche Gesundheit und Wohnen sind betroffen: 28 Prozent der Sozialhilfe-Empfänger*innen leben in feuchten oder beschädigten Wohnungen und 51 Prozent schätzen ihren Gesundheitszustand als schlecht oder sehr schlecht ein. 20 Prozent leben trotz Sozialhilfe in absoluter Armut.

Sozialhilfe braucht Reform. Sie braucht Herz und Verstand.
„Die Sozialhilfe ist das letzte Netz, das halten muss, wenn alles andere versagt. Und sie darf niemanden unter das Existenzminimum fallen lassen“, sagt Tödtling-Musenbichler. „Doch die Realität zeigt: Das System sichert schlecht ab. Wer heute auf Sozialhilfe angewiesen ist, kann sich das Leben oft nicht leisten.“


Die Caritas fordert daher eine echte Reform statt punktueller Anpassungen. Benötigt wird eine Neuausrichtung, die die Grundidee der Sozialhilfe wiederherstellt. Menschen in Not auffangen, nicht verwalten. „Wir brauchen eine Sozialhilfe, die hält, was sie verspricht – ein verlässliches, bundesweit einheitliches Netz, das Menschen in einer Notlage auffängt“, sagt Tödtling-Musenbichler.

Die Caritas warnt vor einem Auseinanderdriften der Systeme. Einige Bundesländer arbeiten an eigenen Modellen. „So entsteht ein Fleckerlteppich, der Gerechtigkeit durch Zufall ersetzt“, kritisiert Tödtling-Musenbichler. „Es braucht eine bundesweite Regelung, die überall gleiche Chancen sichert.“

Kinder absichern statt vergessen
Die Caritas warnt vor einer Reform, die zu Verschlechterungen führen würde. „Das Versprechen einer Kindergrundsicherung darf nicht gebrochen werden“, sagt Tödtling-Musenbichler. Die geplante Anrechnung der Familienbeihilfe auf die Sozialhilfe würde einer Kürzung um bis zu 200 Euro pro Kind und Monat gleichkommen und wäre „ein direkter Angriff auf das Existenzminimum von Kindern“. „Kinder und Familien sind keine Budgetposten, sie sind eine Investition. Wer Kinderarmut bekämpft, sichert Zukunft“, so Tödtling-Musenbichler.

Unsere Forderungen:

  • Reform mit Ziel: Eine bundesweit einheitliche Sozialhilfe, die Armut bekämpft, statt sie zu verwalten.

  • Kindergrundsicherung jetzt! Jedes Kind soll abgesichert sein – unabhängig vom Einkommen der Eltern.

  • Keine Anrechnung der Familienbeihilfe: Kürzungen bei Kindern sind inakzeptabel.

  • Bundesweite Mindeststandards: Schluss mit dem Fleckerlteppich. Sozialhilfe darf nicht von der Postleitzahl abhängen.

  • Aktive Arbeitsmarktpolitik: In den Arbeitsmarkt bringen durch Ausbildung, Integration und faire Chancen statt Kürzungen.

Caritas fordert: Sozialhilfe muss armutsfest werden.
„Wir brauchen eine echte Reform statt Schnellschüsse. Eine Sozialhilfe, die Armut bekämpft, statt sie zu verwalten“, sagt Tödtling-Musenbichler. „Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass Armut in Österreich zum Alltag gehört. Armut ist kein Schicksal, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen. Und sie kann beendet werden.“

Rückfragen & Kontakt

Caritas Österreich
Mag. Ursula Grabher, MAS
Telefon: +43 676 5472309
E-Mail: ursula.grabher@caritas-austria.at

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