- 05.05.2023, 12:58:06
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„kulturMontag“ am 8. Mai: Hymnen-Kritik, ESC-Metropole Liverpool, teures Mieten
Danach: Neues Porträt „Axel Corti – Der genaue Beobachter“ zum 90. Geburtstag – ab 22.30 Uhr in ORF 2
Utl.: Danach: Neues Porträt „Axel Corti – Der genaue Beobachter“ zum
90. Geburtstag – ab 22.30 Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - Peter Schneeberger begrüßt zu einem abwechslungsreichen
„kulturMontag“ am 8 Mai 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2. Die Sendung setzt
sich u. a. mit der aktuellen öffentlichen Länderhymnen-Debatten
auseinander, bringt anlässlich des bevorstehenden Eurovision Song
Contests in Liverpool ein Porträt der eindrucksvollen „City of Pop“,
wo die Wurzeln der legendären Beatles liegen, und befasst sich mit
dem Thema Teuerung anhand der Mietpreisentwicklungen. Anschließend an
das Magazin steht das neue Porträt „Axel Corti – Der genaue
Beobachter“ (23.30 Uhr) zum 90. Geburtstag des 1993 verstorbenen
Regisseurs, Autors und Radiomachers auf dem Programm. Seine 1971
entstandene Regiearbeit „Der Fall Jägerstätter“ über ein dunkles
Kapitel österreichischer Zeitgeschichte ist um 0.10 Uhr in ORF III zu
sehen.
Herz, Hoamat, Hymnen – Der Lobgesang in der Kritik – dazu Franzobel
im Studio
Gleich vier österreichische Landeshymnen stehen derzeit in der
öffentlichen Diskussion. In einem offenen Brief an die
Landeshauptleute von Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und
Niederösterreich forderten die IG Autorinnen und Autoren rund um
Mastermind Gerhard Ruiss vor Kurzem Änderungen, seien die Lieder doch
historisch belastet. In Oberösterreich steht der Verfasser des
Textes, Franz Stelzhamer, ein radikaler Antisemit, der den Genozid an
den Juden befürwortet habe, im Fokus. Der Liedtexter von
Niederösterreichs Hymne Franz Karl Ginzkey wird als
nationalsozialistisch vorbelastet erachtet. In Salzburg habe sich
Komponist Ernst Sompek nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten in Österreich gebrüstet, ein illegales
österreichisches NS-Parteimitglied gewesen zu sein. Der Dichter Anton
Pichler wiederum soll ein kriegsverherrlichender Priester gewesen
sein. In Kärnten könnte das Problem nach Ansicht der IG einfacher
gelöst werden. Hier müsste man nur die vierte Strophe streichen, die
Agnes Millonig, eine frühe, damals noch illegale Nationalsozialistin,
geschrieben hatte. Seither gehen die Wogen hoch und die Debatte reißt
nicht ab. Sind Hymnen ein unverrückbares Identifikationssymbol für
ein Land oder sollten die braunen Flecken der Vergangenheit im Jahr
2023 endlich durch neue Texte beseitigt werden? Eine Kontroverse, die
nicht ganz neu ist: Schon 2012 stand – aus anderen Gründen –
Österreichs Bundeshymne auf dem Prüfstand. Nach 65 Jahren und
unendlichen Querelen wurde damals die Textzeile von Paula von
Preradovic in „Heimat großer Töchter und Söhne“ geändert. Der
„kulturMontag“ hat sich in der Künstlerschaft nach Lösungen umgehört
und bittet Schriftsteller Franzobel zum Gespräch im Studio.
„City of Pop“ – Die ESC-Stadt Liverpool im Porträt
Am 13. Mai geht im britischen Liverpool der Eurovision Cong Contest
2023 über die Bühne – Österreich ist mit seinem Duo TEYA & SALENA im
Wettbewerb vertreten. Die „City of Pop“ springt als Austragungsort
für den Vorjahressieger Ukraine ein. Ein magischer Ort, der aufgrund
der vielen Nummer-1-Hits schon längst im Guinness-Buch der Rekorde
gelandet ist. Kein Wunder, stammen doch die legendären Beatles aus
Liverpool. Den Alltime-Superstars wurden nahezu flächendeckend in der
Stadt Denkmäler gesetzt und eine „Magical Mystery Tour“ führt jeden
Tag Gäste und Beatles-Fans von der „Penny Lane“ nach „Strawberry
Fields“. Bis heute ist die Band aus den 1960er Jahren neben dem
Fußballclub FC Liverpool die wichtigste Marke der Stadt. Doch auch
die Kultformation der 1980er Jahre „Frankie goes to Hollywood“ stammt
aus der rund 500.000-Einwohner-Stadt am Meer im Nordwesten Englands,
wo der River Mersey in die Irische See mündet. Die Gruppe feiert nach
36 Jahren im Vorfeld des ESC ihr Comeback. Von der Krise um den
abgehalfterten Hafen zum Mekka des Pop; vom wirtschaftlichen
Niedergang in den 1970ern zum Aufstieg als europäische
Kulturhauptstadt 2008 – keine Stadt Europas hat nach unzähligen Ups
and Downs eine derartige Karriere hingelegt. Trotz Schlachtrufs
„You’ll never walk alone“ des berühmten Fußballklubs FC Liverpool,
der auch als Slogan der Stadt durch die Krisen Großbritanniens
navigieren soll, ist kein Ende der Probleme in Sicht. Durch den
Brexit, gegen den sich die Liverpooler mehrheitlich entschieden
hatten, die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg ist es um die
britische Wirtschaft wahrlich nicht gut bestellt. Kann der Pop-Event
etwas daran ändern?
Zwischen Wohnungsnot und Leerstand – Teures Mieten
Das Thema Teuerung ist aktuell in aller Munde: Neben Lebensmitteln
und Benzinpreisen sind es vor allem stark gestiegene Mietkosten, die
viele Menschen in Geldnot bringen. Die sogenannte Mietpreisbremse ist
politisch gescheitert, die Mietpreisspirale dreht sich weiter, ebenso
steigen die Preise für Immobilien stetig an. Wohnen wird zum
Luxusgut. Was also tun? In Portugal setzt die sozialistische
Regierung jetzt drastische Maßnahmen: Nach einer Mietpreisdeckelung
und dem Stopp von Lizenzen für Touristenwohnungen kommt nun die
Zwangsvermietung von leerstehenden Objekten. Ein so weitreichender
Eingriff ins Eigentumsrecht wird in Österreich nicht gefordert.
Tatsächlich aber sehen die Wohnbauforschung sowie die Städteplanung
die Politik in der Pflicht. Die Gründe für die Teuerung seien
vielfältig. So herrscht in Österreich und insbesondere in Wien ein
regelrechter Bauboom – und doch steigen die Preise sowohl für
Eigentums- als auch für Mietwohnungen in der Hauptstadt stetig an.
Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer Wien stellt diesen
scheinbaren Widerspruch in den Fokus. Demnach ist neben steigenden
Grundstückspreisen auch die Tatsache, dass prozentuell gesehen immer
weniger geförderte Wohnungen gebaut würden, ein Grund für die
Teuerung. Auch die Österreichische Nationalbank warnt schon seit
Jahren vor einer Immobilienblase: Es werde mehr gebaut als gebraucht.
Die Architektin und Wohnbauforscherin an der Uni Graz Andrea Jany
bemängelt, dass es in Österreich keinerlei wissenschaftliche
Untersuchungen zu den Themen Wohnungsnot und Wohnbedarf gibt. Niemand
könne mit Sicherheit sagen, wie viele Immobilien leer stehen und
warum. Erst wenn eine Gemeinde den Wohnbedarf erhoben hat, könne man
Ursachenforschung betreiben und sinnvolle Maßnahmen zur Bekämpfung
spekulativen Leerstands setzen.
Dokumentation „Axel Corti – Der genaue Beobachter“ (23.30 Uhr)
Axel Corti – Regisseur, Autor, Radiomacher und Journalist: 25 Jahre
lief seine Sendung „Der Schalldämpfer“ auf Ö1. Er war ein Unbequemer,
ein Visionär. Er stellte unangenehme Fragen im Österreich der
Nachkriegsgeneration. Im Film „Axel Corti – Der genaue Beobachter“,
einer neuen, von Robert Altenburger gestalteten Dokumentation des ORF
Salzburg mit der ORF-TV-Kultur, erwachen sein Geist, sein Mut und
seine Visionen zu neuem Leben.
Axel Corti wurde 1933 in Frankreich geboren. Er erlebte die
turbulenten Kriegs- und Nachkriegsjahre. Nach Stationen in der
Schweiz, England und Deutschland gelangte Corti 1949 nach Österreich.
Ab den 1950er Jahren war er im Landesstudio Tirol in der Literatur-
und Hörspielabteilung tätig, mit der von 1969 bis 1993 im ORF
wöchentlich ausgestrahlten Sendung „Der Schalldämpfer“ schrieb er
Radiogeschichte.
Schon bald begann er als Filmemacher zu arbeiten. Mit dem Film „Der
Fall Jägerstätter“ (1971) gelang ihm eine mutige, viel diskutierte
Annäherung an ein dunkles Kapitel österreichischer Zeitgeschichte.
1986 schaffte er mit „Welcome in Vienna“ den internationalen
Durchbruch. Corti setzte sich für die heimische Filmbranche ein und
war in den 1980er Jahren für das Zustandekommen des
Filmförderungsgesetztes mitverantwortlich. Er war einer der
Initiatoren des französisch-deutschen TV-Senders ARTE.
Ab 1964 war Axel Corti mit seiner Frau Cecily verheiratet, mit der er
drei Söhne bekam. 1968 zog er mit seiner Familie nach Salzburg, wo er
den alten Pfarrhof von Arnsdorf erwarb und renovierte. Bei den
Salzburger Festspielen inszenierte Corti 1988 „Die Hochzeit“ von
Elias Canetti und erntete damals heftige Kritik dafür. In seinen
Radiosendungen, Büchern und Filmen stand, wie er selbst sagte, „immer
der Mensch im Vordergrund“. Diesem Grundgedanken blieb Corti treu.
Bis zu seiner letzten „Schalldämpfer“-Sendung am 26. Dezember 1993 –
drei Tage vor seinem Tod.
Regisseur Robert Altenburger trifft Axel Cortis Witwe, Cecily Corti,
seinen Sohn Severin, den ehemaligen ORF-Generaldirektor Teddy
Podgorski und den jungen Salzburger Musiker Benjamin Herzl, der
anlässlich Cortis 90. Geburtstag 2023 in Wien und Salzburg ein
Axel-Corti-Symposium veranstaltet. Der Film begibt sich auf
Spurensuche und zeigt auch die persönliche Seite des Menschen Corti.
In einem Punkt sind sich alle Gesprächspartner des Films einig: Axel
Corti, der Unbequeme und Mutige, beeinflusst die österreichische
Kultur- und Filmszene bis heute.
Flimmit (flimmit.at) erinnert ab 7. Mai an den österreichischen
Regisseur mit zwei Doku-Neustarts: „Axel Corti – Der scharfe
Beobachter“ (verfügbar ab 9. Mai) und „Ich über mich“. Ebenfalls im
Paket enthalten: der Film „Wie der Mond über Feuer und Blut“, Cortis
Drama über die junge Maria Theresia.
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